Neuer Clark-CEO Benedikt Kalteier (links) und Gründer Christopher Oster, der in den Aufsichtsrat wechselt (Bild: PR).

Versicherungs-Startup Clark: Die Hintergründe der 100-Millionen-Runde

Exklusiv: Das milliardenschwere Versicherungs-Startup Wefox befindet sich in einer schweren Krise, derweil will der große Konkurrent Clark auftrumpfen. Unter neuer Führung plant das Startup zurzeit ein 100-Millionen-Funding und wird seinen Gewinn ausbauen, wie interne Unterlagen zeigen.

Als Benedikt Kalteier vor einem halben Jahr als Deutschland-Chef beim Startup Clark anheuerte, wurde er in der Szene bereits als CEO-Anwärter gehandelt. Nun übernimmt der erfahrene Versicherungsmanager, zuletzt Vertriebschef der Generali, tatsächlich den CEO-Posten von Gründer Christopher Oster. Hinter den Kulissen bereiten die beiden derweil schon seit Wochen ambitionierte Pläne vor. Rund 100 Millionen Euro wollen sie von Investoren einsammeln, wie aus dem Umfeld der Firma zu hören ist.

Die Pläne für eine Finanzierungsrunde hatte das Clark-Management bereits im Handelsblatt bestätigt, ohne Details zu der Größenordnung zu nennen. Eine Investorenpräsentation gibt nun detaillierte Einblicke, wie die Firma dasteht – und wie sie weiter wachsen will.

Deutsche Bank begleitet das Fundraising

Als Investmentbank hat Clark die Deutsche Bank mandatiert, um das Funding vor einem potentiellen Börsengang zu bestreiten. Das Geld soll auch in größere Zukäufe fließen. „Besonders schauen wir auf Maklergeschäfte mit Privatkunden“, sagte Manager Kalteier dem Handelsblatt. Das Unternehmen, das eine Versicherungs-App anbietet und über Makler die Policen vertreibt, ist in den vergangenen Jahren stark über Akquisitionen gewachsen. So übernahm es Finanzen.de, aber auch in anderen Märkten kamen neue Firmen hinzu: In Großbritannien beispielsweise UB Partners und in Deutschland die Schutzklick-App.

Mit den Zukäufen und einem starken Marketing gelang es 2022 die Marke von 100-Millionen-Umsatz zu knacken. Mittlerweile macht es parallel zum Wachstum einen kleinen Gewinn von einer Million Euro, den es in diesem Jahr verzehnfachen will, wie aus den internen Unterlagen hervorgeht (siehe Grafik). Clark bestätigt die Zahlen teilweise.

Gerade bei den Zukäufen ähnelt die Strategie mit dem Konkurrenten Wefox, auch dieser legte in den vergangenen Jahren durch Käufe stark zu, wie Finance Forward berichtete. Doch die Verzahnung der Firmen funktionierte nicht wie gewünscht. Zurzeit befindet sich das Unternehmen in einer Krise, es droht ein Ausverkauf der werthaltigen zugekauften Firmen. Zu den Kaufinteressenten der deutschen Firmen soll wiederum Clark gehören.


Im Gegensatz zu Wefox setzte Clark auf eine Endkunden-Marke und gibt viel Geld aus, um sie bekannt zu machen: Laut Jahresabschluss fielen allein 2021 43 Millionen Euro für Werbung an, neue Zahlen gibt es dort nicht. Gerade in Städten fiel die Plakatwerbung von Clark in der Vergangenheit stark auf. Auch setzte die Firma stark auf Podcast-Werbung (siehe Grafik).

„Kurzfristige Steigerung der Profitabilität“

In der Investorenpräsentation wird allerdings deutlich, wie viel es kostet, einen Kunden oder eine Kundin in Deutschland zu gewinnen: knapp 80 Euro. Gleichzeitig erlöse man aber mehr als 600 Euro über die Jahre der Kundschaft (Customer Lifetime Value). Dabei setzt Clark zurzeit stark auf Altersvorsorge-Produkte. Der neue CEO sagte außerdem dem Handelsblatt: „Um die kurzfristige Profitabilität zu steigern, haben wir zuletzt verstärkt auf Lebensversicherungsprodukte gesetzt, bei denen die Provisionszahlungen am Anfang fließen.“ Sollten sich die Zahlen tatsächlich bewahrheiten, wäre das ein guter Wert.

Der große Wachstumshebel für Clark sind dabei die Makler. In Deutschland soll einer um die 30.000 Euro Umsatz pro Monat erzielen. In der App und bei der Organisation versucht Clark möglichst viel zu automatisieren, heißt es in der Präsentation. Doch gerade langfristig – vor einem potentiellen Börsengang – wird sich die Frankfurter Firma die Frage gefallen lassen, welche Rolle die Technologie und welche der Makler spielt.

Erstmal muss die Firma nun die Finanzierungsrunde zusammen bekommen. „Wir planen, die Runde voraussichtlich diesen Sommer abzuschließen“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit.