Das Team hinter Arttrade: Svenja Heyer, David Riemer und Julian Kutzim (Bild: PR)

Kunsthandel-Startup Arttrade sammelt zwei Millionen Euro ein

Exklusiv: Es gibt mittlerweile viele Startups, die Investments in sogenannte Collectables – also wertvolle Sammlerstücke – digitalisiert anbieten. Arttrade ist eines davon und fokussiert sich gezielt auf den Kunstmarkt. Nun hat das Team eine zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen und bis dato zwei Million Euro von Investorinnen und Investoren erhalten. Wie setzt es das neue Kapital ein?

In den Pitchdecks deutscher Fintechs hat sich eine Phrase fest verankert: Die „Demokratisierung“ von Asset-Klassen, die sonst nur wohlhabenden Anlegerinnen und Anlegern zugänglich waren. Neben Weinen und Autos, Immobilieninvestments und Risikokapital soll auch der Kunstmarkt der breiten Masse zugänglicher gemacht werden. Ein Düsseldorfer Team um die Gründerinnen und Gründer Svenja Heyer, David Riemer und Julian Kutzim versucht dies seit 2021 mit ihrem Startup Arttrade.

Ihr Modell: Sie kaufen Kunstwerke und tokenisieren Anteile daran zum Kauf für Anlegerinnen und Anleger. Die Kundschaft wird dabei nicht an der Kunst selbst beteiligt, sondern mittelbar über nachrangige Schuldverschreibungen. Arttrade arbeitet dafür im Hintergrund mit der Bafin-lizenzierten Effecta GmbH zusammen. Ab einer Summe von 1.000 Euro können Anlegerinnen und Anleger so etwa in Werke von Kunststars wie Gerhard Richter oder Damien Hirst investieren.

Kunst-Investments ab 1.000 Euro

Um das Risiko zu begrenzen, fokussiert sich Arttrade bei der Auswahl der Kunstwerke auf sogenannte „Blue Chip Kunst“. Abgeleitet aus dem Börsen-Jargon, beschreibt der Begriff die renommiertesten Künstlerinnen und Künstler, deren Werke als hochqualitativ und liquide handelbar gelten. Eine Referenz dafür soll zum Beispiel der Index ArtPrice100 sein – eine Art Dax für Künstlerinnen und Künstler. Dieser Index konnte über die vergangenen 20 Jahre mit knapp neun Prozent Rendite sogar den Dax und S&P500 schlagen.

Arttrade bietet aktuell zwölf verschiedene Anlagemöglichkeiten – von Einzelwerken bis hin zu kleinen Serien und Sammlungen. Erst im Juli brachte das Startup ein breiteres Portfolio zusammen mit dem Kunst-Handelsunternehmen Weng Fine Art heraus, das eine Art Kunst-ETF abbilden soll (Finance Forward berichtete). Die historischen Renditen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler schwanken je nach Portfolio zwischen 0,4 und knapp 17 Prozent pro Jahr – eine große Spannweite, die mitunter starken Schwankungen unterliegt. Doch Arttrade glaubt an das Potenzial der Selektion. „Wir greifen auf ein Netzwerk von renommierten Kunstexpertinnen und -experten zurück, die uns beim Kauf unterstützen“, sagt Mitgründer Julian Kutzim. „Dazu analysieren wir jedes Werk datenbasiert und bestimmen so den Marktwert und die potenzielle Entwicklung.“ Rund 1,5 Millionen Assets-Under-Management habe das Startup bislang über seine Plattform verwaltet – im Bereich der Privatanleger. Die Summe für Geschäftskunden möchte der Gründer nicht verraten.

Eine gewisse Risikoneigung gehört zum Geldanlegen auf dem Kunstmarkt dazu: Die Renditeerwartungen gelten als schwer prognostizierbar, im Basisinformationsblatt der Arttrade-Produkte werden sechs von sieben Risiko-Punkten vergeben. Dieser Risikoindikator bündelt Informationen zu Marktrisiken, Bonitätsrisiken und Liquiditätsrisiken und soll Verbaucherinnen und Verbrauchern bei der Beurteilung des Anlageproduktes helfen – Aktien werden im Schnitt zum Beispiel mit drei bis vier Risiko-Punkten bewertet. Laut Kutzim sollte diese Anlageklasse daher eher als Portfolio-Beimischung von fünf bis zehn Prozent genutzt werden.

Frisches Geld für eine Geschäftskunden-Sparte

Nun hat das junge Fintech Geldgeber wie Ingo Hillen, Chef des frühen Trade-Republic-Investors Sino AG, und die Rhein Asset Management überzeugen können. Auch einige Business Angels aus dem Fintech-Bereich sollen unter den Geldgeberinnen und Geldgebern sein. Über zwei erste Runden hat Arttrade nach eigenen Angaben insgesamt zwei Millionen Euro an Kapital eingesammelt. Die weitere Finanzierung sei damit mindestens für ein Jahr gesichert, so Kutzim.

Das Geld soll den weiteren Ausbau der Geschäftskunden-Sparte finanzieren. Das Angebot für Vermögensverwalter, Family Offices und Privatbanken hat das Team als Reaktion auf das schwierige Marktumfeld des vergangenen Jahres gestartet. „Wir haben wahrgenommen, dass das Geld bei vielen Anlegern weniger locker sitzt“, sagt Kutzim. „Darauf haben wir aber schnell reagiert, unsere Marketingausgaben zurückgefahren und unser Angebot auf Geschäftskunden erweitert.“

Eine Abwendung vom Privatkundenbereich soll dies aber nicht bedeuten. „Wir werden den Retail-Bereich weiterhin ausbauen“, sagt Kutzim. „Dazu werden wir neben Einzel-Assets auch neue Kunst-Portfolios anbieten. Aktuell arbeiten wir zum Beispiel an einer Bündelung von Unikaten.“ Neben der inhaltlichen Entwicklung sollen in diesem Jahr auch einige technische Neuerungen live gehen: So arbeitet Arttrade zum Beispiel an einer Sparplan-Funktion und daran, einen Sekundärmarkt für die Token anzubieten. Dies würde es Investorinnen und Investoren ermöglichen, ihre Anteile vor der durchschnittlichen Haltedauer von fünf Jahren zu verkaufen. Ob und wie liquide der Markt für solch exotischen Anlageklassen sein wird, muss das Team dann unter Beweis stellen.