Das steckt hinter Paypals Stablecoin
Die Kryptowelt reagierte euphorisch auf die Nachricht, dass das Payment-Unternehmen Paypal einen eigenen Stablecoin startet. Doch wie ist dieser aufgebaut? Was kann man damit machen? Und wie dezentral ist er? Die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Kryptonewsletter Blockstories.
Hier ist alles, was ihr wissen müsst:
- Bei Paypal USD handelt es sich um einen ERC-20 Token, herausgegeben auf der Ethereum-Blockchain.
- Der US-Stablecoin ist 100 Prozent gedeckt durch eine Kombination aus US-Dollar Reserven, kurzlaufende US-Staatsanleihen und ähnliche Zahlungsmitteläquivalente.
- Paypal wird den Stablecoin in den nächsten Wochen sukzessive ausrollen, wobei zunächst ausschließlich US-amerikanische Paypal-Nutzerinnen und Nutzer PYUSD kaufen, untereinander transferieren und auch Online-Einkäufe damit abwickeln können sollen.
- Laut Pressemitteilung soll PYUSD auch für das Web3-Ökosystem verfügbar gemacht werden (Wallets, dApps, Kryptobörsen).
- Interessant: PYUSD wird in Kooperation mit Paxos ausgegeben, dem langjährigen Emittenten von BinanceUSD (BUSD). Erst im Februar hatte Paxos nach einer Aufforderung der SEC die Kooperation mit Binance beendet.
Soweit zu den nackten Fakten.
Lasst uns nun eine Ebene tiefer gehen und die fünf wichtigsten Fragen zum Launch beantworten.
1. Warum bringt Paypal einen Stablecoin heraus?
Stablecoins haben viele Vorteile. Mit ihnen lässt sich Geld sicher, in Echtzeit und zu niedrigen Kosten über alle Ländergrenzen hinweg mit der Leichtigkeit einer Textnachricht versenden. Sie sind außerdem programmierbar und eine Plattform, auf der andere aufsetzen und innovieren können.
Vor allem sind Stablecoins aber ein enorm profitables Geschäftsmodell. Tether, der Emittent des größten Stablecoins USDT, generiert aktuell pro Quartal ungefähr eine Milliarde Dollar Gewinn.
Zum Potenzial: Laut CoinMarketCap halten 4,8 Millionen Wallets USDT. Paypal zählt in den USA 75 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, weltweit 426 Millionen.
Der aktuelle 125 Milliarden Dollar große US-Stablecoin-Markt
2. Warum wird die Meldung innerhalb von Krypto gefeiert?
Wegen Paypals Nutzerbasis von 426 Millionen Nutzern. Das Unternehmen hat ab sofort ein monetäres Interesse daran, diese Nutzer onchain zu bringen. Die große Frage ist nur, wie Paypal den Stablecoin seinen Nutzern auch schmackhaft machen wird.
Außerdem ist Paypal das erste US-amerikanische (Non-Krypto-) Finanzunternehmen, das einen eigenen Stablecoin herausbringt.Der Druck auf die Regulatoren nimmt damit zu, schnellstmöglich ein Stablecoin-Regelwerk zu verabschieden.
3. Wie dezentral ist PYUSD?
Nur minimal weniger als USDC und USDT. Paypals Smart Contract erlaubt es ihnen, PYUSD-Transfers jederzeit zu pausieren, einzelne Accounts einzufrieren und sogar Usern Coins wegzunehmen.
Obviously not great. Doch ist das auch das Grandiose an permissionless Netzwerken wie Ethereum: Jeder kann – ohne jemanden um Erlaubnis bitten zu müssen – seine Smart Contracts deployen und jeder Nutzer kann nach seiner Fasson selig werden.
4. Ist Ethereum nicht viel zu teuer dafür?
Korrekt. Gas Fees können gut und gerne mal bei mehr als 50 Dollar liegen. ABER: Paypal verwahrt die Tokens im Auftrag seiner Nutzer und wird Transaktionen zwischen ihnen offchain in einem eigenen Settlement-Scheme abwickeln. Gebühren werden erst dann anfallen, wenn Nutzer PYUSD gegen andere Tokens traden oder eine Transaktion an ein externes Wallet durchführen. Zudem ließe sich der Stablecoin im nächsten Schritt auch auf einer Layer-2 herausgeben.
5. Müssen sich Circle und Tether jetzt Sorgen machen?
Nein. Krypto ist kein Null-Summen-Spiel. Nach wie vor gilt: Je mehr Nutzer, desto besser für alle.
PYUSD greift eher die traditionellen Zahlungssysteme an, deren führende Unternehmen jedoch selbst bekanntlich bereits an Krypto-Infrastruktur bauen. Lovely.
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