„Etwas ist schiefgelaufen“ – der holprige Start von Vivid
In der ersten Woche seit dem Launch musste N26-Angreifer Vivid mehrere Rückschläge einstecken. Technische Bugs machten es manchen Nutzern zeitweise unmöglich, ein Konto zu eröffnen.
Der Launch eines neuen Banking-Produktes ist komplex und er verläuft nahezu nie reibungslos. Deshalb starten viele Projekte mit einer Betaphase, in der den Testnutzern klar ist, kein fertiges Produkt zu verwenden – und sie geben Feedback. Bei dem großen Vorhaben, in Deutschland einen Angreifer für N26 und Revolut zu etablieren, wählte der russische Fintech-Milliardär Oleg Tinkov große Worte und wollte direkt voll durchstarten.
Doch Vivid, wie das neugegründete Fintech heißt, hatte diverse Startschwierigkeiten. In den ersten sieben Tagen musste es gleich mehrere Bugs der App beheben.
1. Video-Ident – in der „Endlos-Schleife“
In einer Telegram-Gruppe und in den Bewertungen des Google-Play-Stores berichteten mehrere Nutzer davon, bei der Verifizierung ihres Kontos Probleme mit der Video-Identifizierung gehabt zu haben. Der Service wird von IDNow durchgeführt. „Nach Video ident leitete mich die App wieder zum Video ident…das ich abgeschlossen habe…bin in endlos Schleife gegangen“, schrieb etwa ein Nutzer am Freitag. Vivid antwortete im App-Store, die Situation sei bekannt und der Support arbeite „mit Hochdruck an einem Fix“. Für einige Nutzer sah der erste Eindruck von Vivid jedoch so aus: „Etwas ist schiefgelaufen“, wie entsprechende Screenshots zeigen.
Auf Anfrage von Finance Forward heißt es vom Fintech, das Probleme könne auftreten, wenn Nutzer keine stabile Internetverbindung hätten. Bei einigen Nutzern sei es zudem notwendig, die App neu zu starten, um den Video-Ident-Prozess fortzuführen.
2. Fehlerhafte Kreditkarten verschickt
Vivid musste außerdem bereits verschickte Metallkarten ersetzen, da das Unternehmen Namen unvollständig bedruckt hatte, unter anderem auch das Testkonto von Finance Forward. „Aufgrund eines technischen Fehlers weisen wir dich darauf hin, dass der Name des/r Karteninhabers/-in möglicherweise falsch eingeprägt ist“, schrieb Vivid in einer Mail an einige Kunden. „Sobald das Problem behoben ist, senden wir dir kostenlos eine neue Karte mit dem richtig gedruckten Namen zu.“ Das habe Vivid bei „einigen wenigen Kunden erlebt“, heißt es auf Nachfrage.
3. Schwierigkeiten bei Überweisungen
In einer neueren Version der Android-App gab es in der vergangenen Woche einen Fehler, der zu Komplikationen bei Zahlungen an einige Kontonummern geführt hatte. In verschiedenen Foren berichteten Nutzer von entsprechenden Schwierigkeiten. Nur „eine Handvoll Zahlungen“ seien davon betroffen gewesen, beteuert die Sprecherin. Der Fehler sei innerhalb von 24 Stunden behoben worden.
4. Probleme beim Login
Am Dienstag konnten sich zudem Nutzer zeitweise nicht in ihr Konto einloggen, eigenen Angaben zufolge wegen eines Updates im Backend-System des von der Solarisbank unterstützten Fintechs. „Dies wurde von Vivid Money sofort behoben, sodass sich schon nach kürzester Zeit alle Nutzer wie gewohnt einloggen konnten“, sagte die Sprecherin.
Vivid musste am Dienstag auf einige Nachfragen in den sozialen Medien reagieren. Ein reibungsloser Start sieht anders aus – schließlich muss sich Vivid gegen die hohen Standards, die vielen Banking-Apps mittlerweile vorweisen können, behaupten. Als Angreifer muss es die Kunden sofort überzeugen.
Trotzdem ist das Fintech mit seinem Start zufrieden. „Die Resonanz unserer Kundinnen und Kunden innerhalb der ersten Woche seit unserem Start ist enorm hoch und positiv und übersteigt unsere Erwartungen“, so die Bilanz von Mitgründer Alexander Emeshev.
Laut Schätzungen des Analysetools Priori Data wurde die App von Vivid in den ersten acht Tagen seit Launch rund 3.100 Mal heruntergeladen, 2.300 Downloads entfielen demnach allein auf Android-Geräte. In den Downloadcharts von Apples App-Store steht Vivid in der Kategorie Finanzen somit auf Platz 167.