Die Nao-Gründer: Philipp Nowakowski, Robin Binder und Amel Hasanovic (von links). Bild: PR

1,6 Millionen Euro für neues Fintech Nao

Exklusiv: Die Geldanlage-App Nao tritt an, um ein Family Office für Kleinanleger aufzubauen. Ein Konzept, an dem sich andere Startups zuletzt schwertaten. Ein Millionen-Investment finanziert nun den Start.

Robin Binder kennt die Welt der Vermögenden gut. Drei Jahre lang baute er das Family Office des schillernden Unternehmers Vincent Bodo Andrin mit auf. Mit Zeitgeist X Ventures beteiligte er sich auch an Startups wie Unitplus, Timeless oder Bling. Sein alter Arbeitgeber finanziert nun auch die zukünftigen Pläne von Binder – der Gründer will mit Nao das Prinzip des Family Offices für einen Massenmarkt öffnen. „Wenn ich meinen Freunden, die bei Daimler oder Porsche arbeiten, bei der Geldanlage helfen wollte, war das nicht möglich“, sagt Binder, denn die Einstiegssummen in Kunst, Private Equity und Immobilien waren zu hoch. „Stattdessen zocken sie ohne Strategie bei Trade Republic rum“, sagt der Gründer.

In den vergangenen Wochen hat er mit seinen Mitgründern Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic eine App auf den Markt gebracht. Bei der Baader Bank liegen die Gelder und die Unicredit, bei der Binder lange gearbeitet hat, ist Partner für das erste Finanzprodukt. Los geht es mit 1,6 Millionen Euro – die Finanzierungsrunde führt Zeitgeist X Ventures an. Weitere Geldgeber sind Bitly-Manager Steffen Hetzel, Timeless-Gründer Jan Karnath, Orderbird-Gründer Jakob Schreyer und Kotti Capital aus Australien.

Ein erstes, komplexes Anlageprodukt

Nao startet derweil mit einem komplexen Finanzprodukt, der sogenannten Aktienanleihe. Es handelt sich um ein Zertifikat. „Der Unterschied zu einer Aktie ist, dass man einen vereinbarten Zins bekommt und gleichzeitig das Verlustrisiko reduziert – aber auch das Gewinnpotential begrenzt ist.“ Im Gegensatz zu einem ETF habe man auch in unsicheren Zeiten die vereinbarten Zinserträge, allerdings gibt es auch ein Risiko, dass der Herausgeber des Zertifikats pleite geht. „Deswegen haben wir mit der HypoVereinsbank einen großen Partner mit geringem Ausfallrisiko.“ Diese Anlageklasse eigne sich für stagniernde oder sich seitwärts bewegende Märkte.

Weitere Anlageklassen sollen beispielsweise Private-Equity-Fonds, Kunst und Immobilien sein. Das Geldanlage-Startup Econos hatte sich damit in der Vergangenheit schwergetan – die Finanzaufsicht Bafin hatte ein Produkt verboten. „Im Gegensatz zu Econos nehmen wir Zielinvestments, die bereits für den Kleinanleger zugelassen sind, aber aufgrund der Vertriebsstrukturen von Banken noch nicht an sie vermarktet werden“, sagt Binder. Die Schwierigkeit wird sein, die komplexen Geldanlagen für Kleinanleger mit ihren Chancen, Risiken und Gebühren verständlich zu erklären – dabei setzt das Unternehmen auf umfangreiche Beiträge und Tutorials in der App.