Konflikt um Betriebsratsgründung bei Smava
Exklusiv: Die Kreditvergleichsplattform Smava steht vor einer Betriebsratsgründung – das Unternehmen hat mehrere Entlassungswellen hinter sich. Bei der Abstimmung zum Wahlvorstand eskalierte die Situation nun, die Gewerkschaft Verdi übt Kritik.
Hinter den Mitarbeitern von Smava liegen schwierige Monate. Mehrfach entließ der Kreditvermittler Angestellte – es dürfte Hunderte Leute getroffen haben. „Aktuell würde ich sagen, überwiegt die Angst“, schreibt ein Vertriebler auf der Job-Bewertungsplattform Kununu über seinen Job. Andere Mitarbeiter schildern gegenüber Finance Forward, dass das nachlassende Geschäft sich bemerkbar mache. Denn ein wichtiger Teil des Gehalts wird für die Kreditberater als Provision ausgeschüttet.
In dieser Krise formierte sich in den vergangenen Woche die Initiative für eine Betriebsratswahl bei Smava. Noch gibt es wenige Finanz-Startups mit einer Mitarbeitervertretung. Der Fall N26 machte vor zwei Jahren Schlagzeilen, weil sich die Gründer erst gegen die Einrichtung eines solchen Gremiums sträubten. Mittlerweile hat der Betriebsrat seine Arbeit aufgenommen. Auch bei der Klarna-Niederlassung in Deutschland gab es Wahlen. Mit Smava würde ein weiterer großer Fintech-Player dazu kommen – laut eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Sehr aufgeheizte Stimmung“
Ein Teilnehmer berichtet von einer „sehr aufgeheizten Stimmung“. Die Initiatoren für einen Betriebsrat seien aus der Belegschaft attackiert worden. Die Kritik: Sie hätten die Kollegen aus Hamburg, die zum Teil von der zugekauften Firma Finanzcheck kommen, nicht mit einbezogen. Es brauche einen Vertretung für Berlin und Hamburg, sei gefordert worden. So berichten es mehrere Personen, die vor Ort waren.
Doch war dies nur ein vorgeschobenes Argument? Oliver Hauser von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erhebt Vorwürfe gegenüber Smava: „Offensichtlich hat sich eine kleine Gruppe vorher abgestimmt und Stimmung gemacht.“ Darunter sollen sich mehrere Personen mit Führungsverantwortung befunden haben, so habe beispielsweise eine Managerin mit dem Titel „Head of Customer Success“ zu den Wortführerinnen gehört. Auch die Personalchefin aus dem C-Level soll vor Ort gewesen sein. Leitende Angestellte dürfen an den Wahlen nicht teilnehmen. „Im Saal befanden sich mehrere Führungskräfte, die sich untereinander beklatscht haben“, kritisiert Hauser.
Gegenkandidatin setzt sich durch
Ein Sprecher bestätigt die Wahl, doch will sich zu Details der „internen“ Vorgänge nicht äußern. Ob das Management Einfluss genommen habe, kommentiert das Unternehmen nicht. Letztlich stellte sich die „Head of Customer Success“-Managerin als Gegenkandidatin für den Wahlvorstand auf und wurde zusammen mit zwei Teamleitern gewählt. Die drei teilen auf Anfrage mit: „Zum aktuellen Zeitpunkt befassen wir uns intensiv mit der anstehenden Betriebsratswahl und freuen uns darauf, diese Wahl erfolgreich begleiten zu dürfen.“ Weitere Fragen beantworteten sie nicht.
Verdi-Sekretär Hauser hält das Argument für eine gemeinsame Mitarbeitervertretung für Berlin und Hamburg für unzulässig. Laut Betriebsverfassungsgesetz müssten die einzelnen Niederlassungen für eine solche Wahl explizit stimmen. „Es gab offenbar eine Agenda gegen die Initiatoren“, so Hauser. Auch intern sind nun die Augen genau auf die gewählten Personen gerichtet – und wie es auf dem Weg zum Betriebsrat weiter geht.