So sieht die neue Bezahlkarte von Trade Republic aus (Bild: PR)

Die Kritik der Verbraucherschützer an Trade Republic ist realitätsfern

Mit seinem neuen Karten-Angebot habe Trade Republic zu viel versprochen, kritisiert Verbraucherschützer Niels Nauhauser. Damit schießt er über das Ziel hinaus. Ein Kommentar.

Mit seinen 1,2 Milliarden Dollar an Investorengeldern will das aktuell wichtigste deutsche Fintech noch einen weiteren großen Wachstumsschub hinlegen. Vor zwei Wochen startete Trade Republic mit einer eigenen Debitkarte, damit bekommen Kundinnen und Kunden eine Gutschrift („Saveback“) in Höhe von ein Prozent auf Kartenzahlungen direkt in einen Sparplan bei dem Neobroker.

Nun ist es mit Fintechs häufig so: Wenn sie den Zugang zu Anlageprodukten technisch vereinfachen und bewerben, dann stürzen sich Verbraucherschützer darauf wie Motten auf das Licht. Mitunter zurecht, da einige Startups mit frischen Wagniskapital-Millionen auf dem Konto über das vernünftige Maß hinausgehen.

In diesem Fall kritisiert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg etwa, die Werbung für die Gutschriften von Trade Republic sei „wettbewerbswidrig, weil sie irreführend ist“. Und meint damit offenbar, dass das Angebot kleingedruckte Einschränkungen mit sich bringt. „Mitnichten“ bekämen die Kundinnen und Kunden überhaupt ein Prozent ihres eingesetzten Kartenentgelds zurück, da es auf maximal 15 Euro im Monat begrenzt ist.

Ist die Gimmick-Karte von Trade Republic „Lockvogelwerbung“?

Um das Limit zu erreichen sind also hochgerechnet 1.500 Euro an monatlichen Kartenzahlungen fällig. Nicht Miet-Überweisung, nicht Online-Zahlungen, nicht Abbuchungen. Nur Kartenzahlungen. Zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer liegt in Deutschland ein paar Hundert Euro darüber.

1.500 Euro Kartenzahlung – was sehr viele Deutsche also nicht einmal mit ihrem Hauptkonto erreichen dürften, soll die Gimmick-Karte bei Trade Republic zu „Lockvogelwerbung“ machen? Die Kritik ist wohlfeil, derartige Limits sind bei Fintechs eine gesunde Geschäftspraktik, die organisierten Betrug einschränkt. Eine Grundregel in der Branche: Mache kein Angebot ohne Einschränkungen – Kriminelle finden immer einen kreativen Weg, das auf die Spitze zu treiben.

Der Neobroker hat es dabei mit monatlichen Ausgaben von 1.500 Euro noch vergleichsweise hoch angelegt. Das spiegele die Lebenswirklichkeit des Großteils der Gesellschaft wider, verteidigt sich Trade Republic – und hat damit völlig recht.

Nauhauser moniert zudem, dass es Gutschriften nur für diejenigen Kundinnen und Kunden gebe, die einen Sparplan über mindestens 50 Euro monatlich laufen haben. Was fällt Trade Republic auch ein, den Benefit nur an seine aktive Kundschaft auszuzahlen? Es hat gefälligst sein Geld an alle zu verschenken.

Die Kritik obliegt einem Missverständnis, wie solche Aktionen überhaupt entstehen. Trade Republic will seine Kundinnen und Kunden an sich binden, eine Beziehung verfestigen. Eine legitime Aktion. Die Bedingungen sind nachlesbar für alle – die wenigsten Deutschen dürften bei sowas tatsächlich davon ausgehen, dass es kein Kleingedrucktes gibt. Die Verbraucher müssen hier nicht extra geschützt werden.