Warum „Dr. Doom“ nichts von Kryptowährungen hält
Auf der Finance-Forward-Konferenz holte Starökonom Nouriel Roubini zum Rundumschlag gegen Kryptowährungen aus: Sie seien nutzlos, wertlos und systematisch betrugsanfällig.
Der Titel versprach nicht zu viel: „Dr. Doom knüpft sich die Kryptoszene vor“, so war der Auftritt von Nouriel Roubini auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg überschrieben. Und Roubini, auch bekannt als „Dr. Doom“, lieferte: Kryptowährungen seien keine Währungen, eigentlich nutzlos, und 97 Prozent seien entweder Betrug oder wertlos.
Eine Währung benötige eine Funktion, erklärte der New Yorker Starökonom im Interview mit Capital-Digitalchef Niklas Wirminghaus, zum Beispiel eine Tausch- oder eine Wertaufbewahrungsfunktion. „Stand heute ist das aber alles nicht möglich. Nichts ist in Bitcoin bepreist – und eine Wertaufbewahrungsfunktion wie in Gold sehe ich auch nicht.“ Außerdem könne Visa beispielsweise 50.000 Transaktionen pro Sekunde durchführen, über die Bitcoin-Blockchain seien gerade einmal sieben Transaktionen möglich.
Stablecoins, die kaum Preisausschläge und damit eine Nutzung als Zahlungsmittel versprechen, hält Roubini für keine Alternative. Mit ihnen breche die Blockchain-Community letztlich mit ihrer ursprünglichen Ideologie: „Stablecoins replizieren teilweise Fiat-Währungen wie den Dollar, obwohl die Branche doch eine Alternative dazu bieten wollte. Manche Coins sind nicht einmal ,stable‘, wenn sie algorithmisch sind. Ich halte das alles nicht für sinnvoll.“
Ein weiteres Risiko sieht Roubini in der Betrugsanfälligkeit von Kryptoprojekten, die er für systemisch hält: „Das ist kein Bug, sondern ein Feature!“ Auch in der Frühphase des Internets habe es zwar Betrüger gegeben, dazu seien viele vermeintliche Innovationen nach zehn Jahren wieder verschwunden – doch seien wichtige Innovationen wie HTML oder E-Mail geblieben. „Das sehe ich bei Blockchain nicht. Wir stehen weiter bei tausenden Kryptowährungen und Betrügern. Diese Probleme haben andere Branchen nach zehn Jahren nicht mehr.“
Der einzige Grund, warum die Branche überhaupt weiter existiere, sei „regulatorische Arbitrage“, so Roubini. Übersetzt meint er damit die vergleichsweise hohen Margen, die Kryptoanbieter wegen der vergleichsweise lockeren Regulierung erzielen können. „Das ist ein klarer Vorteil im Vergleich zur klassischen Finanzindustrie.“
Immerhin sieht er den Wert von Bitcoin und anderen Kryptowährungen nicht zwangsläufig bei Null, was man annehmen könnte. Letztlich sei das aber auch egal, da Bitcoin und Co. niemals massentauglich werden würden. „Also, was soll’s, wenn der Bitcoin bei ein paar Tausend Euro steht?“, fragte Roubini.