Wie N26 mit der Coronakrise umgeht
Die Coronakrise stellt Fintechs vor große Herausforderungen, viele können den Betrieb nicht einfach pausieren. Der wichtigste Player ist die Smartphone-Bank N26 – mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und einer eigenen Bank-Lizenz. Wie wappnet sich das Berliner Unternehmen?
Gerade erst war Georg Hauer in Südamerika im Urlaub. Eine Woche lang konnte er nicht auf Emails zugreifen. Der Deutschlandchef der Smartphone-Bank N26 kehrte am Montag nun in ein verändertes Unternehmen zurück: Für seine Mitarbeiter ist wegen der Coronakrise mittlerweile Home-Office angesagt. „Wenn dein Unternehmen nicht funktioniert, ohne dass man erreichbar ist, hat man entweder die falschen Leute eingestellt oder schenkt ihnen nicht genug Vertrauen“, schreibt Hauer auf LinkedIn. Beides seien ein Zeichen schlechter Führung.
Bislang hatte N26 nicht den Ruf, eine ausgeprägte Home-Office-Kultur zu pflegen, berichten mehrere ehemalige Mitarbeiter. Nun musste das Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern und fünf Standorten rasch umsteuern, das Bankgeschäft läuft weiter und der Kundenservice muss erreichbar sein. Das ist in der Krise umso wichtiger. Im Unternehmen wurde bislang ein Mitarbeiter positiv auf Coronavirus getestet, er kam vor etwa zwei Wochen von einer Privatreise nach Berlin zurück. In Absprache mit dem Vorgesetzten wurde jedoch entschieden, dass er nicht zurück ins Büro kommen sollte. Für N26 eine Bestätigung dafür, dass die eigenen Sicherheitsmaßnahmen gut funktionieren, sagt ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage.
Doch wie bereitet sich N26 konkret vor? Und gibt es Konsequenzen für das Geschäft? Wir haben beim Unternehmen nachgefragt.
Wie funktioniert Home-Office für die Smartphone-Bank?
Bei N26 arbeiten die meisten Mitarbeiter mittlerweile von zu Hause aus, berichtet ein Sprecher. Zunächst war es freiwillig, heute gab es eine ausdrückliche Empfehlung der Geschäftsführung. Hinzu komme die Einschränkung von Dienstreisen und die „Aufteilung wichtiger Geschäftsfunktionen an verschiedene Standorte“, wie der Sprecher erklärt. Um die Unternehmenskultur aufrecht zu erhalten, würden sich die Mitarbeiter zum gemeinsamen Frühstück oder Abendessen verabreden – per Videochat.
Eine Ausnahme gebe es: Der Kundenservice dürfe nicht ins Home-Office, so der Sprecher. Die Mitarbeiter wurden allerdings auf verschiedene Standorte aufgeteilt, international als auch innerhalb von Berlin, heißt es.
Warum dürfen Mitarbeiter im Kundenservice nichts ins Home-Office?
Das Unternehmen begründet das mit Datenschutz. N26 muss gewährleisten, dass die bestehenden Gesetze eingehalten würden. Dies lasse sich derzeit noch nicht aus dem Home-Office bewerkstelligen, heißt es vom Unternehmen. Anderen Fintech-Startups, ebenfalls Bafin-reguliert, gehen damit anders um. Der Kundenservice ist ebenfalls ins Home-Office gewechelt. Die Abteilungen der anderen Fintechs sind allerdings auch sehr viel kleiner. Bei der Solarisbank arbeiten etwa 90 Prozent von zu Hause aus, darunter auch Teile des Kundenservices.
Was bedeutet die Coronakrise für das Geschäft von N26?
Abschließend lässt sich das natürlich noch nicht sagen. Eigenen Angaben zufolge verzeichnet N26 noch keinen Rückgang bei den Transaktionen. Die Gebühren, die N26 für die Transaktionen erhält, sind eine wichtige Einnahmequelle. Die N26-Kunden würden mit ihrem Geld allerdings anders umgehen. „So geben unsere Kunden in Italien derzeit weniger Geld für Bahntickets aus, dafür aber mehr für Netflix und iTunes“, sagt der Sprecher. In welche Kategorie die Transaktionen letztlich fallen, ist für das Unternehmen nicht relevant, nur das Gesamtvolumen. Momentan sei insgesamt noch kein Rückgang der Umsätzen zu beobachten, heißt es vom Sprecher.
Ist N26 finanziell für eine Krise gerüstet?
Die IT-Infrastruktur sei nicht teuer, es gebe keine große Kostenseite, sagt der Sprecher. „Wir sind sehr gut durchfinanziert und daher nicht gezwungen frisches Geld aufzunehmen.“ Grundsätzlich sei es nicht ausgeschlossen, dass es Ende dieses Jahres eine neue Finanzierungsrunde geben könnte, teilt das Unternehmen mit. Der ärgste Konkurrent Revolut hat kürzlich 500 Millionen Dollar eingesammelt.
Kann eine Digitalbank wie N26 von der Krise profitieren?
Fintechs werden mit der Umstellung auf das Home-Office viel besser umgehen können, als traditionelle Banken, sagte Fintech-Guru Chris Skinner im Gespräch mit Finance Forward. „Sie sind mit dem Internet groß geworden, sie sind von Natur aus rein digital. Wenn sie isoliert von zu Hause aus arbeiten, verändert sich wenig, da sie so von Beginn an strukturiert wurden.“
Klar ist auch: Kontaktlose Bezahlungen werden während der Coronakrise immer beliebter. Vor Bargeld wird gewarnt, es könne das Coronavirus übertragen. Genauso Geldautomaten. Die Menschen könnten also viel mehr Bankgeschäfte von zu Hause aus machen – das könnte N26 in die Karten spielen.