Nach US-Start: Grover plant Spac oder Börsengang
Exklusiv: Der Berliner Elektronik-Vermieter Grover prüft nach Informationen von Finance Forward den Weg an die Börse über einen Spac-Deal. Das Startup ist mit seinem Angebot gerade in den USA gestartet und hat erfahrene Manager an Bord geholt.
An dem Geschäftsmodell haben sich bereits große Unternehmen wie Otto oder Tchibo versucht – und sind gescheitert. Doch Michael Cassau ist mit seinem Startup Grover dabeigeblieben und vermietet seit einigen Jahren Elektrogeräte wie Handys, Laptops oder auch Saugroboter. „Die Corporates hören zu früh auf, sie haben ja große Geschäftsbereiche, die gut laufen“, sagte der Gründer kürzlich der Süddeutschen Zeitung.
Der Zugang zu Kapital ist für das Geschäftsmodell essentiell. Auch aus diesem Grund soll der Weg an die Börse kommen, dafür hat Grover bereits eine profilierte Finanzmanagerin eingestellt. Nach Informationen von Finance Forward erwägt Grover nun sogar, die Abkürzung an die Börse zu nehmen – über einen sogenannten Spac.
Richtige Phase für einen Börsengang?
Vor wenigen Monaten hat Linda Rubin als Chief Investment Officerin bei Grover angefangen, sie verantwortete jahrelang bei der Bank JP Morgan Chase IPO-Themen. Auch bei Grover soll sie Kapitalmarktthemen verantworten. Klar ist: Der Börsengang, den CEO Cassau im Frühjahr in Interviews bereits als „mittelfristiges Ziel“ ausrief, wird konkret angegangen. Nach Informationen von Finance Forward bereitet sich die Firma bereits intern darauf vor.
Ein möglicher Weg an die Börse ist die Verschmelzung mit einer sogeannten Special Purpose Acquisition Company, kurz Spac. Der spezielle Börsengang hat besonders in den vergangenen Monaten einen Boom erlebt, mehrere börsennotierte Firmenhüllen sind derzeit auf der Suche nach Übernahmezielen, viele von ihnen schauen gezielt auf Startups aus der Tech-Branche. Bei Grover werde das derzeit geprüft, heißt es aus mehreren Quellen. Das Unternehmen selbst kommentiert die Informationen nicht.
Die Frage ist, ob sich Grover in der richtigen Unternehmensphase für einen schnellen Weg an die Börse befindet. Im vergangenen Jahr hat Grover mit rund 160 Mitarbeitern 37 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Operativ sei das Unternehmen profitabel, heißt es. Wie groß das Wachstum ist, lässt sich bislang nicht beurteilen. Die Expansion auf den US-Markt, die 2016 schon einmal angekündigt und dann auf Eis gelegt wurde, soll nun starten und das Wachstum weiter beschleunigen.
Die große Expansion steht an
Im Rahmen einer Finanzierungsrunde sagte Cassau im April 2021 noch, es sei unklar, ob vor einem Börsengang weitere Finanzierungsrunden nötig seien. Wenige Monate später nahm sein Unternehmen weiteres Kapital auf, spätestens jetzt ist klar, dass es ein akutes Thema ist.
Gleichzeitig hat Grover einige Baustellen: Aktuell ist das Startup in Deutschland, Österreich, Spanien und den Niederlanden aktiv. Mit der Expansion in weitere europäische Märkte und die USA hat es viel vor, die Zahl der vermieteten Geräte will Grover bis 2024 von aktuell 475.000 auf fünf Millionen steigern. Dafür hat die Berliner Firma das Management aufgestockt: Das US-Geschäft wird Andrew Draft verantworten, ehemals Head of Regional Partnerships für Uber Eats. Auch der neue Technikchef Michael Kostadinovich sitzt seinem LinkedIn-Profil zufolge in den USA, er kam vom Proptech-Unicorn Better.com.
Cassau spricht gerne davon, „langfristig die neue Zugangsform für Technologie weltweit“ zu werden. Besonders im Geschäftskundensegment, der aktuell rund 15 Prozent ausmacht, ist noch Platz, um in den bereits bespielten Märkten zu wachsen. Unternehmen können ihren Mitarbeitern beispielsweise Geräte für das Home-Office mieten, ein Trend, den die Pandemie maßgeblich befeuert. Gleichzeitig will Grover das Angebot ausbauen, zu den aktuell immerhin 2.500 Artikeln sollen weitere Produktgruppen wie Fitnessgeräte, Gesundheitstracker, Serviceroboter und smarte Haushaltsgeräte hinzukommen.
Ob das Unternehmen für einen Börsengang bereit ist, lässt sich derweil anhand der öffentlichen Zahlen schwer beantworten. Gerade bei Geschäftsmodell kommt es darauf an, wie lange ein Gerät vermietet ist und wie oft es den Vermieter wechselt. Der eingespielte Betrag muss am Ende die Marketingausgaben, den Einkaufspreis und die operativen Kosten übertreffen. In einer starken Wachstumsphase – mit großen Werbekampagnen – ist dies schwierig abzuschätzen. Außerdem könnte sich die Stimmung am Kapitalmarkt zurzeit drehen. Die Sprachlern-App Babbel hat ihren Börsengang kurzfristig abgesagt.