Sie haben zwei der wertvollsten europäischen Fintechs gegründet: Revolut-CEO Nikolay Storonsky und N26-CEO Valentin Stalf (Bild: TechCrunch/FFWD)

Gipfeltreffen der Neobanker

N26-Chef Valentin Stalf und Revolut-Gründer Nikolay Storonsky sind natürliche Konkurrenten. Auf der Finance-Forward-Konferenz trafen sie – indirekt – aufeinander.

„Eigentlich hätten wir hier einen Ring aufstellen müssen“, sagte Moderator Steven Gätjen noch, bevor er Nikolay Storonsky auf die Bühne ruft. Der Revolut-Gründer erzählt dort im Rahmen der Finance-Forward-Konferenz von den Wachstumsplänen seiner Bank und warum der Start in Deutschland so schleppend verlief. Das Besondere: Wenige Minute vor Storonsky sprach an gleicher Stelle Valentin Stalf, Gründer der deutschen Neobank N26 – und damit der natürliche Rivale von Storonsky und Revolut.

Auch Stalf erlaubte einen Blick in die Zukunft und bekräftigte seine Pläne für einen Börsengang. Wann der stattfindet? Unklar, jedenfalls nicht in den kommenden beiden Jahren. Dem direkten Vergleich versuchten Stalf und Storonsky aus dem Weg zu gehen, indem sie auf die Besonderheiten der Anbieter hinwiesen. Kurz gesagt lauten diese so: Revolut geht in die Breite, N26 in die Tiefe.

Doch egal, wie sehr Stalf und Storonsky die Unterschiede betonten: Für Nutzerinnen und Nutzer sind diese in der Regel kaum ersichtlich – wenn sie nicht gerade aus der Finanzszene kommen. Beide Anbieter zeichnet eine simple Benutzeroberfläche aus, beide setzen auf schnelle digitale Lösungen in einer technisch ausgefeilten App. Das kommt an: N26 hat mehr als sieben Millionen Kunden, Revolut kommt sogar auf 18 Millionen – Tendenz stark steigend. Und, noch eine Gemeinsamkeit: Beide halten nicht viel von den klassischen Banken. „Wir sind 50 Mal besser als die“, sagt Stalf im Gespräch mit New-York-Times-Kolumnistin Kara Swisher.

Wo liegen die Unterschiede?

Stalf bezeichnet diverse Produkteinführungen als „größte Fehler“, Storonsky sieht darin seine größte Chance. N26 ist daher aber vorsichtiger bei der Expansion. Stalf ist noch immer von der fehlgeschlagenen Expansion in die USA geprägt. „Da konnten wir nicht viel von unserem Wissen transferieren, um economies of scale zu schaffen“, sagte Stalf. Auch Versicherungsprodukte würde er nicht noch einmal anbieten. Das Wachstum soll jetzt durch die eigenen Stärken – sprich „Simplizität“ – generiert werden sowie durch einige wenige neue, aber gute Produkte. So kündigte Stalf an, dass N26-Kunden schon in wenigen Wochen Kryptowährungen kaufen können.

Eine ganz andere Expansionsstrategie fährt Nikolay Storonsky. Wie diese aussieht, erklärte er im Gespräch mit Finance-Forward-Redakteur John Hunter. Er wolle eine „Super-App“ entwickeln, erklärte er. Konkret heißt das, dass Revolut möglichst viele Applikationen in einer vereinen will. Vom Banking über Versicherungen bis hin zur Taxibuchung. Überall. Wo bezahlt werden muss, will Revolut mitspielen. Und das weltweit. „Wir wollen, dass sich Menschen in jedem Land der Welt kostenlos Geld hin und herschicken können“, sagte Storonsky. Sein Unternehmen sei deshalb überall auf der Welt mit Regulatoren im Austausch.

Strategieänderung führt zum Erfolg

Warum die Expansion in Deutschland zunächst schleppend verlief, erklärt Storonsky mit einer Strategieänderung: Vor einigen Jahren habe sein Team erkannt, dass es trotz der Breite auch Tiefe schaffen müsse – sprich: Lokalisierung. In Deutschland müssten Kunden also anders angesprochen werden als in den USA. „Das war dann Teil des Marketings und das Resultat sehen wir jetzt.“ Mittlerweile gehöre Revolut überall in Europa zu den Top-3-Digitalbanken.

Aktuell treiben sowohl Stalf als auch Storonsky vor allem Personalfragen um und die Frage, wie es mit der Expansion weitergeht. Dass N26 Probleme mit der Diversität seines Führungspersonals hat, räumte Stalf auf Nachfrage von Swisher umgehend ein. „Da müssen wir besser werden.“ Auf der Produktseite gehe es um „Execution“, also um die Umsetzung von Ideen in der App. Bei Revolut stünden Gespräche mit Regulatoren an, um Banklizenzen in weiteren Ländern zu erhalten – zum Beispiel auf den Philippinen. Auch an einer Art „Buy now, pay later“-Funktion arbeitet Revolut. Außerdem können sich Kunden bald ihr Gehalt einige Tage im Voraus auszahlen lassen – vorausgesetzt sie haben ihr Hauptkonto bei Revolut. Alles in allem blickten Stalf und Storonsky aber ähnlich auf die Zukunft der Fintechszene.

So blieb Ringtanz auf der Finance Forward-Bühne auch aus. Doch der Kampf um die Kunden – der geht zwischen N26 und Revolut sicher weiter.