KI-Geldanlage für Kleinanleger: Maue Rendite seit dem Start
Investieren mit KI-Anlagestrategien, die sonst nur Hedgefonds mit vielen Millionen nutzen können – das wollte das Münchner Fintech Sub Capitals auch Kleinanlegern bieten. Der Trade-Republic-Investor Sino wettet auf die Idee. Doch bislang erzielte das Anlageprodukt keine gute Rendite. Was ist schiefgelaufen?
Vor gut eineinhalb Jahren brachte das Münchner Fintech Sub Capitals ein ambitioniertes Produkt auf den Markt: Investieren mit Künstlicher Intelligenz, so wie es die großen Hedgefonds tun. Das sollte endlich auch für Kleinanleger möglich werden. Dafür legte das Startup gemeinsam mit der Schweizer Großbank UBS einen ETC („Exchange Traded Commodity“) auf – also ein börsengehandeltes Wertpapier, das die Performance des darunter liegenden Fonds abbildet. Das aktive Management des Fonds würde die KI übernehmen, lautete der Pitch. Ab 100 Euro können Anlegerinnen und Anleger sich den KI-Titel seitdem ins Portfolio holen.
Der Zeitpunkt schien perfekt: Nur wenige Monate zuvor veröffentlichte OpenAI seinen KI-Chatbot Chatgpt und machte damit erstmals ein KI-Modell der breiten Masse zugänglich. Seitdem ist ein regelrechter Hype um die Technologie ausgebrochen. Im Tech-Bereich fließt das mit Abstand meiste Risikokapital mittlerweile in KI-Firmen.
Das Team um Sub Capitals nutzte das Momentum: Ihr Zertifikat würde kaum mit dem Markt korrelieren und könne so auch in schwachen Marktphasen profitabel investieren, hieß es. „Die KI hat sich nicht nur in Hunderten Simulationen bewährt, sondern wurde auch über zwei Jahre mit Echtgeld (…) getestet“, sagte CEO Marius Siegert zum Start. „Im äußerst schwierigen Marktumfeld von 2022 konnte so eine hohe einstellige Rendite erwirtschaftet werden.“ Über 86 Prozent der Testnutzerinnen und Testnutzer hätten dabei den MSCI-World übertroffen – durchschnittlich um 18 Prozent.
Das neue Produkt bekam in der Branche Aufmerksamkeit. Die Sino AG, bekannter Financier hinter dem Online-Broker Trade Republic, investierte in die Firma (Finance Forward berichtete).
Ein Prozent plus nach 17 Monaten
Doch wie gut funktionierte die Investment-KI bislang? Das Münchner Fintech weckte hohe Erwartungen. Auf seiner Website zeigt es zwei Vergleichswerte: Den „AI Hedge Fund Index“ vom Analysedienst Eureka Hedge – ein Index, der die Performance von KI-gestützten Hedgefonds abbildet – sowie den MSCI World. Die Aussage der Grafik: Die KI-Investments würden dem Markt davonlaufen – und so auch Sub Capitals.
Doch die Realität sah weniger rosig aus. An die Erfolge der Testphase konnte die Sub-Capitals-KI in den vergangenen 17 Monaten erst einmal nicht anknüpfen. Denn statt den Markt zu übertreffen, stagnierte der Kurs vor allem und schwankte seit Start eng um den Ausgabepreis von 100 Euro. Im gleichen Zeitraum legte der breitgestreute MSCI-World mehr als 26 Prozent zu. Der eigene Vergleichswert AI Hedge Fund Index stieg um gut elf Prozent.
Auf Anfrage zeigt sich das Fintech mit seiner Performance trotzdem zufrieden. „Unser Ziel ist es, eine zugänglichere Alternative zu Hedgefonds zu bieten“, sagt Gründer Siegert im Gespräch mit Finance Forward. Daher sehe man diese Fonds auch als Maßstab – mit dem MSCI World würde das Team sein Produkt heute nicht mehr vergleichen.
Vielmehr sehe Sub Capitals jetzt andere Hedgefonds als Vergleichskohorte. Und mit diesen könne es mithalten, so Siegert. Er nennt etwa den CTA Index der Société Générale nun als neue Referenz. „Der Index bildet Hedgefonds ab, die unserem ähneln – etwa, weil sie auch die Trendfolge-Strategie verfolgen und ähnliche Assets handeln wie wir.“
Gleichzeitig sei die aktuelle Rendite eher zweitrangig. „Anders als vor allem im deutschsprachigen Raum häufig vermutet, steht bei Hedgefonds oft nicht die Rendite im Vordergrund, sondern die Absicherung. Zum Beispiel in schwierigen Aktienmarktphasen“, sagt er. Der Use Case von Sub Capitals liege demnach nicht primär darin, eine Überrendite zu erzielen, sondern das Portfolio abzusichern, also zu „hedgen“.
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Vor allem im Risikomanagement würde das Produkt von Sub Capitals einen Mehrwert bringen. Und das zeige sich vor allem, wenn der Markt sich nach unten bewegt. „Während des ,Nikkei-Crash‘ Anfang August hatte unsere KI den Handel teilweise ausgesetzt oder Titel geshortet und den Kurs damit besser gehalten“, sagt Siegert im Gespräch. Das Fintech habe in dieser Phase merkliche Zuflüsse in das Zertifikat erhalten.
„Aus Sicht einiger Anleger könnte Performance höher ausfallen“
Trotzdem dürften einige Anlegerinnen und Anleger unzufrieden mit der mauen Rendite sein. „Aus Sicht einiger weniger erfahrener Privatanleger könnte die Performance etwas höher ausfallen, da wir gerne mit dem MSCI World ETF oder EUROSTOXX ETF verglichen werden“, gibt Siegert zu. „Doch das ist für die KI im aktuellen Börsenumfeld nicht so einfach, da es kaum Trendwechsel gab.“ Erfahrenere Anleger, die Sub Capitals schon länger verfolgen, würden bisher vor allem in den schwierigen Börsenphasen den Mehrwert durch die Diversifikation des Portfolios sehen.
Ganz unwichtig sei die Rendite allerdings trotzdem nicht. „Die trendstarken Phasen soll auch unser Zertifikat abbilden“, sagt Siegert. „Wir wollen dann nicht hinter dem Markt liegen.“ Dazu arbeite das Team kontinuierlich an seinem Modell und den Datenbasis für die KI. „Außerdem haben wir im Laufe des Jahres das Anlageuniversum um den trendstarken MSCI World erweitert, um der KI die Möglichkeit zu geben, an den dort starken Trends zu partizipieren“, sagt der Gründer. Die ersten Ergebnisse sähen vielversprechend aus.
Selbst wenn man der Einordnung von Siegert folgt, wäre zumindest die Kommunikation zum Start schlecht gewesen. Auch die Vergleichsgrafik mit dem MSCI World Index ist weiterhin auf der Website des Fintechs zu finden. Unterdessen hat die Firma einen Schwenk hingelegt und fokussiert sich auf professionelle Kunden wie Finanzinstitute – doch auch die werden sich die Rendite genau anschauen.