Uhrenraub bei Timeless: Anklage erhoben, Startup will Druck auf Versicherung erhöhen
Die Anklage gegen die mutmaßlichen Luxusuhren-Räuber von Berlin wurde erhoben. Betroffene Kleinanleger des Startups Timeless warten allerdings weiter auf ihr Geld. Das Startup hat nun Klage gegen die Versicherung eingereicht.
Fünf Männer müssen sich im Berliner Uhrenraub vor Gericht verantworten. Vor wenigen Tagen hat die Staatsanwaltschaft erstmals weitere Details veröffentlicht, die den Ablauf des spektakulären Uhrenraubs nachzeichnen.
Bereits im September sollen vier der mutmaßlichen Täter den Plan gefasst haben, die Schließfächer auszurauben. Wie in einem schlechten Film hätten sie den Geschäftsführer des Tresorunternehmens „auf ihre Seite gezogen“, so die Staatsanwaltschaft . Der 52-Jährige habe dann seinem Wachdienst gekündigt und einen neuen beauftragt. Doch der Ersatz sei den Angeklagten zuzurechnen gewesen, heißt es. Es soll sich laut Bild-Zeitung um Mitglieder des berüchtigten Miri-Clans handeln. In der Tatnacht am 19. November schaltete der Geschäftsführer die Alarmanlage außerdem ab.
Versicherung sollte zeitnah einspringen
Geschädigte in dem Fall sind auch die Anleger des Berliner Finanz-Startups Timeless. Sie erfuhren vor wenigen Tagen per Mail von dem Unternehmen die Neuigkeiten zum Verfahren. Die Kleinanleger hatten Anteile an teuren Uhren über die Timeless-App erstanden und wollten so an den Wertsteigerungen der Luxusuhren teilhaben. Ab einem Betrag von 50 Euro kann man bei Timeless in Uhren und andere Wertgegenstände investieren. Das Startup hatte Luxusmarken wie Rolex oder Cartier im Angebot. Mehrere Exemplare davon wurden bei dem Raub gestohlen (Finance Forward berichtete).
Das Unternehmen hatte stets betont, dass der Schaden versichert sei. „Alle von Timeless verwahrten Assets sind zu jedem Zeitpunkt versichert“, hieß es im Dezember 2022. „Derzeit gehen wir davon aus, innerhalb der nächsten zwei Wochen einen Zeitplan durch die Versicherung bezüglich der Rückzahlungen zu erhalten“, wurde dann im vergangenen Jahr bekanntgegeben. Es würden die Kaufkosten, also Kaufpreis und Gebühren, erstattet – eine mögliche Wertsteigerung hingegen nicht.
„Rechtsmittel ausschöpfen“
Doch bislang müssen die Anleger weiter darauf warten, überhaupt Geld zu sehen. „Unser Rechtsbeistand geht davon aus, dass aufgrund der Anklage durch die Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungsakte bald freigegeben wird und die Mannheimer Versicherung ihre Arbeit aufnehmen kann“, schreibt Timeless in einer neuen Mail, die Finance Forward vorliegt.
Dem Startup geht es offenbar aber nicht schnell genug, es wolle seine „Rechtsmittel ausschöpfen, um den Prozess zu beleunigen“. Aus diesem Grund habe Timeless Klage gegen die Versicherung eingereicht, „um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen“. Auf Nachfrage wollte sich Timeless nicht weiter zu den Hintergründen erklären. Ein Sprecher der Mannheimer Versicherung teilt mit, dass man sich zu laufenden Verfahren nicht äußern könne.
Timeless schreibt an seine Anleger: „Der weitere Verlauf ist nun, wie bereits erwähnt, maßgeblich von der Freigabe der Ermittlungsakte abhängig, in die uns bislang keine Einsicht gewährt wurde, dies aber zeitnah erfolgen sollte.“ Die Hängepartie wird weiter andauern.
Die Beute im Wert von 49 Millionen Euro ist derweil bislang nicht aufgetaucht, nach einem Täter fahndet die Polizei weiter. Der Geschäftsführer des Tresorraums hat unterdessen gestanden und befindet sich im Zeugenschutzprogramm, berichtet der rbb.