60 Millionen Euro für Berliner Einlagen-Broker Raisin
Das Berliner Fintech Raisin hat 60 Millionen Euro von bestehenden und neuen Investoren erhalten. Der Einlagen-Broker hat kürzlich die Marke von einer Million Kunden überschritten, teilt das Unternehmen mit.
Der Einlagen-Broker Raisin, der hinter der Marke „Weltsparen“ steckt, hat das bislang höchste Funding eines deutschen Fintechs in diesem Jahr eingeheimst. Nach eigenen Angaben erhalten die Berliner in ihrer nunmehr fünften Finanzierungsrunde satte 60 Millionen Euro. Angeführt wird die Kapitalerhöhung von dem angelsächsischen Private-Equity-Spezialisten M&G Catalyst; auch Bestandsinvestoren wie Goldman Sachs seien mitgezogen, heißt es in einer Mitteilung. Zur Bewertung wollte sich das Fintech auf Anfrage nicht äußern. Allerdings betonte Finanzchef Frank Freund, dass es sich um eine „Upround“ handele – die Bewertung also höher sei als bei der bislang letzten Finanzierung im Februar 2019.
Tatsächlich ist die Frage, wie Raisin von seinen Investoren bewertet wird, seit Jahren umstritten. Als sicher gilt, dass die Berliner spätestens bei ihrem Zusammenschluss mit dem Berliner Wettbewerber Deposit Solutions im Jahr 2021 zum „Unicorn“ avancierten – also auf eine Taxierung von mindestens eine Milliarde Euro kamen. Im vergangenen Frühjahr stellte indes ausgerechnet einer der eigenen Geldgeber den begehrten Status infrage.
Vor dem Hintergrund der Zinswende, die Raisins Geschäft in den letzten Monaten hat expandieren lassen, könnte die aktuelle Kapitalerhöhung freilich wieder zu einer zehnstelligen Bewertung erfolgt sein.
Eher ungewöhnlich ist der lange Zeitraum – vier Jahre – zwischen dem bislang letzten Funding und der jetzigen Runde. Rückblick: Anfang 2019 hatte Raisin rund 100 Millionen Euro erhalten – und sein gesamtes Funding damit auf 170 Millionen Euro ausgebaut (einige Monate später gab es noch mal eine Erweiterung um 25 Millionen Euro).
Einlagenprodukte in der Zinswende
Dieser Puffer ermöglichte es den Berlinern, auch eine längere Schwächephase durchzustehen, als das Einlagengeschäft infolge der niedrigen Zinsen nicht recht anziehen wollte und das Umsatzwachstum hinter den eigenen Planzahlen zurückblieb (Finance Forward berichtete). Selbst das Vorhaben, nach der Übernahme von Deposit frisches Kapital einzusammeln, wurde Ende 2021 laut Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward abgeblasen. Stattdessen fuhr das Management die Kosten runter, um den Cashburn zu begrenzen – und um, platt gesagt, auf bessere Zeiten zu warten.
Diese kamen mit der Zinswende dann tatsächlich. Einlagenprodukte sind plötzlich wieder nachgefragt, mit der Folge, dass Raisin seine „Assets under Management“ allein in den vergangenen sechs Monaten um neun Milliarden Euro auf nunmehr 38 Milliarden Euro hochgefahren hat. Zwar äußern sich die Berliner nach wie vor nicht zu Ertragszahlen.
Eingedenk einer Berechnungen von Finanz-Szene ist es allerdings nicht vermessen, dem Fintech in diesem Jahr einen Umsatz von sehr, sehr grob geschätzten rund 100 Millionen Euro zuzutrauen. Nach eigenen Angaben kommen die Berliner inzwischen auf gut eine Millionen Kunden und arbeiten seit sechs Monaten profitabel – bräuchten genau genommen also gar kein frisches Kapital mehr. Die Zeichen indes stehen auf Wachstum. So dürften die frischen Mittel unter anderem dazu dienen, das Geschäft in den bislang noch etwas blutarmen Auslandsmärkten anzukurbeln. In den USA managt Raisin bislang „deutlich mehr als eine Milliarde Dollar“ an Assets, Angaben zu UK wurden am Mittwoch auf Nachfrage keine gemacht.