Neuer Start-up-Spezialist: Samuel Schuler geht zu Reimann Investors (Foto: Fotostudio Saute)

Milliardärsfamilie Reimann startet neuen Anlauf als Start-up-Investor

Einst gelangen dem Family-Office Reimann Investors mehrere spektakuläre Start-up-Deals. Mit neuem Fonds und einem Partner von der Konkurrenz plant die Familie nun, an die Zeit anzuschließen.

Ihr größter Coup liegt mehr als zehn Jahre zurück. 2014 verkaufte ein Zweig der Reimann-Familie über ihre Vermögensverwaltung Reimann Investors das Start-up Sofort, das hinter dem populären Zahldienst Sofortüberweisung stand. Mehr als 100 Millionen Euro zahlte der schwedische Payment-Anbieter Klarna damals, ein außergewöhnlicher Deal für die Zeit. In den Jahren danach investierte das Family-Office in rund 25 weitere Firmen und betrieb eine eigene Fintech-Bank – allerdings mit durchmischter Bilanz.

Nun wagt Reimann Investors einen Neustart: Mit einem zweiten Fonds will die Unternehmerfamilie aussichtsreiche Start-ups finanzieren und engagiert dafür Samuel Schuler (40) als Mitgeschäftsführer. Er kommt vom Münchner Fintech-Investor Yabeo und ist in der Szene gut vernetzt. Schuler saß etwa in den Aufsichtsgremien beim Versicherungs-Start-up Clark und bei der Berliner Bank Solaris, die zuletzt in eine Krise geschlittert war. Bei Reimann Investors liegt nun sein Fokus – im Gegensatz zu vielen anderen Fonds – auf dem deutschsprachigen Raum. Die Geldgeber haben es dabei auf Finanz-Start-ups und Softwareanbieter abgesehen.

Hinter Reimann Investor steht ein Zweig der Milliardärsfamilie, deren Vermögen maßgeblich aus dem Chemie- und Konsumgüterkonzern Reckitt Benckieser stammt. Die Sippe ist äußerst öffentlichkeitsscheu. Der eine Teil der Reimann-Erben lässt sein Vermögen seit Jahren über die JAB Holding verwalten und taucht regelmäßig ganz oben auf der Liste der 500 reichsten Deutschen des manager magazins auf. Der andere Zweig, bestehend aus vier Geschwistern der Familie Reimann-Dubbers, hatte sich Ende der 90er-Jahre auszahlen lassen. Die Geschwister verfügen über ein wesentlich kleineres Vermögen, das sie seit 2006 maßgeblich von ihrem Family-Office verwalten lassen. Dabei steht Reimann Investors auch anderen reichen Familien offen.

Das Unternehmen mit Sitz in Grünwald bei München setzt dabei auf ein eigenes Start-up-Portfolio. Nach dem Verkauf von Sofort 2014 investierte Reimann Investors beispielsweise wieder in das alte Führungsteam der Firma. Durchaus erfolgreich: Ihren Open-Banking-Anbieter Fintecsystems verkauften die Ex-Sofort-Leute später wieder für rund 100 Millionen Euro nach Schweden, dieses Mal an den Konkurrenten Tink.

Start-up-Bank hat Lizenz zurückgegeben

Nun will sich Reimann Investors weiter für andere Geldgeber öffnen: „Die Familie agiert als starker Ankerinvestor“, sagt Schuler. Schon heute befinden sich in dem Fonds Gelder von anderen, deren Namen freilich vertraulich bleiben. Weitere Mittelständler sollen dazu kommen. Geleitet wird das gesamte Family-Office seit fünf Jahren von Hans-Christian Perle (59), der auch zusammen mit Schuler den Venturebereich verantwortet.

Perle musste sich auch um Altlasten kümmern. Die Deutsche Handelsbank, die der Familie mehrheitlich gehörte, war seit Jahren nicht aus der Krise gekommen. Das Geldhaus hatte sich unter anderem auf Kredite für Start-ups fokussiert. Der Investor steckte zeitweise viel Geld in die Firma, in der Krisenphase musste er allein 15 Millionen Euro nachschießen. Über längere Zeit stand ein Verkauf im Raum. Am Ende ließ Perle die Bank abwickeln.

In der Start-up-Abteilung des Family-Offices gingen derweil Schlüsselpersonen. 2020 verließ der Szenekopf Noel Zeh (45) das Unternehmen. Der Investmenthunger unter den Mitarbeitern sei größer gewesen als in der Familie, hieß es damals von Insidern. In den Jahren danach hielt sich Reimann Investors zurück, die Münchner verkündeten kaum noch Deals.