Neue Gründungswelle: Deutscher Monzo-Gründer startet KI-Firma – und bekommt Geld von OpenAI
Jonas Templestein baute die milliardenschwere Neobank Monzo mit auf. Fast unbeachtet schied er dort kürzlich aus und arbeitet an einem neuen Startup im Bereich Künstlicher Intelligenz. Er ist nicht der einzige Promi-Gründer, der sich neuen Projekten widmet.
Wenn der Architekt eines Milliarden-Startups das Unternehmen verlässt, sorgt das gewöhnlich für Schlagzeilen. Bei Jonas Templesteins Abgang war das jüngst anders. Im Dezember schied er bei der Neobank Monzo aus – und fast niemand nahm davon Notiz.
Als deutscher Mitgründer und langjähriger Technikchef war Templestein maßgeblich am Aufbau von Monzo, einem der wertvollsten britischen Fintechs, beteiligt. Zuletzt wurde das Unternehmen mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet. Doch bis auf einen Einzeiler bei Linkedin mit Verweis auf einen Blogpost gab es zu Templesteins Abschied keine Erklärung.
Mit einem Neustart in den vergangenen Monaten ist Templestein nicht allein. Mehrere bekannte Fintech-Köpfe haben ihre Unternehmen verlassen und sich neuen Projekten gewidmet.
- Michael Cassau, der einst das Technik-Mietportal Grover gründete und zum Unicorn machte, startete im Januar mit Skrol eine Finanzplattform für Kleinunternehmen.
- Marcel Katenhusen und Leonie Riviere, beide zuvor im Krypto- und Female-Finance-Segment aktiv, meldeten im Februar eine neue Firma namens Zeitgeist Finance an.
- Der Payrails-Mitgründer und Technikchef Nicolas Thouzeau schied im Dezember bei dem Berliner Fintech aus – im Hintergrund bereitet er den Start einer neuen Firma vor, wie auf Linkedin zu lesen ist.
- Benjamin Bilski, er verließ das Social-Trading-Startup Naga im März, hat inzwischen ebenfalls wieder gegründet. Was genau, ist noch unklar.
Templestein will Software „in Minuten“ entwickeln
Zum neuen Projekt von Monzo-Gründer Jonas Templestein indes gibt es bereits Informationen. Auf der Homepage seiner neuen Firma Nustom zeichnet Templestein das Bild einer Zukunft, in der Softwareprogramme überwiegend von Menschen ohne technischen Hintergrund entwickelt würden, „in enger Zusammenarbeit mit einer KI“. Der Beschreibung zufolge werde es schon in wenigen Jahren keine spezialisierten Entwicklerteams mehr brauchen, die Kosten für neue Programme würden „sehr gering“ und entsprechende Arbeiten „in Minuten“ erledigt sein.
Wie der Gründer die Vision konkret umsetzen will, verrät die Homepage noch nicht. Finance Forward liegt aber ein internes Memo vor, das Jonas Templestein womöglich auch an Investoren verschickt hat. Darin skizziert er einzelne Schritte, die letztlich zu einem KI-Tool vergleichbar mit anderen Programmen wie etwa dem Bildgenerator Dall-E führen sollen. Dabei geben Nutzer persönliche Gestaltungswünsche vor, die eine KI anschließend zu Werken verarbeitet. „Nutzer werden irgendwann sagen können: ‘Ich möchte Slack, aber ohne Threads’ oder ‘ich möchte ein System zur Verwaltung von Parkscheinen für die Stadtverwaltung’“, schreibt Templestein in dem Dokument.
Dafür werde sein Unternehmen zunächst eine Art Software-Baukasten für interne Zwecke entwickeln. Diesen sollen Mitarbeiter des Startups nutzen, um damit eine Künstliche Intelligenz zu trainieren. Später soll das Tool dann vor allem Unternehmen angeboten werden. Templestein rechnet mit hohen Einnahmen: Bereits heute würden jährlich eine Billion Dollar in die Entwicklung von Software investiert – „obwohl die Projekte langsam sind, teuer und häufig scheitern“, wie es in dem Memo heißt. Auf eine Anfrage von Finance Forward äußerte sich Templestein bislang nicht zu den Plänen.
Geld von OpenAI
An finanziellen Fürsprechern mangelt es dem Ex-Fintech-Gründer jedenfalls nicht. Nach Angaben auf der Website seines Startups haben sich bereits mehrere namhafte Investoren an Numos beteiligt – allen voran ChatGPT-Entwickler OpenAI sowie der US-Wagniskapitalgeber Index Ventures, der für seine frühen Investments in Facebook und Skype bekannt ist. Welche Summen initial in das KI-Startup geflossen sind, ist nicht bekannt.
Angesichts der großen Namen auf Investorenseite dürften die Erwartungen an Jonas Templestein groß sein. Ihnen verspricht Templestein ein agiles Unternehmen mit viel Know-how: „Monzo wurde langsam, als wir von Hunderten auf Tausende von Mitarbeitern aufgestockt haben und viele Leute eingestellt haben, die nicht wussten, wie das Produkt aufgebaut ist“, schreibt er in dem Memo. Dieses Mal wolle er das Team so lange wie möglich klein halten und hauptsächlich Leute mit einem starken technischen Hintergrund einstellen. Gelingt ihm das, könnte Jonas Templestein bald sein zweites Milliarden-Startup aufgebaut haben.