N26 bringt es auf Erträge von 440 Millionen Euro – reicht das neue Wachstum?
Die Neobank N26 wächst nach der Beschränkung der Finanzaufsicht wieder stärker: Pro Monat melden sich 200.000 Kunden neu an, das Fintech kündigt ein neues Geschäftskonto an. Wie steht die Berliner Bank da?
Valentin Stalf kündigt erneut eine Marketing-Offensive an: „Noch sieht man N26 gar nicht auf den Straßen“, sagt der N26-Gründer. In Zukunft seien Plakatkampagnen geplant. Schon heute wächst Deutschlands größte Neobank wieder stärker, über zwei Jahre hatte die Finanzaufsicht Bafin das Wachstum auf 50.000 und 60.000 Neukunden pro Monat gedeckelt. 200.000 Neuanmeldungen monatlich zähle die Firma zurzeit, teilt das Unternehmen auf einem Medientag in Berlin mit.
Die Bruttoerträge sollen für dieses Jahr grob um 40 Prozent wachsen auf ungefähr 440 Millionen Euro, das ist die Erwartung der Firma. Im dritten Quartal sei das operative Ergebnis erstmals positiv und liege bei 2,8 Millionen Euro, heißt es. Den Verlust nach Steuern und Abschreibungen nennt N26 nicht. Im Gesamtjahr 2024 kommt das Fintech noch auf keinen Gewinn. Für das kommende Jahr will sich die Führung nicht festlegen, wie stark es die Marketingschraube aufdreht.
Geschäftskonten und Baufinanzierungen als Wachstumstreiber
Auch neue Produkte sollen das Wachstum verstärken: Das Unternehmen plant, im Geschäftskunden-Segment zu expandieren. Ab dem kommenden Jahr können auch Firmenkunden mit eigener Gesellschaft ein N26-Konto nutzen – bislang funktionierte das nur für Freelancer. In den Niederlanden bietet die Firma zudem auch Baufinanzierungen an. Testweise habe man insgesamt 600 Millionen Euro an Krediten vergeben – das Produkt soll in den kommenden Jahren auch in anderen Märkten starten. Um das Angebot erst einmal zu testen, lief es bislang unter der Marke „Neo Hypotheken“.
Die Dynamik hatte sich abgezeichnet, wie Finance Forward bereits berichtete. N26 kurbelt mit Prämien von bis zu 90 Euro das eigene Wachstum ab, auch wenn der Gründer betont, dass sich 70 Prozent der Kundinnen und Kunden ohne Marketingausgaben gewinnen lassen.
Im Detail ist die Firma von 4,2 Millionen auf 4,8 Millionen Kundinnen und Kunden gestiegen, es handelt sich dabei um sogenannte ertragsrelevante Kunden – eine Bezeichnung für Kunden, die sich vollständig authentifiziert haben. Ein Wachstum von 14 Prozent. Im Schnitt wuchs die Firma damit nur 50.000 Kunden pro Monat. Das Bankmanagement betont, dass sich der vollständige Effekt erst im kommenden Jahr zeigen werde. Bis Juni galt die Beschränkung der Aufsicht.
Revolut wächst stark in Deutschland
In Download-Analysen ist sichtbar, dass Revolut in Deutschland deutlich stärker wächst. Erst gerade hat es eine Kundenzahl von 50 Millionen verkündet. Diese dürfte aber deutlich weiter definiert sein als bei N26. In Deutschland bringt es die britische Neobank laut eigenen Angaben auf rund zwei Millionen Kunden. Auch bei den Umsätzen verzeichnet der ärgste Konkurrent für das vergangene Jahr schon 2,2 Milliarden Dollar (neuere Zahlen gibt es nicht).
Auch wenn das Management betont, dass es im Markt genug Platz für mehrere Spieler gibt, dürfte in der jungen und digitalen Zielgruppe trotzdem der Verdrängungswettbewerb weitergehen. Trade Republic, als Neobroker gestartet, rollt zurzeit sein Girokonto aus, das Wachstum sei stark, heißt es aus dem Markt. Und Revolut will weiter in den deutschen Markt drängen. Gerade bei dem nächsten Fundraising oder einem potentiellen Börsengang wird sich N26 den Vergleich gefallen lassen müssen.