Fußballstar Thomas Müller war ein Werbegesicht von Oneclimate (Bild: IMAGO / Jan Huebner)

Geld von Viessmann und Werbung mit Thomas Müller sollten Oneclimate großmachen – nun gibt die grüne Fintech-App auf

Exklusiv: Mit der App Oneclimate lässt sich der eigene CO₂-Fußabdruck einfach tracken und mit Investments in Klimaschutzinitiativen ausgleichen. Das grüne Fintech war in der Firmenschmiede des Heizungsbauers Viessmann entstanden – doch nun ist das Geld ausgegangen, die App wird eingestellt.

Thomas Müller strahlt in die Kamera: „Tore schießen mache ich auf dem Platz, Klimaschutz mache ich mit Oneclimate.“ Schnell solle man sich die App runterladen und Mitglied beim „erfolgreichsten Klimateam“ werden. So warb der Fußballer noch im Sommer für das deutsche Fintech Oneclimate.

Die Kampagne in sozialen Medien mit dem Bayernstar und Weltmeister war ein Coup für das Startup, das erst im Frühjahr 2023 gegründet wurde. Mit der App Oneclimate lässt sich auf einfache Weise erfassen, wie viel CO₂ man im Alltag verbraucht. Und sie gibt Tipps, wie man seinen Klimafußabdruck reduzieren kann, etwa durch Investments in Klimaschutziniativen. Die Zukunft des Projektes sah gut aus, denn die Firma hatte den milliardenschweren Heizungsbauer Viessmann mit seinem Company Builder Wattx im Rücken. Oneclimate ist eine Tochter des Familienunternehmens.

Viessmann finanziert nicht weiter

Nur wenige Monate nach dem Spot mit Thomas Müller erreichte die Kundinnen und Kunden nun vor wenigen Tagen eine Mail – mit überraschendem Inhalt: „Wir möchten dich heute darüber informieren, dass wir die OneClimate-App leider nicht weiterführen werden“, heißt es in der Nachricht. „Nach intensiven Bemühungen und Gesprächen mit potenziellen Investoren haben wir leider nicht die erforderliche Anschlussfinanzierung sichern können, um das Projekt langfristig fortzusetzen“, schreibt die Firma weiter.

Offen bleibt dabei, warum Viessmann das grüne Startup nicht weiter finanzieren will. Ein Grund könnte sein, dass Oneclimate der Viessmann Climate Solutions SE gehört. In der Firma liegt auch das Wärmepumpen-Geschäft, das das Familienunternehmen in einem Milliardendeal an den US-Konzern Carrier Global verkauft hat. Das Startup war kurzfristig nicht zu erreichen.


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Das Tracking der eigenen Emissionen gilt als ein zukunftsträchtiges Geschäft, unzählige Apps sind mit ähnlichen Konzepten an den Markt gegangen. Die App Klima zählt dazu, in die Wagniskapitalgeber bereits rund 20 Millionen Dollar investiert haben – darunter deutsche Investoren wie Headline und HV Capital. Auch in Oneclimate dürfte eine Millionensumme geflossen sein.

Trotz weltbekanntem Testimonial musste sich die Berliner Firma in den vergangenen Wochen allerdings auch harscher Kritik stellen. Die Verbraucherzentrale hatte die App analysiert und war zu dem Schluss gekommen, dass die Werbepartnerschaften in der App nicht ausreichend gekennzeichnet waren. Auch störten sich die Experten daran, dass nur 80 Prozent der Investments der Nutzerinnen und Nutzer in den „OneClimate Fund“, einen Weg, über die App Klimaschutzinitiativen zu unterstützen, flossen und „die verbliebenen 20 Prozent im Sinne einer Anbieterprovision für anfallende Unkosten und die Weiterentwicklung der App verwendet werden“. Die Verbraucherschützer kommen zu dem Schluss: „Hier hätten wir uns angesichts der werblichen Inhalte und Zugehörigkeit zu einem milliardenschweren Konzern wie Viessmann gewünscht, das (sic!) solche Spenden ohne nennenswerte Abzüge bei den Klimaschutzinitiativen ankommen.“

Es gibt „kleinen Hoffnungsschimmer“

Für Verbesserungen ist es jetzt zu spät. Der Anbieter Climony, der hinter der App steckt, hat den Kundinnen und Kunden zum 1. Oktober gekündigt. Trotzdem schreibt das Team von einem „kleinen Hoffnungsschimmer“. Es heißt in der Nachricht an die Nutzerinnen und Nutzer weiter: „Der Source-Code und das geistige Eigentum von OneClimate wurden an eine andere Gesellschaft übertragen, sodass eine Wiederaufnahme des Projekts in der Zukunft theoretisch möglich wäre – auch wenn wir derzeit keine konkreten Pläne dafür haben.“