Die wichtigsten Erkenntnisse aus der neuen N26-Bilanz
N26 hat am Mittwoch seine Geschäftszahlen für 2022 präsentiert. Dabei gibt die Berliner Smartphone-Bank sich große Mühe, Optimismus zu verbreiten. Im kommenden Jahr will das Fintech erstmals die Gewinnzone erreichen.
Zum ersten Mal in seiner Unternehmensgeschichte hat N26 zum großen Medientag geladen. In den neuen Büros nahe des Berliner Alexanderplatzes hat das Fintech seine Führungsriege versammelt – am Mittwoch waren fast genauso viele Manager wie Journalisten vor Ort. Der Schritt unterstreicht die Bemühungen des Unternehmens, sich zu professionalisieren. Es sind die Vorbereitungen auf einen Börsengang, der in den kommenden Jahren anstehen soll.
Neben Produktneuheiten wie einem Trading-Angebot präsentierte es auch Geschäftszahlen von 2022 sowie einen Ausblick darauf, wie sich das laufende Jahr entwickelt. Die präsentierten Zahlen folgen dabei der Interpretation von N26, die Veröffentlichung der Bilanz im Bundesanzeiger steht noch aus.
Hier die wichtigsten Takeaways aus 2022:
– Die Zahl seiner ertragsrelevanten Kundinnen und Kunden konnte N26 von 3,1 Millionen auf 3,7 Millionen steigern. Ertragsrelevant sind der Unternehmenslogik nach alle, die den Verifizerungsprozess abgeschlossen haben, eine tatsächliche Nutzung des Accounts ist dafür nicht nötig.
– Die Kundeneinlagen lagen 2022 bei 7,2 Milliarden Euro, eine Verbesserung um 1,2 Milliarden Euro.
– Das Transaktionsvolumen lag mit 97,9 Milliarden Euro 17,9 Milliarden Euro über dem Vorjahr.
– Die sogenannten „Bruttoerträge“ (definiert als Zinserträge + Provisionserträge + sonstige betriebliche Erträge) stiegen von 189 Millionen auf 236 Millionen Euro.
– Der Verlust lag bei -213,4 Millionen Euro, schlechter noch als 2021, als N26 auf 172,4 Millionen Euro kam (Finance Forward berichtete).
– Das operative Ergebnis lag bei minus 170,4 Millionen Euro.
Der Ausblick für 2023 und 2024:
– 2023 erwartet N26 eine Ertragssteigerung um 30 Prozent.
– Den Verlust will es im laufenden Jahr auf rund 100 Millionen Euro reduzieren.
– Sein Kundenwachstum schätzt N26 wegen der Wachstumsbeschränkungen von 60.000 Neukunden pro Monat konservativ auf 200.000 neue ertragsrelevante Kunden im laufenden Jahr.
– Für die zweite Jahreshälfte 2024 will N26 auf Monatsbasis profitabel werden.
– Im laufenden Jahr prognostiziert N26 ein operatives Ergebnis von minus 80 Millionen Euro – eine starke Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.
Alles bei N26 ist darauf ausgerichtet, profitabel zu werden. Aktuell versucht das Unternehmen stark, intern aufzuräumen. Dafür hat das Unternehmen seine außereuropäischen Expansionspläne in den USA und Brasilien begraben und die Belegschaft im Frühjahr um vier Prozent reduziert. Eine weitere Finanzierungsrunde vor dem Börsengang schließt Finanzchef Arnd Schwierholz aus, das zuletzt 2021 eingesammelte Kapital reiche samt Puffer aus, bis das Unternehmen die Gewinnzone erreicht.
Aktienhandel soll 2024 starten
Unterstützung erhofft sich N26 für sein Wachstum auch vom Handel mit Aktien und ETFs, den das Unternehmen seinen App-Kunden in der ersten Jahreshälfte 2024 anbieten will. Die Neobank kooperiert dazu mit dem Berliner Investing-Fintech Upvest.
Ein Feature mit reichlich Verspätung: Bereits seit mehreren Jahren steht der Aktienhandel auf der Roadmap von N26, spätestens nach Beginn des Börsenhypes während der Corona-Pandemie hatten Kunden mit einem entsprechenden Angebot gerechnet. Doch der Start verzögerte sich immer wieder. Eine zunächst in Eigenregie angedachte Entwicklung hatte N26 früh verworfen, zur anschließend geplante Übernahme eines Neobrokers kam es ebenfalls nicht. Im Sommer 2023 suchte N26 dann nach neuen Partnern, wie Finance Forward berichtete.