Neues Funding für Luca Pay
Exklusiv: In der Coronapandemie startete die Luca-App für die Kontaktverfolgung, 2022 sollte der Pivot zur Bezahl-App gelingen. Trotz eines verpatzten Neustarts und Management-Abgängen haben die Geldgeber nicht aufgegeben. Wie steht es um Luca?
Patrick Hennig will die Vergangenheit hinter sich lassen. „Ich gehe nicht ins Restaurant rein und sage: ‚Ich habe hier irgendwelche Nutzer, die wir nicht benutzen können – das ist ja Quatsch“, sagte der Gründer auf der Finance-Forward-Konferenz im Frühjahr. Seine Luca-App entwickelte Hennig in der Coronapandemie für die Kontaktverfolgung. Im vergangenen Jahr sollte mithilfe von einem hohem Funding der Neustart gelingen. Doch die 40 Millionen Nutzerinnen und Nutzer aus der Pandemie durfte Luca nicht mehr verwenden. Er versuche den Gastronomen stattdessen zu erklären, wie sie den Bezahlungvorgang mit der neuen Luca-App beschleunigen könnten.
Schon beim Neustart von Luca blieb das Startup hinter seinen eigenen Erwartungen zurück, wie Finance Forward Ende des vergangenen Jahres berichtete. Die Anzahl der Restaurants lag zu der Zeit bei 150 – statt der laut einer internen Präsentation geplanten 9.200.
Doch bislang setzen Investoren weiter auf das Berliner Unternehmen. Wie aus dem Handelsregister hervorgeht, hat Luca sein Kapital um knapp zehn Prozent erhöht – es dürfte sich um eine Millionen-Summe handeln. Nachgelegt hat der umstrittene Geldgeber Target Global (Finance Forward berichtete) und eine Gesellschaft namens Canopus Investments Limited, die auf den Cayman Islands sitzt. Wer sich dahinter verbirgt, ist nicht bekannt. Luca will sich zu dem Investment nicht äußern.
Wenig deutet auf eine Kehrtwende hin
Wenig deutet darauf hin, dass eine Kehrtwende gelungen ist: In der App finden sich – ein halbes Jahr nach dem Finance-Forward-Bericht – lediglich rund 230 Restaurants. Vor dem Start hatte Luca geplant, mittlerweile längst die Marke von 14.000 Restaurants geknackt zu haben.
Erste Management-Abgänge musste Luca bereits hinnehmen: Mitgründer Sascha Gartenbach verließ das Unternehmen im Juni wieder. Auf dem ehemaligen Salesforce-Topmanager lag große Hoffnung: Als Chief Business Developer sollte er das Geschäft vorantreiben. Vom Unternehmen heißt es, Gartenbach habe „erfolgreich den Grundstein für die Zukunft“ gelegt. Weiter schreibt ein Sprecher: „Gemeinsam mit Sascha ist Luca zu dem Schluss gekommen, das Management Board neu auszurichten.“ Auch der Produktchef Maximilian Schneider-Ludorff ist nach einem Jahr wieder gegangen.
Planung für das Jahr 2022:
Zum Geschäftsverlauf äußert sich das Unternehmen bislang nicht, Luca arbeite weiter an neuen Features. Die Bestellfunktion soll beispielsweise hinzukommen, teilt ein Sprecher mit. Nach Berlin, München und Frankfurt wolle das Fintech außerdem in weitere Städte expandieren.
Planung für das Jahr 2022:
Die Kosten sind stark gestiegen
„Bisher wurden mehr als 200.000 Zahlungen über die Luca-App durchgeführt“, schreibt das Fintech außerdem. Bei einer aktuellen Gebühr von 0,9 Prozent lassen sich die Umsatzgrößen zumindest schätzen. Sie dürften weiter unter einer Million Euro liegen – nach eineinhalb Jahren.
Gleichzeitig ist das Team angewachsen. Laut eigenen Angaben liegt es bei rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das erklärt auch, warum es nach dem 30-Millionen-Funding im vergangenen Jahr weiter Kapitalbedarf gibt. Gründer Patrick Hennig hat auf der Bühne schon erklärt, er befinde sich permanent in Investorengesprächen.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war unter Verweis auf das Karrierenetzwerk Linkedin von 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Rede. Laut Luca ist diese Zahl deutlich geringer. Sie liegt demnach bei „unter 100 Mitarbeitern“. Wir haben die Stelle angepasst.