Die Pile-Gründerin Jessica Holzbach. (Bild Alfa)

„Startups mit mehreren Millionen Euro haben nur ein Bankkonto“ – Pile-Gründerin Jessica Holzbach im FinanceFWD-Podcast

Bereits wenige Tage nach dem Crash der Silicon Valley Bank hat das Startup Pile verkündet, sein Geschäftsmodell anzupassen: Die neue Plattform von Jessica Holzbach bietet Startups und VCs die Möglichkeit, ihr Kapital über mehrere Banken zu diversifizieren. Woher kam die Abkehr von Crypto-as-a-Service – und welche Hoffnungen hat sie für das Treasury-Angebot? Darüber spricht die Gründerin im Podcast.

Das Timing war eigentlich perfekt. Während Startups und Wagniskapitalgeber über die Diversifizierung ihres Kapitals auf mehrere Bankkonten diskutierten, hatte das Berliner Startup Pile bereits ein entsprechendes Angebot auf dem Weg. Nur elf Tage nach dem Crash der Silicon Valley Bank konnte es damit direkt punkten. Gründerin Jessica Holzbach war das allerdings schon etwas zu spät. „Ich habe mich ein bisschen geärgert, ich wäre am liebsten an dem Tag gestartet, als die Silicon Valley Bank zum Thema wurde“, sagt sie im Podcast.

Den Trend habe sie bereits in den vergangenen Monaten erkannt. Einen Monat zuvor habe sie ihren Investoren ein Update geschickt, dessen erster Satz darauf hinwies, dass Treasury-Management „wichtiger denn je sei“ – die Branche durchlebe eine dramatische Veränderung. Zu den Geldgebern von Pile gehören N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal, Fintech-Managerin Carolin Gabor und Fußballspieler Mario Götze.

Eigentlich war Pile mit dem Vorhaben gestartet, Fintechs, Banken und Startups die Welt dezentraler Finanzdienstleistungen zu öffnen, so dass diese künftig ihren Kunden Leistungen aus dem Bereich anbieten können (Finance Forward berichtete). Doch das Timing für ein Crypto-as-a-Service-Angebot war schlecht, der Krypto-Markt ist im vergangenen Jahr abkühlt. Zudem habe sie viele Verkaufsgespräche führen müssen, sagt Holzbach. Mit dem neuen Treasury-Angebot sei das andersherum: Hier kämen die potenziellen Kunden auf Pile zu. Ab einem Einlagenvolumen von rund einer Million Euro würde sich das Angebot lohnen. Ab einem gewissen Volumen haben die Startups eigene Treasury-Teams – die Zeit dazwischen will Pile bedienen.

Banken wollen wieder Einlagen

Damit geht Holzbach in Teilen in Konkurrenz zu ihrem ersten Startup. Vor einigen Jahren hatte sie das Banking-Startup Penta mit aufgebaut, das mittlerweile an den französischen Anbieter Qonto verkauft wurde. Pile bietet allerdings keine eigenen Konten an, sondern versteht sich als Plattform, die einen Überblick über die einzelnen Angebote bietet. Von den Banken, mit denen Pile zusammenarbeitet, bekommt es eine Provision für die vermittelten Einlagen. „Wir nehmen von allen Partnern in etwa die gleiche Provision, deshalb sind wir nicht in­cen­ti­vie­rt, bestimmte Anbieter stärker zu pushen“, sagt Holzbach.

Seit dem veränderten Zinsumfeld sind die Banken wieder interessiert an Einlagen, Pile dürfte für sie ein willkommener Vermittler sein. Damit macht sich das Unternehmen von dieser Wette abhängig – würden die Zinsen wieder fallen, werden die Banken ihre Provision nicht mehr zahlen wollen. Holzbach will ihr Pile deshalb nicht als reinen Firmenfestgeldvermittler etablieren. „Wir wollen in Europa der Ort sein, an dem Startups und Investoren ihr Venture Capital halten“, sagt sie. „Daraus ergeben sich extrem viele Anwendungsfälle, die wir für diese spitze Zielgruppe ausbauen werden.“ Das könnte Hilfe beim Fundraising, Matchmaking mit Geldgebern oder auch Liquiditätsoptimierung sein.

Im Podcast spricht Holzbach über die Startup-Branche in einem abgekühlten Funding-Klima, das Pile-Geschäftsmodell und den Crash der Silicon Valley Bank.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Holzbach über …

… den Crash der Silicon Valley Bank
… die Risikostreuung von Startups
… das Geschäftsmodell von Pile
… das Zinsumfeld für Startups

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