Das Führungsteam von Naro: Christian Meyer-Vahrenhorst, Chris Püllen und Nils Krauthausen. Bild: PR

Fintech Naro startet ETF-Baukasten für Neobroker und Plattformen

Exklusiv: Das Kölner Fintech Naro entwickelt eine Software, mit der Fintechs und Plattformen eigene Fonds und ETFs aufsetzen können – dadurch sollen die Kosten sinken und sich für Neobroker nach dem Payment-for-Orderflow-Verbot neue Ertragsquellen eröffnen. Bekannte Geldgeber wetten auf die Firma.

Im Verborgenen baut Chris Püllen schon länger an seiner Vision. In der Fintech-Szene tauchten in den vergangenen zwei Jahren ab und zu Informationen zu seinem Startup auf. Der 27-Jährige war angetreten, damit sich Menschen langfristig eigene ETFs zusammenstellen können. Im ersten Schritt entstand eine App, die Anlegerinnen und Anleger stärker bei der Aktienauswahl helfen sollte – durch eigene Scores wurden die Unternehmen bewertet. Mittlerweile ist die App wieder verschwunden, bestehende Kundinnen und Kunden werden an den Konkurrenten Vickii verwiesen.

Doch Püllen und sein Team haben nicht aufgegeben, sondern werkeln im Hintergrund an einem neuen Geschäftsmodell. „Die Resonanz auf die App war gut, aber die Leute wollten auch direkt in der App handeln“, sagt Püllen, das war bislang nicht möglich. „In der Zeit haben wir gemerkt, dass der Prozess einen Fonds oder ETF aufzulegen für viele Unternehmen noch zu kompliziert ist.“ Aus diesem Grund startet Naro von Püllen und seinem Mitgründer Nils Krauthausen nun mit einer neuen Zielgruppe. „Das können Neobroker sein, aber auch Pensionskassen, Finanzplattformen, Versicherungen oder Neobanken“, sagt Püllen.

Schon im vergangenen Herbst konnte das Unternehmen eine Finanzierungsrunde über 2,8 Millionen Euro mit prominenten Geldgebern und Business Angels abschließen. Darunter La Famiglia, das sich mittlerweile mit General Catalyst zusammen getan hat, und der bekannte Fintech-Investor Discovery Ventures. Zu den Angels zählen die ehemalige N26-Managerin und Investorin ⁠Noor van Boven, die Liqid-Gründer Paul Becker, Arne Zeising und Jonas Tebbe, die ehemalige Trade-Republic-Marketing-Chefin Sara Kirschhausen sowie die Gründer von Flix und Forto.

„Nach dem Payment-For-Orderflow-Verbot ist dies eine mögliche neue Einnahmequelle“

Bislang ist der Prozess für eigene ETFs oder Fonds noch aufwändig. „Wegen der Lizenzen sind viele der Broker oder Unternehmen davor zurückgeschreckt“, sagt der Gründer. Mit Naro sollen die Kosten für Anbieter und Kundinnen und Kunden sinken.

Mögliche Anwendungsfälle: Business-Banking-Fintechs, die die Gelder bislang auf einem Treuhandkonto liegen haben, können einen Geldmarktfonds auflegen und erhalten so die Erträge dafür. „Neobroker können so ihre eigenen ETFs anbieten, die genauer auf ihre Zielgruppe abgestimmt sind“, sagt Püllen: „Nach dem Payment-For-Orderflow-Verbot ist eine mögliche neue Einnahmequelle.“ Auch bestehende Fondskonzepte könnte man mit Naro kostengünstiger aufgelegt werden, lautet der Pitch.

Es handele sich auch für die Plattformen, die die Finanzprodukte vertreiben, um eine besseres Anreiz-System: Sie verdienen nicht hauptsächlich an der Transaktion, sondern an dem verwalteten Kapital – und sind so langfristiger orientiert.

Das Fintech kann jetzt bereits starten, arbeitet dafür im Hintergrund mit Partnern zusammen. Parallel beantragt es eigene Lizenzen. Wie das am Ende genau funktionieren wird, verrät das Fintech bislang nicht. Rund zehn Leute sind im Team, mit Christian Meyer-Vahrenhorst gehört zudem ein erfahrener Finanzmanager dem Führungsteam an.

Hinweis: An Naro ist unter anderem OMR X beteiligt. OMR X ist eine Tochter von OMR, die Plattform steht zusammen mit Capital auch hinter Finance Forward.