Worldcoin-Gründer: „Wir wollen das größte Finanznetzwerk der Welt bauen“
Worldcoin ist eines der derzeit ambitioniertesten Krypto-Projekte: Nach einem Iris-Scan soll jeder Mensch eine individuelle ID bekommen, mit der er auch Digitalwährungen handeln kann. Wie weit ist das Vorhaben? Und wie geht das US-Startup mit dem Gegenwind aus Europa um? Darüber sprach der deutsche Mitgründer Alex Blania auf der Finance-Forward-Konferenz.
Alex Blania ist aktuell auf Welttournee, um Millionen vom Menschen von seiner Kryptowährung Worldcoin zu überzeugen: Asien, Argentinien, jetzt wieder USA. „Wir wollen das größte Finanznetzwerk der Welt bauen“, sagte der deutsche Gründer am Mittwoch per Videoschalte auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg.
Mit seinem Unternehmen Tools for Humanity (TFH) wirbt Blania für die World ID, eine einmalige Identität, mit der man sich online als Mensch ausweisen und an einem neuen Währungssystem teilhaben kann. Unterstützung bekommt er dabei von einem prominenten Mitgründer: OpenAI-Chef Sam Altman. TFH sitz deswegen in San Francisco und Berlin.
Einmaliger „Menschlichkeitsnachweis“
Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz werde es im Internet immer schwerer, Menschen von Bots zu unterscheiden, sagte Blania. „Bots machen heute vielleicht fünf Prozent des Datenverkehrs aus. In ein paar Jahren werden es 90 Prozent sein. Die Dynamik wird sich komplett verschieben“, so der Gründer.
Dem Unternehmer schwebt deswegen ein einmaliger „Menschlichkeitsnachweis“ vor: Nutzerinnen und Nutzer sollen ihre Iris in einer sogenannten „Orb“ einscanne, einer basketballgroßen Kugel mit Sensoren und KI-Software. TFH stellt ihnen dann einen Digitalausweis aus, die “World ID”. Als Belohnung bekommen sie mehrere Tokens der Digitalwährung Worldcoin, die sie im Wallet der sogenannten World App verwalten können. Das Projekt soll auch die finanzielle Inklusion vorantreiben.
Gut zehn Millionen Nutzer habe er schon von Worldcoin überzeugt, sagte Blania. Gut fünf Millionen Menschen würden die dazugehörige App pro Monat nutzen. In manchen Ländern läge die Marktdurchdringung bereits bei fünf Prozent, zum Beispiel Argentinien.
Skepsis in Europa
In Europa stößt das ambitionierte Krypto-Projekt hingegen auf Skepsis. Spaniens oberste Datenschutzbehörde AEPD hat die Iris-Scans im März gestoppt. Auch in Deutschland gibt es Bedenken zum Datenschutz: Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht und die Bankenaufsicht Bafin haben Untersuchungen angekündigt.
Blania gab sich auf der Finance-Forward-Konferenz gelassen, als der regulatorische Gegenwind zur Sprache kam. Die Reaktion der Behörden sei erwartbar gewesen, sagte er. Viele Aspekte seien eben „erklärungsbedürftig“. „Ich glaube nicht, dass das ein langfristiges Problem ist“, so Blania. Schließlich sei er bei einer Sache sicher: “Es ist der datenschutzfreundlichste Weg, um das Identifizierungsproblem zu lösen“.
Dieser Text ist Teil der Berichterstattung über die Finance-Forward-Konferenz, die am 07. und 08. Mai in Hamburg stattfindet. Finance Forward ist das Magazin für die neue Finanzwelt, das in Kooperation zwischen Capital und OMR entsteht.