Nicolas Kopp – vom „Mädchen für alles“ bei N26 zum KI-Gründer in den USA
Der ehemalige N26-Amerikachef Nicolas Kopp hat 100 Millionen Dollar von der Silicon-Valley-Investorenelite eingesammelt – und will mit seinem Fintech Rillet jetzt Riesen wie SAP und Oracle angreifen. Im Podcast erzählt er, wie er in der US-Techszene Fuß gefasst hat – und was er vorhat.
Es hört sich an wie ein Gründersommermärchen: Erst stieg im Mai der legendäre Wagniskapitalgeber Sequoia Capital ein, dann zogen drei Monate später auch noch die Investorenstars Marc Andreessen (54) und Ben Horowitz (59) mit A16Z nach. Kurze Zeit später kamen die Greencard und der Umzug nach San Francisco: Nicolas Kopp ist auf dem besten Weg, mit seinem Fintech Rillet in den USA groß herauszukommen.
„Wir haben die Vision, dass du die Buchhaltung für den vorigen Monat in ein paar Stunden machen kannst“, sagt der gebürtige Schweizer im „Finance Forward“-Podcast. Die Effizienzsteigerung soll durch Automatisierung von händischen Arbeitsschritten möglich werden. „Du hast dann vielleicht nur noch einen Accountant, der eine Milliarde Umsatz bewältigen kann“, sagt Kopp. Heute würden Firmen selbst mit einer großen Finanzabteilung in der Regel 10 bis 14 Tage dafür aufwenden.
Mit dem KI-Ansatz möchte der Gründer etablierten Softwareherstellern wie Oracle, SAP und Intuit Konkurrenz machen. Seit der Gründung in New York City vor drei Jahren ist Rillet auf gut 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 200 Kunden angewachsen. Die Zielgruppe sind vorwiegend junge KI-Unternehmen, die aggressiv skalieren wollen. Entsprechend dynamisch wächst das Geschäft: Bis Ende des Jahres rechnet Kopp damit, den Umsatz zu versieben- oder -achtfachen.
Aufgrund des KI-Fokus hat Rillet seine Zentrale kürzlich von New York nach San Francisco verlagert. „Ich könnte die Firma nicht in Europa bauen“, sagt Kopp. Der Markt sei schlicht größer, die Kunden offener – und die Regulierung sogar Fintech-freundlicher.
Kopp kennt den Vergleich zwischen den USA und Europa aus erster Hand: Der gelernte Investmentbanker wechselte 2015 als einer der ersten 40 Mitarbeiter zur Neobank Number26 – heute bekannt als N26. „Ich habe quasi in der Putzkammer meine Verträge unterzeichnet“, erinnert er sich. Dort unterstützte er die Gründer Valentin Stalf (40) und Maximilian Tayenthal (45) zunächst als „Mädchen für alles“, bevor sie ihn 2017 als Amerikachef in die USA entsandten. Die Expansion scheiterte jedoch vier Jahre später.
Im Podcast spricht er darüber, wie er sich im Assessmentcenter von Morgan Stanley mit dem späteren N26-Gründer Valentin Stalf anfreundete, was er aus der Amerikaexpansion der Neobank gelernt hat und wie man es schafft, als Schweizer Gründer im Silicon Valley Fuß zu fassen.
Im Podcast „Finance Forward“ sprechen wir alle zwei Wochen mit den spannendsten Persönlichkeiten aus der neuen Finanzwelt – über Fintechs, Fonds, Krypto und Family-Offices. Sie können den Podcast über manager-magazin.de sowie auf Spotify, Apple und Deezer abonnieren.