Das Headquarter von Solaris in Berlin (Bild: PR).

Solaris erhält 38 Millionen Euro – und verliert seine Operations-Chefin

Exklusiv: Das Banking-Startup Solaris verkündet ein neues Funding, damit will das Fintech in seine Compliance investieren. Schon vor längerer Zeit hatte die Finanzaufsicht Bafin Mängel festgestellt und einen Sonderprüfer bestellt.

Bankchef Carsten Höltkemeyer baut Solaris weiter um. Die Verluste müssen runter und das Fintech wolle seine Organisation vereinfachen, heißt es. Während in den vergangenen Jahren ein schnelles Wachstum im Vordergrund stand, investiert das Unternehmen zurzeit vor allem in seine Compliance, um die Mängel zu beseitigen. Bereits 2020 hatte die Finanzaufsicht Bafin Schwachstellen gefunden und später einen Sonderprüfer geschickt.

Für seine neue Strategie erhält der Banking-Anbieter, der als Partner hinter Fintechs wie der Neobank Vivid oder dem Kryptoanbieter Bison steht, nun weiteres Geld. Insgesamt 38 Millionen Euro haben Bestandsinvestoren in das Unternehmen gesteckt, wie Solaris gegenüber Finance Forward und Finanz-Szene bestätigte.

Bewertung stabil, aber mit Liquiditäts-Präferenz

Es soll sich dabei um ein sogenanntes „First Closing“ handeln. Laut Solaris-Chef Carsten Höltkemeyer gibt es „die Überlegung“, im kommenden Jahr weiteres Geld einzusammeln – dann möglichst auch von neuen Investoren und in mutmaßlich größerem Umfang. Die aktuelle Summe blieb derweil hinter den kolportierten 50 bis 60 Millionen Euro zurück, über die das Handelsblatt vor einiger Zeit berichtet hatte.

Die Bewertung soll weiterhin bei 1,6 Milliarden Euro liegen. Allerdings heißt es von mit der Sache vertrauten Personen, dass sich die Zeichner der Runde eine sogenannte „Liquidationspräferenz“ haben einräumen lassen – das hieße, sie würden bei einem Verkauf gegenüber anderen Gesellschaftern deutlich bevorzugt. Sie erhalten erst einmal ihren Einsatz oder ein vielfaches dessen zurück, bevor die anderen Investoren Geld bekommen. Im Fall von Solaris soll es sich um eine zweifache Liquidationspräferenz handeln.

„Das Jahr 2022 hat Solaris auf eine harte Probe gestellt“

Auch zu den Geschäftszahlen äußert sich das Fintech. „Das Jahr 2022 hat Solaris auf eine harte Probe gestellt“, heißt es in einer Mitteilung. Demnach hat das Unternehmen seinen Umsatz im vergangenen Jahr um plangemäß 30 Prozent auf 130 Millionen Euro ausgebaut – allerdings auf Kosten eines umbaubedingt üppigen Fehlbetrags von 56 Millionen Euro.

Im laufenden Geschäftsjahr dürfte es angesichts der Verzögerungen beim ADAC-Deal mit dem Wachstumsziel von 30 Prozent eher knapp werden. Dafür sieht Höltkemeyer sein Unternehmen nahe an der Profitabilität – zumindest bereinigt um Einmalkosten etwa für die laufende Restrukturierung oder die Folgen der Bafin-Sonderprüfung.

Überraschend verkündet das Unternehmen im Zuge der Finanzierungsrunde auch eine Personalie: Die erst im vergangenen Jahr zur Solarisbank gestoßene Operations-Chefin COO Chloé Mayenobe wird den „Banking as a Service“-Spezialisten wieder verlassen. „In beiderseitigem Einvernehmen“, sagt Bankchef Höltkemeyer. Er will einen großen Teil von Mayenobes Aufgaben künftig selbst übernehmen. Damit verlässt die einzige Frau den Vorstand. „Diversity“ sei ein Thema, an dem das Fintech arbeiten wolle.