Sparkassen steigen ins Cloud-Geschäft ein
Exklusiv: Der Sparkassenverlag startet mit einer App, in der sich Dokumente und Passwörter sichern lassen. Unter dem Slogan „Die Cloud, der Deutschland vertraut“ werden zurzeit Testkunden gesucht. Was verbirgt sich hinter dem Plan?
Seit Jahren pochen die Sparkassen auf ihren größten Wettbewerbsvorteil gegen hippe Angreifer wie N26: Sie strahlen Vertrauen aus. Tatsächlich schneiden die Institute in Umfragen zu vertrauenswürdigen Marken regelmäßig gut ab. Daraus wollen die Sparkassen nun ein Geschäft machen – abseits klassischer Finanzprodukte.
Lange vertrieb der Deutsche Sparkassenverlag, ein Dienstleister der Sparkassen, unter der Marke „S-Trust“ eine Technologie für elektronische Signaturen; vor fünf Jahren kündigte das Unternehmen dann eine Neuausrichtung an: Die Stuttgarter Firma wolle sich auf „Online-Banking“ fokussieren, hieß es damals auf der Website.
Bankkunden bekommen einen Rabatt von 50 Cent
Vor Kurzem hat der Finanzdienstleister seine Marke nun wiederbelebt und will künftig damit auch die Sparkassenkunden erreichen. Die „S-Trust“-App ist dabei mit zwei wichtigen Funktionen ausgestattet: Zum einen lassen sich Dokumente speichern und Mails an eine eigene Adresse der App weiterleiten. Zum anderen ist es möglich, Passwörter zu speichern (siehe Screenshots). Das Unternehmen wirbt damit, die Daten auf europäischen Servern zu lagern, außerdem gebe es hohe Sicherheitsstandards.
Die Testnutzer sollen die App dauerhaft kostenlos verwenden können. Später wird es eine eingeschränkte Version geben, die ebenfalls nichts kostet. Mehr Speicherplatz ist dann für 1,99 Euro pro Monat zu bekommen. Sparkassen-Kunden erhalten einen Rabatt von 50 Cent.
Die Zielsetzung des Projekts ist ambitioniert, darauf weist schon der Slogan „Der Cloud, der Deutschland vertraut“ hin. Mit dem Dienst greifen die Banken etablierte Clouddienste wie Dropbox oder Passwortmanager wie Dashlane an. „Wir wollen neben den amerikanischen Angeboten einen deutschen Dienst etablieren, der höchste Sicherheit mit einfacher Bedienung und dem Vertrauen kombiniert, das die Marke ‚Sparkasse‘ genießt“, lässt sich Christian Rose, Bereichsleiters des Deutschen Sparkassenverlags, zitieren. Die App werde das Schließfach-Prinzip in die digitale Welt bringen.
Zielgruppe, die Wert auf Sicherheit legt
Im Bankenumfeld wird das Vorhaben positiv bewertet: „Von der Story her ergibt das Sinn: Die Sparkassen spielen ihr hohes Vertrauen aus“, sagt ein Experte. Ein zentraler Erfolgsfaktor: Die App müsse eine gute Bedienbarkeit vorweisen. „Es hängt schon daran, wie viele Klicks ich machen muss, um ein Dokument zu speichern“, sagt der Insider. Sei das Produkt zu umständlich, blieben die Nutzer bei Dropbox. Er sehe die „S-Trust“-App nicht als Massenprodukt – sondern eher für eine eingeschränkte Zielgruppe, die einen besonders großen Wert auf Sicherheit lege.
Die ersten Nutzerbewertungen in den App-Stores sind derweil positiv. Den Sparkassen muss es nun gelingen, die App an ihre Millionen Kunden zu vertreiben. Der Dienstleister kümmere sich um die Werbung und unterstütze die einzelnen Institute beim Marketing in den lokalen Märkten. Mindestens die Hälfte – also 200 der 400 Sparkassen – wolle das Unternehmen erreichen. Es muss nun gelingen aus Fehlern zu lernen, die die Banken bei anderen ambitionierten Digitalprojekten wie Yomo gemacht haben.
Hinweis: Ein Statement wurde nachträglich ergänzt.