Die Solarisbank baut ihre Organisation um (Bild: PR)

Tausende Konten betroffen – Solarisbank verliert nächsten Großkunden

Mittels einer Bezahlkarte belohnte das Startup Grover seine Kunden mit Rabatten auf Technikprodukte. Nach zwei Jahren wird das Angebot nun wieder eingestellt. Ärgern dürfte sich darüber auch die Berliner Fintech-Bank Solaris: Sie verliert den zweiten namhaften Partner innerhalb weniger Wochen.

Die Berliner Fintech-Bank Solaris verliert mit Grover ihren nächsten wichtigen Partner. Wie das Technik-Mietportal in einer Mail an Kunden mitteilte, werde die Bezahlkarte „Grover Card“ nicht länger angeboten. Sie belohnte Kunden für jeden Einkauf mit Cashback-Guthaben, das für die Miete neuer Technikprodukte – etwa ein Smartphone oder eine Spielekonsole – verwendet werden konnte. Ausgegeben wurden die Visa-Debitkarten von der Solarisbank. Sie verfügt anders als Grover über eine Banklizenz.

Zwar sollen weniger als 5.000 Grover-Kunden die Karte über ein Konto bei Solaris genutzt haben, wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist – finanziell dürfte der Verlust für die Fintech-Bank also zu verschmerzen sein. Dennoch war Grover für Solaris ein wichtiger Partner: Das Startup gilt als Unicorn, wird also von Investoren mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet. Durch Fernsehwerbung ist die Marke des Berliner Startups zudem vielen Menschen bekannt. Dies verlieh auch der Solarisbank einen gewissen Glanz.

Grover muss sparen

Zu den genauen Hintergründen zum Ende seines Kartenangebots äußerte sich Grover auf Anfrage nicht. In der E-Mail an Kunden heißt es lediglich, das Unternehmen wolle sich wieder verstärkt seinem Kerngeschäft widmen – dem Verleih von Technikprodukten. Insidern zufolge soll sich das Kartenangebot für das Startup bislang nicht gerechnet haben. Die Stückzahlen seien schlicht zu gering gewesen.

Nach Informationen von Finance Forward herrscht bei Grover derzeit ein hoher Spardruck. Aufs Jahr gerechnet erzielte das Startup 2022 zwar wiederkehrende Erlöse von mehr als 220 Millionen Euro, stabile Gewinne soll das Geschäft aber noch nicht abwerfen. Dies hätten Investoren jedoch eingefordert, heißt es aus Unternehmenskreisen. Dass die Profitabilität bislang nicht erreicht wurde, soll auch einer der Gründe gewesen sein, warum Grover-Gründer Michael Cassau im vergangenen November als Geschäftsführer ausschied. Vom Stopp des Kartenangebots erhofft sich das Unternehmen nun offenbar weitere Kostensenkungen.

Darüber ärgern dürfte sich deshalb in erster Linie die Solarisbank. Nicht nur verliert sie mit Grover einen namhaften Partner. Es ist auch der zweite innerhalb weniger Wochen. Bereits Anfang Februar wurde bekannt, dass die Neobank Vivid eine halbe Million Kundenkonten von Solaris abzieht. Auch dafür sollen Kostengründe ausschlaggebend gewesen sein.

Die Solarisbank versucht sich vermehrt vom schnelllebigen Fintech-Geschäft zu lösen und setzt verstärkt auf Großkunden außerhalb der Tech-Szene – zuletzt mit Erfolg: Mit dem ADAC hat die Bank kürzlich einen wichtigen Partner gewonnen.