Neobroker für 400 Millionen Euro verkauft: Finanzen.net Zero geht an Private-Equity-Unternehmen
Das Medienhaus Axel Springer hat die Beteiligung Finanzen.net und den dazugehörigen Neobroker an eine Private-Equity-Firma veräußert – laut Medienberichten zu einer Bewertung von 400 Millionen Euro. Ein Preis, der die Branche überrascht.
Am Freitagvormittag verkündete Axel Springer einen der größten Fintech-Deals Deutschlands. Das Medienhaus verkauft Finanzen.net an den Private-Equity-Anbieter Inflexion. Zu dem Unternehmen gehören die gleichnamige Plattform für Börsenkurse, Finanzkennzahlen und Artikel, ebenso der Neobroker „Finanzen.net Zero“, der Robo-Advisor Oskar und der Software-Anbieter Traderfox. Die beiden Gründer Peter Schille und Jens Ohr bleiben beteiligt.
Seit dem Frühjahr hat Axel Springer im Hintergrund bereits an dem Deal gearbeitet: Schon im März kursierte im Markt eine Preisvorstellung von 250 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Zu den Interessenten sollen zu der Zeit Private-Equity-Geldgeber wie Cinven, Vitruvian and Verdane gehört haben, hieß es weiter. Als potentielle Käufer haben sich nach Finance-Forward-Informationen auch CFD-Broker die Firma angeschaut.
Hoffnung liegt auf Neobroker
Doch nun soll der Kaufpreis, den der Private-Equity-Anbieter Inflexion zahlt, laut Medienberichten von Börsen-Zeitung und FAZ sogar deutlich höher liegen – nämlich bei grob 400 Millionen Euro. Lässt sich dieser Wert rechtfertigen?
Laut Bundesanzeiger hat die Finanzen.net GmbH einen Rohertrag von rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet, dabei blieben ungefähr 15 Millionen Euro bei dem Unternehmen als Jahresüberschuss hängen. So lief das Geschäft seit einigen Jahren relativ konstant. Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss stammt aus dem Jahr 2022.
Die Zahlen für 2023 sind nicht bekannt, allerdings prognostizierte die Firma für das Jahr nur ein leichtes Umsatzwachstum und einen „stabilen“ Gewinn. Es ist unwahrscheinlich, dass Finanzen.net im Vergleich zum Vorjahr plötzlich stark gewachsen ist. Über die Entwicklung des Brokers ist wenig bekannt, laut Insidern hätten sich die Zahlen aber gut entwickelt. Das Fintech dürfte bereits deutlich mehr als 100.000 Kundinnen und Kunden zählen, wie sich aus Unterlagen der Partnerbank Baader Bank überschlagen lässt. Das ist allerdings deutlich weniger als Konkurrenten Trade Republic oder Scalable Capital, die beide die Marke von einer Million Kundinnen und Kunden bereits geknackt haben.
Laut Mitteilung will der neue Eigentümer die Finanz-Homepage und die Fintech-App stärker verzahnen – die Bedeutung des Neobrokers wird dabei mehrfach betont. Auf diesem Geschäftsmodell liegt demnach die Hoffnung des Käufers. Trotz dieser Vision scheint eine Bewertung vom 26-fachen des Gewinns sehr hoch.