Othis-Gründer Stefan Haubner, Evgeny Zasorin und Saang Lee (Bild: Othis).

Fintech Othis launcht Portfolio-Tracker für Millionäre

Das Fintech Othis aus Wien geht mit einem Portfolio-Tracker an den Start. Dazu wollen die Gründer auch Analyse- und Beratungsleistungen anbieten. Im Fokus haben sie vor allem die neue Erbengeneration. 

Manchmal sind es nicht die Probleme der Vielen, die Unternehmensgründer auf den Plan rufen – sondern derer, die viel haben. Ein junges Fintech, das sich in genau diesem Segment ein gutes Geschäft erhofft, ist Othis. Das Ziel der Firma aus Wien: Gutsituierten eine Online-Plattform zum Verwalten ihrer Vermögen bieten. Ab heute startet das Angebot.

Stefan Haubner und Evgeny Zasorin kennen sich mit dem Thema Geldanlage aus. Beide haben einige Jahre für Venture-Capital-Firmen und Family Offices gearbeitet und sich ein Netzwerk aus gut betuchten Anlegern aufgebaut. In Gesprächen erkannten sie eine Marktlücke in der Vermögensverwaltung, wie Zasorin Finance Forward erzählt. Jenen, die ein Vermögen in Millionenhöhe besitzen und es in diversen und teils komplexen Anlageklassen – etwa ein Mix aus Krypto, Unternehmensbeteiligungen und Immobilien – anlegen, fehle eine zentrale, digitale Plattform, um diese zu verwalten. Mit Othis wollen sie nun Abhilfe schaffen.

„Das einzige Tool dafür war bislang Excel“

Im Browser und via App können Nutzerinnen und Nutzer über Othis ihre Vermögensbestände zentral verwalten. „Das einzige Tool dafür war bislang Excel“, behauptet Zasorin. Dazu komme der Aufwand, die Wertbestände ständig aktuell halten zu müssen. „Wie soll man eine gute Investmententscheidung treffen, wenn man keinen geordneten Überblick über die Entwicklung des eigenen Portfolios hat?“, fragt er. Deshalb können Nutzerinnen und Nutzer sämtliche Vermögenswerte bei Othis – je nach Komplexität – entweder per Schnittstelle anbinden oder händisch eintragen. Gegen Aufpreis werde die manuelle Arbeit auch von Mitarbeitenden des Fintechs übernommen, sagt Zasorin. Daneben soll das Tool bei der Cashflow-Planung helfen, Dokumente organisieren und eine wichtige Schnittstelle zu Steuerberatern bilden.

Das Herz der Plattform soll zukünftig aber ein ganz anderes Angebot bilden: Basierend auf dem eigenen Portfolio sollen Nutzerinnen und Nutzer mithilfe quantitativer Analysen, etwa Diversifizierungsgrad oder Risikoauswertungen, ihr Vermögen optimieren können. Als Vorbild sieht Zasorin die analysengetriebene Investmentmethodik der großen Hedgefonds. Auf lange Sicht wolle Othis dann auch regulierte Anlageberatung anbieten.

Gründer hofft auf Zulauf von Erben

„Unser Ziel ist es, das Portfolio jedes Kunden genau zu verstehen und auf einer Gesamtsicht basierend die passenden Produkte zu empfehlen“, sagt er. Auch der Vertrieb von Anlageprodukten über die Plattform sei denkbar. Dabei wird das Startup auch mit den zunehmend digitaleren Wealth-Management-Angeboten der Traditionsbanken konkurrieren. Von ihnen will Othis sich vor allem über den Portfoliomix abheben. „Wir wollen alle Anlageklassen abdecken – Werte wie Venture-Capital-Investments sucht man im Private Banking dagegen vergebens“, sagt Zasorin. Darüber hinaus sollen Kunden bei Othis weiterhin selbst die Kontrolle über ihre Investmententscheidungen behalten und sie nicht, wie etwa beim diskretionären Portfoliomanagement, an Berater abgeben.

Othis adressiert einen Markt, der gemessen an der Vermögensverteilung nur einer Minderheit zugänglich ist. In absoluten Zahlen ist dort allerdings viel zu holen: Das Vermögen der Wohlhabenden, das bis 2030 an die nächste Generation weitervererbt wird, liegt laut Zahlen des Analysedienstes X-Wealth bei über drei Billionen Euro. Othis hofft nun insbesondere innerhalb der Erben-Generation auf Zulauf: „Wir glauben, dass sich der typische Private-Banking-Kunde verändert“, sagt der Gründer. „Die neue Generation von vermögenden Privatpersonen ist global sowie digital vernetzt und deutlich risikobewusster als ihre Vorgänger der Generation Baby-Boomer.“