Verivox-CEO Jörn Taubert (Bild: PR)

Verivox-CEO Jörn Taubert tritt ab

Exklusiv: Jörn Taubert wollte beim Vergleichsportal Verivox in das Produkt investieren, um gegen den Marktführer Check24 anzukommen. Doch die Eigentümer haben andere Pläne.

Es ist erst eineinhalb Jahre her, dass Verivox stolz die Verpflichtung eines neuen CEO ankündigte: Jörn Taubert verfüge über eine „tiefgreifende Marktplatz-Expertise“ und könne an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen, hieß es damals. Taubert hatte für den Hifi-Spezialisten Sonos das Geschäft in USA und Mexiko geleitet, zuvor war der Manager bei internationalen Konzernen wie Amazon und Sony tätig.

Doch nun verlässt Taubert das Vergleichsportal schon wieder – das hat Verivox intern mitgeteilt. Auf Nachfrage bestätigte die Pressestelle von Nucom, der Digital-Commerce-Tochter von ProSiebenSat.1, die Personalie. Das Heidelberger Unternehmen Verivox gehört seit 2015 zu dem Medienkonzern.

Der Beirat und Taubert hätten „gemeinsam entschieden“, dass der CEO bis Ende des Jahres gehen werde, heißt es. Doch nach Informationen von Finance Forward gab es im Hintergrund Unstimmigkeiten: Taubert und die Eigentümer hatten unterschiedliche Vorstellungen über die richtige Strategie.

Schon seit Jahren tobt ein Wettkampf zwischen den Vergleichsportalen Verivox und Check24. Das Münchner Unternehmen gilt als wesentlich größer, auch wenn es seit Jahren keine Zahlen mehr veröffentlicht. Es hat in den vergangenen Jahren konsequent sein Geschäft ausgebaut: Seit kurzem besitzt es eine eigene Banklizenz, will bald mit einem eigenen Konto starten – und testet auch sonst kontinuierlich neue Produkte. Zum Beispiel das Geschäft mit Rechtsdienstleistungen, dafür hat es das „Verbraucherportal Deutschland“ gegründet, wie Finance Forward berichtete.

Der Fokus von Verivox liegt auf dem Vergleich von Strom- und Gastarifen  – dort haben die Heidelberger eine starke Position inne. Daneben ist das Portal in den Kategorien Telekommunikation, Versicherung und Banking aktiv. Mit dem Kauf des Vertragsmanagers Aboalarm und der Konto-App Outbank setzte Verivox auf neue Produkte.

Taubert habe Geld investieren wollen, um das Wachstum in weiteren Kategorien zu beschleunigen, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Schon im Jahresabschluss 2018 – als der neue CEO noch nicht da war – hieß es: „Durch Investitionen insbesondere in Insurance und Banking werden wir unser Geschäftsmodell erweitern und die Abhängigkeit von unserem Energie- und Telekommunikationsmodell verringern.“ Diesen Kurs habe er fortführen wollen, um die Marktstellung von Verivox gegen Check24 zu stärken, sagen Insider.

Doch Eigentümer Nucom verfolgte einen anderen Kurs: Dort wollte man das Unternehmen stärker auf Profitabilität trimmen. „Um die eigene Marktposition auszubauen und das profitable Geschäft der gesamten Gruppe nachhaltig voranzutreiben, hat das Management im letzten Jahr eine neue Strategie entwickelt“, schreibt eine Sprecherin. Das Kerngeschäft solle weiterentwickelt werden. „Um diese Strategie noch konsequenter umzusetzen, hat der Nucom-Beirat das Management nun neu geordnet“, heißt es weiter.

Den Job an der Spitze soll Daniel Puschmann übernehmen. Der Nucom-Manager ist schon seit Oktober 2019 einer der Verivox-Geschäftsführer. Auch wenn Nucom betont, Taubert und der Beirat hätten die Entscheidung gemeinsam getroffen – das Statement liest sich anders.

Der Kurswechsel kommt durchaus überraschend: Denn Nucom betonte seit dem Start Anfang 2018 seine großen Wachstumsambitionen für Beteiligungen wie den Parfüm-Shop Flaconi, das Datingportal Parship oder eben Verivox. An Nucom ist seit Februar 2018 auch das Private-Equity-Unternehmen General Atlantic beteiligt, der Deal soll damals stark umkämpft gewesen sein.

2018 erzielte Verivox laut Bundesanzeiger einen Umsatz von 131 Millionen Euro. Für 2019 gibt es noch keine absoluten Zahlen, im ProSiebenSat.1-Geschäftsbericht heißt es aber, das Portal habe seine Einnahmen um knapp 20 Prozent steigern können. Die Pleite des Billigstrom-Anbieters BEV hat Verivox getroffen – und auch sonst schreibt der Medienkonzern von einem „herausfordernden Markt- und Wettbewerbsumfeld“.