Neue Spur im Millionen-Raub von Luxusuhren
Exklusiv: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Ex-Chef der Uhrenplattform Watchmaster. Der Verdacht: Versicherungsbetrug im Zusammenhang mit einem Einbruch. Das hat auch Folgen für die Kunden.
Mehr als ein Jahr nach dem spektakulären Einbruch in einer Berliner Tresoranlage, bei dem Diebe 996 Luxusuhren des Onlinehändlers Watchmaster sowie weitere Gegenstände im Wert von 49 Millionen Euro erbeutet haben sollen, gibt es eine neue Spur: Nach Informationen von Capital ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen den damaligen Watchmaster-Geschäftsführer Tim-Hendrik M. und einen weiteren Mitarbeiter der Firma wegen des Verdachts des Versicherungsbetruges. Das bestätigte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Berlin.
Die Strafverfolger hatten offenbar bereits im November 2023 Ermittlungen gegen die beiden Manager eingeleitet, nachdem verdächtige Whatsapp-Chats zwischen ihnen und dem Betreiber der Tresoranlage ausgewertet worden waren. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die Capital nun einsehen konnte. Für alle drei gilt bis zu einer eventuellen Verurteilung die Unschuldsvermutung.
Tresor-Chef und mutmaßliche Clan-Mitglieder im Fokus
Bisher konzentrierten sich die Ermittlungen vor allem auf den Tresor-Chef Thomas S., der in seiner Vernehmung einen Insider-Job eingestand. Er habe Schulden bei Mitgliedern einer arabischen Großfamilie angehäuft und den Einbruch ermöglicht, um diese zu begleichen. Gegen ihn und vier weitere Beschuldigte läuft aktuell ein Strafprozess vor dem Landgericht Berlin.
Watchmaster gilt in diesem Verfahren bisher als Geschädigter, ebenso wie hunderte Kunden der Uhrenhandelsplattform. Die Firma hatte wenige Tage nach dem Einbruch vom 19. November 2022 Insolvenz angemeldet. Auf die Versicherungssumme in Höhe von rund 14,4 Millionen Euro für die verschwundenen Uhren warten das Startup und seine Kunden noch immer.
Versicherung zahlt nicht
Insolvenzverwalter Philipp Hackländer hat deswegen gegen die Mannheimer Versicherung Zivilklage eingereicht – unterlag jedoch. Laut dem Urteil, das Capital vorliegt, darf die Versicherung die Schadensregulierung noch aufschieben, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.
Hackländer bewertetet das Urteil als „durchaus umstrittenes Ergebnis“. Trotzdem werde man es akzeptieren. Mit Blick auf die Kunden sei „kurzfristig keine Regulierung der Versicherung zu erwarten“. Die Ermittlungen wegen des Verdachts des Versicherungsbetrugs sei nach seiner Einschätzung dabei „nur ein Nebenschauplatz“.
Die Mannheimer Versicherung wollte zu dem Urteil keine Stellung nehmen und verwies auf die noch laufenden Verfahren. Der ehemalige Watchmaster-Chef Tim-Hendrik M. ließ eine Bitte um Stellungnahme unbeantwortet.
Dieser Text erschien zuerst auf Capital.de