Die Ride-Gründer: Felix Schulte und Christine Kiefer. Bild: PR

In der Krise: Ride-Gründer arbeiten an Rettungsfinanzierung

Exklusiv: Vor kurzem meldete das Investment-Startup Ride Insolvenz an. Inzwischen soll es einen größeren Kreis an Kaufinteressenten geben. Im Hintergrund versuchen die Mitgründer derweil, eine rettende Finanzspritze zu organisieren.

Drei Wochen nach dem überraschenden Insolvenzantrag befindet sich das Berliner Fintech Ride weiter im Schwebezustand. Der Fortbestand des von prominenten Geldgebern wie KKR-Manager Philipp Freise, Fußballer Mario Götze und Investorin Verena Pausder finanzierten Startups ist weiter offen. Auf Nachfragen gibt sich das Unternehmen jedoch zuversichtlich: „Nach momentanem Stand haben 23 potenzielle Investoren nicht nur Kaufinteresse bekundet, sondern konkrete Angebote zur vollständigen Übernahme des Kerngeschäfts von Ride vorgelegt“, teilt ein Sprecher mit. Bei den Interessenten soll es sich um „angesehene Family Offices“ und „strategische Investoren“ handeln. Bis spätestens Mitte Oktober werde eine Entscheidung erwartet, heißt es weiter.

Die drohende Ride-Pleite hatte in der Szene für Aufsehen gesorgt. Zuvor war es bei dem Berliner Unternehmen zu einem „kurzfristigen Liquiditätsengpass“ gekommen. Ride agiert als digitale Privatbank und hat sich darauf fokussiert, möglichst einfach sogenannte vermögensverwaltende GmbHs zu gründen. Auf diesem Wege fallen weniger Steuern an. Kundinnen und Kunden bietet es dabei auch einen Wertpapierbroker an. Nach eigenen Angaben verwaltet Ride Kundengelder von mehr als 700 Millionen Euro. Auf das Geschäftsmodell hatten Gründer wie Geldgeber große Hoffnungen gesetzt. Investitionen von rund acht Millionen Euro flossen in die Firma.

Gründerteam arbeitet an neuen Optionen

Hinter den Kulissen brodelte es bei Ride jedoch schon länger. So berichtete Finance Forward im Dezember 2023 über Ärger unter Investoren. Grund waren fragwürdige Immobilien-Deals, die das Gründerteam um Christine Kiefer und Felix Schulte fernab vom Kerngeschäft eingefädelt haben sollen. Im Zeitraum der Insolvenzanmeldung soll es zwischen Gründerteam und Beirat zu Unstimmigkeiten gekommen sein. Das Gründerteam Kiefer und Schulte soll die Geschäftsführung verlassen haben. Aktuell fungiert laut Impressum nur noch Samed Yilmaz als Geschäftsführer, im Handelsregister ist das Ausscheiden der Gründer noch nicht zu sehen.


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Doch das Gründerduo des kriselnden Fintechs will nicht aufgeben und arbeitet an einer neuen Option. Nach Informationen von Finance Forward suchen Kiefer und Schulte eigenmächtig nach neuen Geldgebern. In einer Nachricht an Gesellschafter teilen beide mit, zwei neue Leadinvestoren gefunden zu haben. Diese seien bereit, 2,5 Millionen Euro in Ride zu investieren. Der Insolvenzantrag könne dadurch zurückgezogen werden. Noch sei aber nicht alles in trockenen Tüchern, heißt es in der Nachricht.

Firmenbewertung sinkt extrem

In der Krisensituation handelt es sich um eine sogenannte „Pay to Play“-Finanzierungsrunde. Dabei werden die Anteile der Firma massiv ausgeweitet. Nur wer bei der Finanzierung mitmacht, bleibt nennenswert an dem Startup beteiligt – die restlichen Geldgeber verwässern.

Die Bewertung vor der Finanzierung liegt lediglich bei einer halben Million Euro. Bis zu 4,5 Millionen Euro groß kann das Funding, laut Nachricht, noch werden. Wer bereits investiert ist, bekommt allerdings bessere Investment-Konditionen – für den Fall, dass er mitinvestieren sollte. Ein Ride-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern. Schon in den kommenden Tagen sollte sich aber zeigen, wie es mit Ride weitergeht.