Gnosis-Gründerin Friederike Ernst auf der Finance-Forward-Konferenz (Bild: OMR/Kai Weise)

„Alle Kryptowallets werden zu On-Chain-Neobanken“ – Gnosis-Gründerin Friederike Ernst im FinanceFWD-Podcast

Gnosis gehört zu den vielversprechendsten Krypto-Projekten aus Deutschland. Prominente Geldgeber haben zuletzt 100 Millionen Euro in ein Gnosis-Projekt gesteckt. Nun starten Friederike Ernst und ihr Team mit einem Angriff auf N26 und Revolut. Sie will mit Gnosis Pay eine Web3-Neobank aufbauen. Dazu gibt es eine App und eine Bankkarte. Wie sich diese Karte durchsetzen soll – und warum Investoren Schlange stehen, darüber hat Friederike Ernst im Podcast gesprochen.

Angesichts der anhaltenden Kurskapriolen bei Kryptowährungen gerät beinahe in Vergessenheit, wofür die digitale Geldalternative eigentlich einmal konzipiert war. Denn das Bezahlen mit Bitcoin, Ether und Co. ist noch immer eine Randerscheinung. Fälle, in denen jemand damit seine Alltagsausgaben tätigt, sind rar. Das Berliner Krypto-Startup Gnosis plant dies nun mit seinem Payment-Produkt zu ändern.

Mit Stable Coins den morgendlichen Kaffee zahlen

Gnosis Pay möchte eine Brücke zwischen der „alten Bankenwelt“ und der effizienten Blockchain-Technologie schlagen. Gründerin Friederike Ernst vergleicht ihr Modell mit dem Innovationssprung von Skype vor 20 Jahren: Bis heute kann man über den Dienst globale Telefonate zum lokalen Netztarif führen – dank einer Technologie, die den Großteil der Verbindung über das Internet abwickelt und nur für die „letzte Meile“ das lokale Telefonnetz nutzt. „Genauso ist es mit der Blockchain-Technologie im Bankwesen auch“, sagt Ernst im Podcast. „Hebt man die zugrundeliegenden – teils sehr veralteten – IT-Prozesse auf die Blockchain, kann man sie viel effizienter abwickeln.“

Das Modell von Gnosis-Pay funktioniert folgendermaßen: Kunden erhalten ein spezielles Wallet für Kryptowährungen, das sich von anderen digitalen Geldbörsen unterscheidet, weil es auch eine IBAN für Überweisungen und eine Visa-Debitkarte hat. Damit können Kunden sowohl Online- als auch Offline-Zahlungen und SEPA-Transaktionen durchführen, aber nur mit einem europäischen Stable Coin namens EURe. Durch die Abwicklung auf der sogenannten “Gnosis-Chain” sollen die Kosten für Händler erheblich reduziert werden. Statt bis zu 20 Basispunkten (Gebühren) zahlen sie nur noch etwa 0,5 Basispunkte. Gnosis möchte also traditionelle Bankdienstleistungen wie Ein- und Auszahlungen, Überweisungen und Kartenaktionen über die Blockchain schneller und kostengünstiger anbieten – ähnlich wie N26 oder Revolut, aber auf Basis von Kryptowährungen.

Profitabler als Neobanken?

Ernst glaubt dabei auch an die Profitabilität ihres Geschäftsmodells: „Dadurch, dass wir sehr große Volumina abwickeln wollen und im Hintergrund alles automatisiert ist, funktioniert das Geschäftsmodell auch mit den geringeren Transaktionsgebühren noch super.“ Insbesondere das klassische Neobank-Geschäftsmodell könne man damit schlagen. Denn diese verdienen im Gros ihren Umsatz noch immer mit Kontoführung und nicht mit dem attraktiveren Kreditgeschäft. Ernst nennt das „ein Verlustgeschäft“. „Ich gehe daher davon aus, dass es eine Konsolidierung im Neobank-Sektor in Europa geben wird.“ Gnosis könne das Kontoprodukt derweil kostendeckend anbieten.

Die Balance zwischen der Sicherheit eines klassischen Bankangebots und den Freiheiten der dezentralen Blockchain ist dabei nicht immer leicht. Gnosis versucht dies über einen Smart Contract im Hintergrund zu lösen. Das ist ein digitaler Vertrag, der sich selbst ausführt,  sobald festgelegte Bedingungen erfüllt sind – Betrug oder menschliche Fehler sind so nicht möglich.

Der Smart Contract von Gnosis ermöglicht dann etwa Grundfunktionen wie das Kartensperren oder das Ändern beziehungsweise Wiederherstellen der eigenen Wallet-Passwörter. Letzteres ist eine der großen Schwachstellen bei der klassischen Krypto-Verwahrung. Verliert man etwa sein Passwort oder erlangt ein Dritter Zugang zur Wallet, gibt es kaum Möglichkeiten, wieder an das Geld heranzukommen.

„VCs rennen uns die Bude ein“

Insgesamt darf man gespannt sein, wie das Produkt sowohl bei Kryptofans aber auch klassischen Bankkunden ankommen wird. Bis zu 25.000 Konten will das Startup zunächst bis Ende des Jahres freischalten. Danach sollen die Expansion in die USA und Südamerika folgen. Bislang ist das Projekt dabei noch selbst-finanziert – um das Interesse der Venture-Capital-Firmen muss sich das Startup aber wohl keine Sorgen machen. „Für Gnosis Pay rennen uns die VCs gerade die Bude ein“, sagt Ernst.

Über die Pläne für Gnosis Pay, die Zukunft der Neobanken und ihre Meinung zu Worldcoin spricht Ernst im Podcast.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Ernst über …

… die Vorteile der Blockchain im Payment-Sektor
… das Geschäftsmodell von Gnosis Pay
… Kundenservice mit KI
… das Modell von Worldcoin

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