Bewertung steigt auf mehr als zwei Milliarden Euro: Raisin macht Secondary-Funding vor Börsengang
Exklusiv: Investoren des Berliner Geldanlage-Startups Raisin haben Anteile im Wert von mehr als 100 Millionen Euro verkauft. Zudem ist der chinesische Tech-Investor Tencent bei dem Fintech, das hinter Weltsparen steht, eingestiegen. Die Bewertung erreicht dadurch einen neuen Höchststand.
Der anstehende Börsengang von Raisin ist das Gesprächsthema der deutschen Fintech-Szene. Kurz vor Jahresende vollzieht der Einlagenbroker nun einen großen Deal: Bestehende Investoren haben Anteile im Wert von mehr als 100 Millionen Euro verkauft, wie es aus dem Firmenumfeld heißt. Die Geldgeber bestimmen damit auch eine neue Bewertung.
Zeit bis zum Börsengang
Raisin ist mit der Zinsplattform Weltsparen groß geworden und verwaltet mittlerweile mehr als 60 Milliarden Euro an Assets. Die Berliner Firma bietet auch ETF-Sparpläne, Kryptowährungen und Private-Equity an, zudem ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren auch international stark gewachsen. Die Zinswende spielt Raisin massiv in die Karten – es folgte der Boom. Die Firma verdoppelte im vergangenen Jahr ihren Umsatz auf rund 160 Millionen Euro, trotz des starken Wachstums gelang es profitabel zu arbeiten. Wie vor einigen Monaten bekannt wurde, strebt das Fintech-Startup demnächst einen Börsengang an. Dieser könnte im zweiten Quartal 2025 anstehen.
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Der sogenannte Secondary-Deal ist für Raisin ein Weg, den zeitlichen Druck vor einem Börsengang rauszunehmen: Die Geldgeber, die verkaufen wollen, können auch ohne IPO aussteigen. Gleichzeitig setzt das Fintech auf diesem Wege eine neue Bewertungsmarke, die vor dem Börsengang zeigen soll, dass der Wert bereits gestiegen ist. Bei einem IPO im kommenden Jahr dürfte die Bewertung dann noch einmal weiter steigen – so die Hoffnung der Anteilseigner.
Trend kommt nach Deutschland
Im Fall des Anteilsverkaufs dürfte die Bewertung zwischen zwei und drei Milliarden Euro liegen, heißt es aus Finanzkreisen. Das deckt sich mit den Informationen aus dem Handelsregister. Im Frühjahr 2023 soll das Unternehmen mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet worden sein. Die neue Taxierung wäre damit eine klare Aufwertung. Das Unternehmen wollte sich zu den Informationen nicht äußern.
Abgesehen von Tencent haben die Geldgeber Hedosophia und Vitruvian Anteile zugekauft. Verkauft hat beispielsweise der Wagniskapitalgeber Thrive Capital und der Investor Apeiron von Christian Angermayer. Einige Investoren, darunter auch die Gründer und Deposit-Solution-Gründer Tim Sievers, haben kleinere Teile verkauft. Den Konkurrenten Deposit Solution hatte Raisin vor einigen Jahren geschluckt.
Der sogenannte Secondary-Deal ist nicht ungewöhnlich. In den vergangenen Monaten haben mehrere große Fintechs in Europa einen Anteilsverkauf für Altinvestoren organisiert. Prominent war beispielsweise der Secondary der Neobanken Revolut oder dem Payment-Fintech Stripe. Nur die deutschen Fintechs waren zurückhaltend – bis jetzt.