„Bonusprogramm auf Prüfstand“ – wie geht es mit der Amazon-Kreditkarte weiter?
Exklusiv: Das Berliner Fintech Solaris übernimmt in Zukunft die rund 1,3 Millionen Kunden der ADAC-Kreditkarte. Der Automobilclub wechselt damit vom bisherigen Partner der Berliner Landesbank, die auch hinter Amazons Bankangebot steht. Es stellt sich die Frage, was der Deal für die Zukunft der Kreditkarte des Online-Händlers bedeutet. Erste Details sind nun bekannt.
Amazon will sein Kreditkartenprogramm offenbar grundlegend neu gestalten, auch das beliebte Bonusprogramm stehe auf dem Prüfstand, sagt ein Insider. Einschränkungen seien vorgesehen, heißt es von einer mit den Vorgängen vertrauten Person. Bis zu drei Prozent des Umsatzes erhalten die circa eine Million Kunden bislang als Cashback, das sie für Einkäufe bei dem Online-Händler verwenden können. In den Rezensionen für das Angebot wird deutlich, dass dies einer der Hauptgründe ist, die Amazon-Kreditkarte zu verwenden. Wie die Neugestaltung aussehen könnte, ist derweil unklar. Eine Amazon-Sprecherin will sich zu dem Sachverhalt nicht äußern.
Ein neuer Deal Anfang der Woche hatte die Frage erneut aufgeworfen, wie es mit dem Banking-Angebot des Online-Händlers weitergeht. Das Berliner Fintech Solaris übernimmt nach Informationen von Finanz-Szene die Partnerschaft für die Kreditkarten des Automobilclubs ADAC mit rund 1,3 Millionen Kunden. Partner im Hintergrund ist bislang die Landesbank Berlin (LBB), die ebenfalls mit Amazon zusammenarbeitet. Auch diese Kooperation steht vor dem Aus, wie Finance Forward berichtete. Die ursprüngliche Frist für das Ende am 31. Dezember 2022 ist allerdings noch einmal von der Landesbank verlängert worden, eine neue Deadline für das Ende des Geschäftsbereichs der Bank ist offenbar Ende 2024. Auf Nachfrage wollte die LBB keine Fristen nennen.
Keine Neukunden seit einigen Monaten
In den vergangenen Monaten liefen die Verhandlungen zwischen Amazon und potenziellen neuen Partnern. Zu aussichtsreichen Kandidaten zählten die DKB, Solaris, Hanseatic Bank und Barclays. Der Status der Gespräche ist jedoch ebenfalls unklar. Doch das Kreditkarten-Angebot ist bereits seit Monaten für Neukunden pausiert. Dies sei so geplant gewesen, heißt es.
Eine Kooperation mit dem amerikanischen Techunternehmen gilt als prestigeträchtig. Allerdings ist Amazon dafür berüchtigt, die Konditionen hart zu verhandeln, sagen Branchenkenner. Der Online-Händler sitzt dabei am längeren Hebel. Und es stellt sich zum Beispiel die Frage nach den Ertragsquellen für den Partner: Wie viel würde eine Karte kosten? Der Preis dürfte gering sein und damit auch der Anteil der sogenannten Provisionserträge, die bei der Bank hängenblieben. Wichtigere Einnahmequelle wären dann die Zinseinnahmen, die aber schwieriger zu managen sind. Auch ist die große Frage, wer die Kosten für die künftigen Marketingkampagnen trägt. Amazon wollte sich auf Anfrage nicht zum Stand äußern.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Amazon seine Kreditkarte komplett einstampft. In Großbritannien nimmt es keine Kunden mehr an und die Konten von rund 800.000 Kunden werden in den kommenden Monaten geschlossen. Trotz der beliebten Cashback-Programme ist Amazon offenbar nicht in jedem Markt von dem Produkt überzeugt.