Hat privat nach eigenen Angaben in rund 50 Startups investiert: N26-Gründer Maximilian Tayenthal. Bild: IMAGO / NurPhoto

Kassensturz mit N26-Gründer Maximilian Tayenthal: „Ich habe in den 2000ern so richtig Geld verbrannt“

Crowdinvesting, Robo-Advisor oder Trading-Apps – Fintech-Gründer versuchen Menschen dazu zu bringen, ihr Geld bei ihnen anzulegen. Aber in was investieren sie eigentlich selbst? N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal gewährt Einblick in seine privaten Bücher.

Ich habe früher schon mal so richtig Geld mit Aktien verbrannt. Das war in den 2000ern, damals hatte ich als Student keinen richtigen Plan von dem, was ich tue. Ich habe vollkommen unsystematisch in irgendwelche Aktien investiert. Dann kam die Finanzkrise und ein großer Teil davon war weg. Daraus habe ich viel gelernt – vor allem über notwendige Diversifizierung und Risikobereitschaft.

Heute habe ich Struktur in meinen Finanzen. Mit meinem gesamten Portfolio verfolge ich zwei Ziele: Einen kleinen Teil möchte ich einerseits in Dinge investieren, die Spaß machen, beispielsweise ein Club oder ein Restaurant. Große Gewinne erwarte ich hier nicht, ich verbuche es als Kultursponsoring.

Andererseits liegt der Kern meiner Strategie darauf, die Tech-Branche zu stärken und dem Startup-Ökosystem etwas zurückzugeben. Dabei bin ich gern auch risikofreudig. Klar, 99 Prozent des Gesamtwerts meines Vermögens machen meine Gesellschafteranteile bei N26 aus. Wenn ich also über meine sonstigen Investments spreche, dann nehmen die nicht übermäßig viel Zeit in Anspruch – mein täglicher Fokus liegt klar auf meinem Unternehmen.

Das ergibt auch finanziell Sinn: Wenn ich etwas tue, das den Wert von N26 um fünf Prozent steigert, hat das einen größeren Effekt als größere Sprünge bei meinen anderen Investments. Im Gegensatz zu meinen Studienzeiten bin ich heute fast ausschließlich in illiquiden Asset-Klassen unterwegs.

Eine halbe Stunde pro Deal

In den vergangenen Jahren hatte ich über meine Kontakte oft die Möglichkeit, in spannende Startups als Angel zu investieren, obwohl die Runden von VCs überzeichnet waren. Die entsprechenden Gründerinnen und Gründer wollten Value-Add-Investoren dabei haben, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk helfen können. Als solcher werde ich offenbar häufig gesehen.

Mittlerweile sind fast 50 Startup-Investments mit Tickets zwischen 50.000 und 200.000 Euro zusammengekommen. Ich investiere immer in das Team und die Vision – wenn ich mir bei beidem sicher bin, brauche ich für eine Investmententscheidung lediglich eine halbe Stunde. Ein Beispiel ist der „Investment-as-a-Service“-Anbieter Upvest, der Playern der Fintech-Branche die Infrastruktur für ihr Trading-Angebot anbietet. Ein anderes ist die Social-Trading-App Getquin. Beide Teams sind stark und setzen auf relevante Themen.

N26 ist europaweit seit langem im Spitzenfeld, was die Anzahl von Gründungen ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht. Und wenn diese N26 verlassen, um etwas Eigenes zu gründen, bin ich sehr geneigt, in sie zu investieren. Das passt zu meiner Strategie, in Teams zu investieren: Die neuen Gründerinnen und Gründer kenne ich dann ja bereits, weiß, wie sie arbeiten. Oft entstehen spannende Sachen wie bei Finmid, die eine Kreditinfrastruktur für B2B-Software anbieten, oder Beams, die als Tourismus-App gestartet sind, dann so etwas wie „Tiktok für Audio“ probiert haben und inzwischen eine Künstliche Intelligenz für Piloten entwickeln.

Spaßwette auf Fluggesellschaft

Apropos Piloten: Unternehmen wie Leav Aviation machen in meinem Portfolio besonderen Spaß. Das ist eine Kölner Fluggesellschaft, die erst 2020 gegründet wurde. Flottenstärke: zwei Airbus A320-200. Und es ist spannend zu sehen, wie sich so etwas entwickeln kann. Das Projekt ist jetzt sogar profitabel.

In einzelne Kryptowährungen investiere ich nicht direkt. Über ein paar Startup-Investments aus dem Segment nehme ich allerdings indirekt an der Entwicklung der Branche teil. Ein Investment, an das ich sehr stark glaube, sind die „BIT Capital“-Fonds von Fintech-Veteran Jan Beckers. Dieser ist nicht zu Unrecht einer der erfolgreichsten Technologiefonds Europas.

Vor ein paar Jahren ist mir außerdem aufgefallen, dass in meinem Portfolio zur Diversifizierung etwas fehlt: Immobilien. In Berlin konnte ich dann zwei vielversprechende Objekte mit Partnern erwerben, es ist ein Mix aus Gewerbe- und Privatvermietung.

In den letzten zwei Jahren habe ich allerdings kaum noch neue Deals gemacht. Ich konzentriere mich auf N26, da haben wir große Aufgaben und eine wichtige nächste Unternehmensphase, die wir gerade einläuten.

So haben wir kürzlich unsere neue Depotfunktion für Aktien und ETFs in Deutschland gelauncht, die ich seit Tag 1 verwende. Damit können wir jetzt auch unseren Kundinnen und Kunden hierzulande den Zugang zum Investieren so einfach und verständlich wie möglich gestalten.

Aufgezeichnet von John Stanley Hunter.