Die Nao-Gründer: Philipp Nowakowski, Robin Binder und Amel Hasanovic (von links). Bild: PR

Family Office für Kleinanleger: Nao bekommt 3,4 Millionen

Exkusiv: Private Anlageklassen gelten für Kleinanleger als schwer zugänglich. Das Berliner Fintech Nao möchte das ändern. Für sein Wachstum sammelt es nun 3,4 Millionen Euro von Investoren ein – unter anderem von Family Offices und Privatbanken.

„High earners, not rich yet“ – kurz Henry. So beschreibt Nao-Gründer Robin Binder seine Kundengruppe plakativ. Sie verdienten gut und verfügten über Vermögen zwischen 100.000 und einer Millionen Euro. Für Investments in Private Equity oder Hedgefonds reicht das aber üblicherweise nicht aus. „Privatbanken und Family Offices wollen dann nicht mit dir arbeiten, obwohl du eigentlich ein Kunde mit super Potenzial wärst“, so Binder im FinanceFWD-Podcast.

Mit seinen Co-Gründern Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic will er daher Zugang zu den sonst schwer zugänglichen Assetklassen bieten – eine Art Family Office für Kleinanleger. Ab 1.000 Euro bietet Nao dazu Investments in Aktienanleihen, Private Equity, Hedgefonds und Infrastruktur an.

Nun bekommt das Team 3,4 Millionen Euro frisches Kapital. Angeführt wird die Runde vom Family Office eines Schweizer Privatinvestors, daneben haben weitere Privatinvestoren und Family Offices investiert, namentlich wollen sie nicht genannt werden. Auch Bestandsinvestoren wie Zeitgeist X haben nachgelegt.

Aufwind durch ELTIFs

Rund 18 Prozent der Deutschen waren laut dem Deutschen Aktieninstitut 2023 am Börsenparkett investiert. Über Beteiligungen an Privatmärkten gibt es dagegen kaum Statistiken. Binder schätzt sie nach eigenen Berechnungen aber auf unter drei Prozent. Die schwache Quote will er anheben.


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Regulatorische Neuerungen dürften ihm dafür in die Karten spielen: Seit Anfang des Jahres gilt eine Reform der Fondskategorie ELTIF, kurz für European Long Term Investment Fund. Fondsgesellschaften haben es dadurch leichter, Investments in privat gehaltene Unternehmen anzubieten – insbesondere durch den Wegfall der sonst hohen Mindestanlagen von mehreren Hunderttausend Euro.

„Gerade ELTIFs bieten für uns riesengroße Chancen“, sagt Binder. Durch die Reform komme jetzt deutlich mehr Angebot für Kleinanleger auf den Markt. Für Nao eine Möglichkeit, neue Produkte anzubieten, zuletzt etwa ein Infrastruktur-ELTIF in Kooperation mit der UBS. Den Großteil investieren Nao-Kunden laut Binder aber in klassische Private-Equity-Produkte, rund 40 Prozent der Kundengelder mache der Bereich aktuell aus.

Kunden legen im Schnitt 10.000 Euro an

Im Hintergrund kooperiert Nao mit bekannten Namen der Bankenwelt, darunter Baader Bank, UBS und Unicredit. Sie emittieren die Investmentprodukte, die das Fintech dann in kleiner Stückelung an seine Kunden vertreibt. Mehr als 200 Investment-Produkte hat es laut Binder auf diese Weise bereits auf seine Plattform gebracht.

Das neue Kapital soll nun in die Expansion in neue Märkte und die Produktentwicklung fließen. Einen weiteren Private-Equity-Fonds, einen Debt-Fonds und einen Geldmarktfonds will das Team bald auf den Markt bringen. Daneben prüfe es weitere europäische Märkte, insbesondere die Niederlande und die Schweiz. Bislang ist Nao in Deutschland und Österreich verfügbar.

Dort zählt das Fintech laut eigenen Angaben Kunden „im mittleren vierstelligen Bereich“, die im Schnitt 10.000 Euro beim Startup anlegen. Nun muss das Team zeigen, dass es nicht nur vermögende Kunden für sich gewinnt, sondern auch den Sprung in den Massenmarkt schafft. Dabei wird entscheidend sein, wie gut es die teils komplexen Finanzprodukte einer breiteren Zielgruppe verständlich erklären kann.