Identity-Fintech Webid wird von Finanzinvestor übernommen
Das Startup Webid ist mit Video-Identifikationen großgeworden, etwa als Partner von der Deutschen Bank oder Trade Republic. Nun kauft der Private-Equity-Investor Anacap eine Mehrheit am Unternehmen – und gibt weitere Millionen für das Wachstum.
Eines der größten und umsatzstärksten deutschen Fintechs wird verkauft: Wie am Morgen bekannt wurde, übernimmt der britische Finanzinvestor Anacap das Berliner Identity-Startup WebID, das den KYC-Prozess für etliche Banken hierzulande durchführt.
Anacap sichere sich einen Mehrheitsanteil an dem 2012 gegründeten Startup und werde WebID „signifikantes Wachstumskapital zur Verfügung stellen“, heißt es in einer Mitteilung. Zur Höhe des Investments wurden keine Angaben gemacht, ebenso wenig zum Unternehmenswert. Man darf allerdings davon ausgehen, dass dem Deal eine Bewertung im zumindest hohen zweistelligen, vielleicht aber auch im überschaubaren dreistelligen Millionenbereich zugrundegelegt worden ist.
Nach Informationen von Finanz-Szene.de und Finance Forward erwirtschaftete Webid im vergangenen Jahr einen Umsatz von ganz grob 20 Millionen Euro – eine Größenordnung, die abgesehen von Schwergewichten wie N26 oder Sumup nicht mehr als vielleicht 10 bis 15 Fintechs hierzulande erreichen. Bemerkenswert: Die Berliner kamen bislang ohne größeres externes Funding aus, finanzierten ihr bisheriges Wachstum abgesehen von kleineren Kreditmitteln also wesentlich aus dem Cashflow. 2018 lag der Jahresüberschuss bei 1,1 Millionen Euro, ein Jahr später waren es (auch aufgrund von Investitionen, die den Gewinn drückten) rund 250.000 Euro.
Dass Anacap nicht nur die Mehrheit der Anteile übernimmt, sondern darüber hinaus auch frisches Kapital in die Firma injiziert, dürfte darauf hindeuten, dass die Jahre des rein cashflow-finanzierten Wachstums vorbei sind – und Webid nun in den Angriffsmodus wechselt. Diese Strategie wäre insofern schlüssig, als das der Münchner Hauptwettbewerber Idnow genau das Gleiche tut. Auch dort ist mit Corsair ein ausländischer Finanzinvestor groß eingestiegen und unterstützt nun einen aggressiven Expansionskurs, unter anderem in diesem Sommer durch eine Übernahme auf dem französischen Markt.
Auch die Historie von Anacap ist ein Indiz, dass bei Webid nun kräftig expandiert werden soll. So finanzierten die Briten vor einigen Jahren auch den Aufstieg des Heidelberger Payment Service Providers Heidelpay (der mittlerweile Unzer heißt), bevor sie die Beteiligung an den US-Investor KKR verkauften.
Zu den Kunden von Webid gehören der heute verschickten Pressemitteilung zufolge unter anderem die Deutsche Bank, BNP Paribas und Santander. Die Berliner haben nach eigenen Angaben rund 300 B2B-Kunden und identifizieren allein per Video-Ident täglich rund 15.000 Endkunden.