„Man merkt, wie nah der Krieg ist“ – Fintech-Investor Ramin Niroumand im Podcast
Rund 100 Mitarbeiter beschäftigen die deutschen Finleap-Startups in der Ukraine, teilweise seit vielen Jahren. Finleap-Gründer Ramin Niroumand spricht im Podcast über die Situation und wie er damit umgeht.
Remote – das ist zu einem Schlüsselwort der vergangenen zwei Pandemie-Jahre geworden. Doch was „remote“ eben auch bedeuten kann, merken gerade einige Köpfe der deutschen Gründerszene. Rund 100 Mitarbeiter hätten die Unternehmen aus dem Finleap-Portfolio aktuell in der Ukraine, sagt Ramin Niroumand.
Finleap-Portfolio ist 700 Millionen Euro wert
Obwohl Ramin Niroumand erst 34 Jahre alt ist, gehört er zu den langjährigen Experten der deutschen Fintech-Szene. Der Berliner hat 2014 gemeinsam mit Jan Beckers den Inkubator Finleap gegründet, zu dessen Portfolio heute bekannte Startups wie die Solarisbank oder der Versicherungsmanager Clark gehören.
Im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer erzählt Ramin Niroumand, dass die 15 Portofolio-Firmen von Finleap inzwischen in Summe mehr als drei Milliarden Euro wert seien. Allein die Anteile des Inkubators sollen sich auf einen Wert von rund 700 Millionen Euro belaufen – bei einem Einsatz von 140 Millionen Euro.
Hinweis: Der Podcast wurde bereits am vergangenen Freitag aufgenommen.
250 Geschäftsmodelle für 15 Unternehmen
Trotz der Erfolge hat sich der studierte Wirtschaftsinformatiker vor einiger Zeit dazu entschieden, das Kapitel Finleap zu beenden. Der Inkubator wird keine neuen Geschäftsmodelle mehr umsetzen. Stattdessen will Ramin Niroumand künftig mit seinem eigenen Fonds Embedded Capital in Startups aus dem Finanzbereich investieren (Finance Forward berichtete).
Mit einem eigenen Fonds, ist Niroumand überzeugt, kann er in Zukunft mehr erreichen. Gleichzeitig wird er mit Embedded Capital das Finleap-Portfolio weiterhin betreuen. Niroumand will sich weiter auf den Finanzbereich konzentrieren, gerade im Geschäft mit Firmenkunden (B2B) sieht er noch viel Potenzial.
Gleichwohl fürchtet er, dass sich die Rahmenbedingungen für Fintechs in Deutschland verschlechtern könnten: „Der Regulator in Deutschland, die Bafin, tut gerade viel dafür, den Finanzstandort eher zu schwächen als zu stärken – was schade ist“, kritisiert Ramin Niroumand.
Schuld seien die Skandale um Wirecard und die Greensill Bank. Damals hätte es in der Szene Befürchtungen gegeben, dass in der Öffentlichkeit alle Fintechs mit Wirecard gleichgesetzt würden. Doch das sei gar nicht passiert. „Viele haben verstanden, dass es etwas Einmaliges war“, sagt Niroumand. Doch der Regulator führe sich auf, als gäbe es ein strukturelles Problem. Ramin Niroumand sagt, er höre von vielen Unternehmen, die daher schon überlegen würden, keine Börsengänge mehr in Deutschland zu machen.
Embedded Capital soll im Early-Stage-Bereich investieren
Mit seinem neuen Fonds, dessen Volumen bei mehr als 100 Millionen Euro liegen soll, will Ramin Niroumand in sehr junge Startups investieren. „Gerade im Early-Stage-Bereich kannst du nur wirklich helfen, wenn du Branchenexpertise hast“, sagt der frühere Unternehmensberater. Speziell in der Finanzindustrie brauche es sehr tiefe Kenntnisse: „Ich mache immer das Beispiel: Wenn du einen E-Commerce-Laden aufsetzt und den Pulli an den falschen Adressaten schickst, hast du vielleicht einen Warenverlust von 40 Euro.“ Der Schaden sei überschaubar, als Händler würde man den Kaufpreis einfach erstatten. In der Finanzindustrie sei das anders, so Niroumand: „Wenn du einen Euro an das falsche Bankkonto schickst, kannst du die Bank zumachen.“
Im OMR Podcast, der auch bei Finance Forward erscheint, verrät Ramin Niroumand außerdem, wie es sich anfühlt, als 27-Jähriger nahezu doppelt so alte Mitarbeiter einzustellen, warum er keinen Krypto-Fonds auflegen würde und welche Aktie er gut findet.
Hinweis: Der Podcast wurde bereits am vergangenen Freitag aufgenommen.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Niroumand über …
… die Gründung von Deutschlands erstem Fintech-Inkubator
… die Bafin und die Folgen des Wirecard-Skandals
… die Kurskorrektur bei den Tech-Aktien
… den Krieg in der Ukraine und die Folgen
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