Börsenbereit: Etoro-Chef Yoni Assia auf einer Konferenz 2021 (Bild: NurPhoto / IMAGO)

Nächstes Fintech peilt Milliardenbörsengang in den USA an

Nach Klarna plant der nächste aus der Fintechriege den Sprung an die Wall Street. Etoro-Chef Yoni Assia will vom Kryptohype profitieren – und im zweiten Versuch endlich eine Börsenplatzierung schaffen.

Schon einmal wollte Yoni Assia (44) mit seinem Fintech an die US-Börse, im Zuge des Kryptobooms während der Coronapandemie war das. 2021 verkündete der CEO und Mitgründer des israelischen Unternehmens Etoro den großen Plan. Er wollte mit seiner Firma im Rahmen eines Spac-Manövers unter das Dach eines bereits gelisteten Börsenunternehmens schlüpfen. Seine Geschäftspartnerin war niemand anders als Betsy Cohen (83), die in den USA einst zwei Banken gegründet hat (Jefferson Bank; The Bancorp) und so etwas wie die Grand Dame der dortigen Fintechszene ist. Mit 10,4 Milliarden Dollar wäre Etoro damals bewertet worden. Die Börsenpläne wurden 2022 jedoch begraben. Weil nicht nur die Spac-Idee, sondern auch Krypto aus der Mode gekommen waren.

Nun ist Krypto wieder in – und Assia probiert es erneut. Bei der US-Börsenaufsicht SEC hat Etoro Anfang der Woche den Prospekt für einen Börsengang in New York eingereicht. Nach dem schwedischen Zahlungsanbieter Klarna, das Mitte März ebenfalls Pläne bekanntgab, ist Assia der nächste aus der internationalen Fintech-Riege, der einen IPO in den USA wagt.

Für 2024 kann Assia dabei mit seiner Tradingplattform einen Umsatzsprung um 46 Prozent vorweisen. Die Gesamtprovisionen des Unternehmens stiegen in dem am 31. Dezember abgeschlossenen Geschäftsjahr auf 931 Millionen US-Dollar, verglichen mit 639 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Gewinn explodierte sogar von gut 15 auf mehr als 192 Millionen Dollar.

Assani hatte Etoro 2007 gemeinsam mit seinem Bruder Ronen Assia (48), heute Exekutivdirektor, gegründet. Zunächst als Handelsplattform für Finanz- und Aktiengeschäfte unterwegs, erweiterten sie das Geschäft später auf Kryptowährungen. Aktuell kann Etoro auf 3,5 Millionen Kundinnen und Kunden (funded accounts) verweisen, rund 440.000 mehr als ein Jahr zuvor und etwa 900.000 mehr als im März 2022. Auf deren Konten liegen insgesamt etwa 16,6 Milliarden Dollar in verwalteten Assets oder bar. Der mit Abstand wichtigste Markt sind dabei Europa und Großbritannien, wo etwa 70 Prozent der Kunden herkommen.

Etoro konnte im für den Prospekt entscheidenden Zeitraum davon profitieren, dass die Aktienmärkte und Kryptobewertungen Rekordhöhen erreichten, angeheizt durch eine wiedererwachte Risikobereitschaft der Anleger. Die Begeisterung – gerade bei Kryptowährungen zusätzlich befeuert durch die Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump (78) – wurde durch nachlassende Rezessionsängste, gute Unternehmensgewinne und die Erwartung von Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve verstärkt. Diverse Onlinetradingfirmen meldeten einen starken Anstieg des Handelsvolumens, wobei Optionen und spekulative Wetten an Zugkraft gewannen; vor allem im Schlussquartal 2024 konnte auch Etoro einen massiven Anstieg der Kryptoprovisionen verzeichnen. Wie sich die Unternehmen schlagen, wenn der Wind an den Märkten nun dreht, ist allerdings offen.

Etoro plant eine Notierung an der Nasdaq unter dem Tickersymbol „ETOR”. Die angepeilte Bewertung soll bei rund 5 Milliarden Dollar liegen. Das wäre mehr als bei der Finanzierungsrunde 2023, als Etoro mit rund 3,5 Milliarden Dollar bewertet worden war. Aber nur etwa die Hälfte dessen, was Yoni Assia bei seinem ersten Börsenversuch vor vier Jahren angepeilt hatte.