Deutsches Team will Ableger der Silicon Valley Bank retten
Exklusiv: Die Mitarbeiter der Silicon Valley Bank wollen eine Zerschlagung der Deutschland-Tochter verhindern – und suchen nun offenbar selbst nach Investoren. Mittlerweile gibt es auch Details zum Portfolio des hiesigen Geschäfts.
Mitte Juni saß Dagmar Bottenbruch noch auf einer Bühne in Berlin, um über das Fundingklima für deutsche Startups zu sprechen. „Venture Capital Investing in Changing Market Conditions“, hieß das Panel, auf dem sie mit mehreren Investoren saß. Die Managerin – ihres Zeichens Führungskraft bei der Silicon Valley Bank in Deutschland – sprach darüber, wie schwierig die Lage zurzeit für Startups sei, neue Geldgeber zu überzeugen.
Denn die befindet sich seit dem 10. März im Krisenmodus: Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank hatte die US-Einlagensicherung FDIC damals alle Vermögenswerte der amerikanischen Muttergesellschaft und ihrer Regionaleinheiten unter staatliche Kontrolle gestellt. Seit einigen Wochen läuft nun das Bieterverfahren für die Assets des deutschen Ablegers. Interessenten können für einzelne Pakete oder das ganze Portfolio bieten, wie aus Verkaufsdokumenten hervorgeht. Die Frist für Gebote endet am 19. Juli.
Großbank oder eigenständiges Team?
Der Crash der renommierten Silicon Valley Bank hatte im März die gesamte Startup-Szene in eine kurze Krise gestürzt. Nach der Rettung der Muttergesellschaft durch die FDIC hatte die deutsche Finanzaufsicht Bafin erst einmal das Geschäft hierzulande geschlossen und wenige Tage später wieder in einer neuen Gesellschaft unter dem Namen SVB Deutschland geöffnet.
Seitdem war unklar, wie es mit der deutschen Tochter weitergehen soll. Offiziell gehört die Firma zu der US-Muttergesellschaft und nicht zum britischen Geschäft. Der US-Käufer First Citizens interessierte sich aber nicht für eine Übernahme des Deutschland-Geschäfts. Die Zukunft war ungewiss. Finance Forward machte damals die Verkaufsgespräche erstmals öffentlich.
Als möglicher Käufer wurde schon zu der Zeit die Großbank HSBC gehandelt, die die britische Tochter für einen Pfund in der Krise übernahm. Intern sucht das bestehende Deutschland-Team derweil selbst nach Geldgebern, die einen eigenständigen Neustart finanzieren würden, heißt es von einer Person, die mit dem Verkauf vertraut ist. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Standort in Frankfurt noch an Bord.
Venture Debt nur ein Geschäftsbereich
Erstmals wird nun auch klar, wie groß das Geschäft in Deutschland überhaupt war. Eine knappe halbe Milliarde Dollar hat das Unternehmen an Krediten vergeben. Das Venture Debt – eine Art Kreditfinanzierung für Startups – macht nur einen Teil des Geschäfts der insgesamt 460 Millionen Dollar aus, größter Geschäftsbereich sind laut der Verkaufsunterlagen Buyout-Finanzierungen.
Insgesamt führt die SVB Germany fünf Geschäftsbereiche auf.
– Venture & Growth: darunter fielen Venture Debt, aber auch Wachstumsfinanzierung
– Global Funds Banking: Kreditrahmen für Wagniskapitalgeber oder Private-Equity-Fonds
– Buyout: Kapital für Unternehmenskäufe
– Fintech-Warehouse: Refinanzierung für Fintechs
– Corporate Finance (Unternehmensfinanzierung): Mezzanin-Kapital oder befristete Darlehen zur Unterstützung bei Marktexpansionen, Übernahmen, Earn-Outs, Investitionen
Wer nun das Geschäft übernimmt, soll sich schon bald klären: Ende Juli fällt die Entscheidung, wer den Zuschlag behält, schreibt das Unternehmen in den Unterlagen. Voraussetzung ist, dass die potentiellen Käufer Kreditgeschäft in Deutschland betreiben dürfen. Die Silicon Valley Bank wollte sich auf Anfrage nicht zum Bieterverfahren äußern.