Der deutsche Ableger der Silicon Valley Bank sitzt in Frankfurt (Bild: cmophoto.net/Unsplash)

Silicon Valley Bank in der Krise: Deutsche Startups unter den Kunden

Exklusiv: Der Börsenkurs der wichtigen Startup-Bank ist stark eingebrochen, unterdessen weisen mehrere Wagniskapitalgeber ihre Portfolio-Unternehmen an, das Geld von der Silicon Valley Bank abzuziehen. Zahlreiche europäische Startups sollen ihr Funding bei der britischen Tochter liegen haben, heißt es von Brancheninsidern.

Die traditionsreiche Silicon Valley Bank kämpft um Vertrauen: Nachdem das Geldinstitut überraschend verkündete hatte, dass es neues Kapital braucht, brach die Aktie ein. Der Firmenwert sank innerhalb von wenigen Stunden um 70 Prozent. Die Bank ist eine wichtige Partnerin für Tech-Unternehmen und -Investoren, die auf den Konten ihr Geld liegen haben.

Prominente Wagniskapitalgeber wie Peter Thiels Founders Fund haben ihren Portfolio-Firmen daraufhin geraten, die Gelder abzuziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Bankchef Greg Becker hatte sich in einer Telefonkonferenz am Donnerstag an die Kunden gerichtet und sie gebeten „ruhig zu bleiben“.

Wie Recherchen von Finance Forward und Capital ergeben, sind wohl auch zahlreiche europäische Startups Kunden bei der Bank – vor allem bei der britischen Tochter. Diese hatten ihr Geld bei der Silicon Valley Bank beispielsweise aus Finanzierungsrunden liegen, um den Negativzinsen der vergangenen Jahre zu entgehen, berichten Insider. Momentan bietet die SVB sogar circa zwei Prozent Zinsen, heißt es.

Eigene Tochter in Großbritannien

Mindestens  zwei große Firmen zogen ihr Geld bereits ab und auch Wagniskapitalgeber raten ihnen dazu, wie mehrere CEOs und Investoren auf Nachfrage bestätigen. Keiner von ihnen will jedoch genannt werden. Techcrunch-Journalist Mike Butcher berichtete auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von mindestens drei europäischen Fonds, die dazu raten.

In Großbritannien besitzt das Unternehmen eine eigene Tochter, die Silicon Valley Bank UK Limited, die von der britischen Finanzaufsicht beaufsichtigt wird. In einem Statement der Tochter heißt es, bei der „Silicon Valley Bank UK“ handele es sich um eine unabhängige und in Großbritannien regulierte Bank. Auszahlungen bei der britischen Tochter waren weiter möglich, berichteten zwei Startup-CEO am Freitagmorgen.

Der Hintergrund der Krise: Die Bank hatte angekündigt einen Bond im Wert von 21 Milliarden Dollar zu verkaufen, bei dem ein Verlust von 1,8 Milliarden entstanden war. Mit der Ausgabe neuer Aktien wollte sie den Verlust ausgleichen. Die verkauften Bonds brachten einen durchschnittlichen Ertrag von 1,79 Prozent ein, während 10-jährige US-Staatsanleihen zurzeit 3,9 Prozent bringen.

Mitarbeit: Hannah Schwär; der Artikel wurde im Laufe des Freitagnachmittags um ein Statement ergänzt.