30 Prozent mit Uhren, Whisky oder Kunst – darum sind die Renditen bei Timeless mit Vorsicht zu genießen
Timeless bietet Investments in Sammlerstücke ab 50 Euro an. Nach nur drei Jahren am Markt hat das Berliner Fintech einige hohe Exits vorzuweisen, der Durchschnitt liegt bei 30 Prozent Rendite. Doch die ersten guten Ergebnis haben bislang wenig Aussagekraft, wie eine Analyse zeigt.
Teure Uhren, Whisky, Handtaschen oder seltene Fossilien: Über die Geldanlage-Plattform Timeless kann man so ziemlich alles kaufen, was auf dem Sammlermarkt begehrt ist. Das Fintech möchte Investments in so genannte „Collectibles“ ermöglichen. In den vergangenen Jahren bekam diese Art der Geldanlage mehr Aufmerksamkeit, viele erhoffen sich von der Spekulation mit den Wertsachen eine lukrative Rendite.
Dafür lagert Timeless die Wertgegenstände und tokenisiert sie auf der Blockchain – macht sie dadurch also digital handelbar. Privatanleger können dann ab 50 Euro Bruchstücke der Luxusartikel erwerben. Nach Monaten oder Jahren will die Plattform die Stücke dann wieder gewinnbringend verkaufen und Anleger nach Abzug der Gebühren ausbezahlen.
Auf seiner Website stellt Timeless einige Gegenstände, die bereits wieder verkauft wurden („Exited Assets“), prominent vor. Demnach fuhren alle bislang verkauften Objekte eine Rendite ein, manche eine beachtliche. Doch laufen die Investments wirklich so gut? Finance Forward hat sich die Daten angesehen.
Teure Uhren bringen die meiste Rendite
Auf Anfrage gibt Timeless Einblick in die Performance der vergangenen drei Jahre: Seit 2021 habe das Fintech über 600 Gegenstände tokenisiert und davon 27 wieder verkauft. Die Bruttorendite dieser Verkäufe habe dabei im Schnitt 30 Prozent betragen – bei einer durchschnittlichen Haltedauer von etwas mehr als 15 Monaten. Das gute Ergebnis liegt aber auch an einem einem Ausreißer. Der Median beträgt nur knapp 17 Prozent.
Die höchste Bruttorendite brachten dabei teure Uhren ein – im Schnitt 43 Prozent, bei einer durchschnittlichen Haltedauer von elf Monaten. Ein Asset, das die Kennzahl stark in die Höhe trieb, war das Modell „Vacheron Constantin Jumbo 222“, das Timeless innerhalb von acht Monaten für den dreifachen Wert wiederverkaufte.
Davon abzuziehen sind Gebühren, die Timeless erhebt. Laut Timeless-CEO Malte Häusler variieren diese je nach Produktkategorie, Preis und wie Sammlerstück gekauft wurde. In einer Stichprobe verschiedener Verbraucherinformationen auf der Timeless-Website ergeben sich aber durch die Bank rund fünf Prozent: eine Service-Gebühr in Höhe von zwei Prozent plus eine Management-Gebühr in Höhe von drei Prozent. Vom Median bleiben also nach Abzug dieser Gebühren circa 12 Prozent Nettorendite – angesichts des Risikos der Anlage wirkt das bescheiden.
Hunderte Objekte noch im Depot
Hinzukommt, dass gerade einmal knapp fünf Prozent der gesamten Assets verkauft wurden. Timeless verwahrt aktuell noch über 580 Gegenstände im Portfolio, hat also bislang nur einen Bruchteil der Wertgegenstände überhaupt veräußert. Der Verkauf läuft demokratisch ab: Geht ein externes Angebot zu einem Sammlerstück ein, prüft Timeless dieses und bietet es Anlegern anschließend zur Abstimmung an. Nur, wenn mindestens 50 Prozent der Anleger dem Kaufangebot zustimmen, wird das Asset liquidiert.
Bis dahin können sie ihre Investments nur über den App-internen Sekundärmarkt verkaufen. Welche Renditen Nutzer dort im Schnitt erzielen, sagt Timeless nicht: „Diese Frage können wir nicht pauschal beantworten, da wir dafür die individuellen Anschaffungskosten jedes einzelnen Anteils, welcher auf dem Zweitmarkt gehandelt wurde, in Betracht ziehen müssen.“ Die durchschnittlichen Tradingpreise würden sich dort aber circa zehn Prozent unter dem geschätzten Marktwert bewegen.
Diesen Marktwert zeigt das Fintech seinen Nutzern in der App an – ähnlich wie im Aktiendepot eines Broker-Accounts. Er fußt laut Timesless auf eigenen historischen Handels- und Angebotspreisen sowie der Einschätzung externer Experten.
Wie die unverkauften Investments aktuell bewertet werden, möchte Timeless-Chef Häusler im Detail nicht kommentieren. Für die Assets, die 2024 neu auf der Plattform gelistet wurden, liege die Wertentwicklung aktuell bei plus zehn Prozent. Man kann sich allerdings die Frage stellen: Wenn viele der Assets stark im Wert gestiegen wären, warum gab es dann nicht mehr Verkäufe?
„Viel zu wenig Verkäufe“
Bis sich diese Rendite-Frage beantwortet lässt, kann es noch dauern. Solange sich kein Käufer findet, der mehr zahlt als Timeless und seine Anleger fordern, dürfen die Gegenstände weiter verwahrt bleiben – und das unter Umständen jahrelang.
Laut Verbraucherinformationen sind die Timeless-Bruchstücke auf eine Laufzeit von zehn Jahren angelegt. Dann, so Häusler, gebe es zwei Optionen: Entweder die „Force Liquidation“, bei der Timeless den Verkauf zum aktuellen Marktpreis anvisiert. Oder „Hodl“ – das Sammlerstück würde also weiter im Portfolio verbleiben, bis seine Eigentümer über einen Verkauf abstimmen. Es kann im schlimmsten Fall also sogar länger als zehn Jahre dauern, bis ein Investment liquidiert wird.
Auf dem sozialen Netzwerk Reddit bemängeln manche Nutzer den Umstand. „Leider viel zu wenig Verkäufe. War in über 40 Assets investiert, habe ingesamt über die komplette Zeit nur einen Exit gehabt“, heißt es da unter anderem. Einige berichten, dass sie mit ihrem Investment im Minus standen und aussteigen wollten. Auf dem Sekundärmarkt hätten sie dann mit Verlust verkauft.
Immerhin bietet Timeless seit Mai dieses Jahres auch ein Sparplan-Produkt an, über das Anleger einfacher in verschiedene Assets investieren können. Damit wird das Portfolio zumindest diversifiziert. Ein risikoreiches Investment bleibt es trotzdem.