
Warum Europa bei der Krypto-Regulierung Vorteile gegenüber den USA hat
Damit Kryptoanlagen sich richtig im Finanzmarkt-Mainstream etablieren, wäre ein klarer rechtlicher Rahmen nötig. Da hat Europa Vorteile gegenüber den USA, glauben führende Kryptomanager. Denn dort behindern dubiose Trump-Deals die geplante Regulierung.
Der Kryptomarkt boomt wieder, doch in Amerika bleiben entscheidende Regulierungsfragen offen – wegen windiger Geschäfte von Präsident Donald Trump (78) droht eine wichtige Gesetzesinitiative zu scheitern. „Da ist Europa definitiv einen Schritt voraus“, sagte Dominik Beier, Chief Commercial Officer der österreichischen Kryptobörse Bitpanda auf der Finance Forward-Bühne in Hamburg. „Du kannst mit einer einzigen Lizenz in sämtlichen europäischen Ländern anbieten.“ Die immer noch vielen Akteure, die nicht nach den Regeln spielten, könnten so aus dem Markt ausgeschlossen werden, lobte der Bitpanda-Manager. Europa sei in dieser Hinsicht „sehr fortschrittlich“. Die USA hingegen seien regulatorisch doch recht föderal. Und ob der vermeintliche Kryptopräsident Trump eine nationale Regulierung in den USA durchbekomme, müsse man erstmal abwarten.
Auch der Deutschlandchef der größten US-Kryptobörse Coinbase, Denny Morawiak, betonte auf dem Kryptopanel des Techfestivals, dass die Regulatorik ein maßgeblicher Faktor sei, um der Branche den Weg in den Finanzmarkt-Mainstream zu ebnen. Der Gesetzgeber müsse klare und feste Rahmenbedingungen vorgeben. Morawiak sieht generell enormes Potenzial in Deutschland, das Coinbase als besonders wichtigen internationalen Markt identifiziert habe. „Deutschland ist ein reiches Land mit armen Leuten, das ist stark durch den konservativen Investmentansatz getrieben.“ Wenn die Deutschen es schafften, bei Krypto „mal nicht den Zug zu verpassen“, würden sich „ganz große Chancen“ ergeben.
In den USA ist die geplante Krypto-Regulierungsoffensive aktuell ins Stocken geraten. Denn die Demokraten drohen die Stablecoin-Gesetzesinitiative von US-Präsident Trump wegen dessen dubioser Kryptogeschäfte im Kongress zu blockieren. Stablecoins sind auf Preisstabilität ausgerichtete Kryptowährungen, die an echte Währungen oder andere Vermögenswerte gekoppelt sind. Volkswirtschaftlich könnten sie mit entsprechender Besicherung einmal wichtige Funktionen als zentrales digitales Zahlungsmittel oder Liquiditätsreserve im Stil von Geldmarktfonds erfüllen. Deshalb wäre eine klare Rechtslage für die Kryptoindustrie ein Meilenstein in Richtung Massenmarkt.
Doch Trump überreizt mit seinen umstrittenen Deals sogar beim besonders kryptofreundlichen Teil der demokratischen Abgeordneten, auf den seine Republikaner im Senat angewiesen sind. Zuletzt machte der US-Präsident Schlagzeilen mit der Vermarktung eines exklusiven Dinners an Käufer seines umstrittenen Trump-Coins. Dem Analysehaus Chainalysis zufolge hat der erst zu Trumps Amtseinführung aufgelegte Memecoin den Hinterleuten bereits 328 Millionen Dollar allein an Transaktionsgebühren eingespielt. Dazu zählt auch die Trump-Familie. Zudem wurde bekannt, dass ein Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Cyber-Devise aus dem Umfeld Trumps zum milliardenschweren Einstieg bei der Kryptobörse Binance nutzen will. Kritiker sprechen von Bestechungsgeldern und Korruption.
Dabei hatte der Wahlsieg von Trump, der als selbst ernannter erster „Kryptopräsident“ Amerikas bei den Tech-Bros auf Stimmenjagd ging, zunächst große Kurseuphorie ausgelöst und die größte und älteste Digitalwährung Bitcoin auf neue Rekordhochs getrieben. Danach folgte allerdings rasch Ernüchterung. Statt seinen Kryptoversprechen Priorität einzuräumen, startete Trump einen Handelskrieg, der die Börsen auf Talfahrt schickte. Erst nach der Verkündung einer 90-tägigen Zollpause fassten Anleger dann wieder Vertrauen, auch bei Kryptowerten. Der Bitcoin-Preis lag zuletzt schon wieder bei fast 95.000 Dollar.
Obwohl Europa in Regulierungsfragen weiter sei, habe Deutschland gegenüber den USA in Sachen Krypto noch einiges aufzuholen, sagte Investor Julius Nagel vom Berliner w3.fund. So habe in Amerika bereits jeder dritte Privatanleger Bitcoins im Portfolio, in Deutschland nur jeder sechste.