Funding-Schock: Was der „Fall Klarna“ für N26 und Co. bedeutet
Klarna soll in einer neuen Finanzierungsrunde von seinen Geldgebern mit nur noch 15 Milliarden Dollar bewertet werden. Es wäre eine massive Downround mit Folgen für die ganze Fintech-Szene.
Kein anderes europäisches Finanz-Startup wollte derart hoch hinaus wie die „Buy now, pay later“-Revolutionäre von Klarna. Was in den vergangenen eineinhalb Jahren niemanden interessierte: Die Schweden nahmen für ihr abenteuerliches Wachstum ebenso abenteuerliche Verluste in Kauf.
Was auch insofern bemerkenswert war, als es sich bei dem 2005 gegründeten Klarna um ein zwischenzeitlich profitables Unternehmen handelte, dem dann allerdings der Zeitgeist einhauchte, ein Player mit einem derartigen Potential dürfe nie und nimmer profitabel sein.
Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt. Es gibt bereits Berichte über eine anstehende Downround. Wenn stimmt, was das „Wall Street Journal“ schreibt, dann ist Klarna dermaßen desperat unterwegs, dass investitionswilligen Risikokapitalgebern inzwischen keine Taxierung von 30 Milliarden Dollar mehr offeriert wird (Stand Mitte Mai), sondern von nur noch 15 Milliarden Dollar. Noch im vergangenen Jahr nahm es Geld zu einer Bewertung von 46 Milliarden Dollar auf.
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Klarna heute ein schlechteres Unternehmen wäre als vor einem Jahr. Aber es bedeutet bezogen auf Klarna, dass das „Buy now, pay later“-Modell von der heraufziehenden Wirtschaftskrise besonders hart getroffen werden könnte. Der Aktienkurs des börsennotierten US-Konkurrenten Affirm hat sich seit November grob gezehntelt. Und es bedeutet bezogen auf die Fintech-Branche als Ganzes, dass momentan die Fintechs am besten dran sind, die kein Funding benötigen.
Mit Blick auf die deutsche Szene ergeben sich vor diesem Hintergrund vier Anmerkungen:
– Mit Ausnahme von Raisin haben praktisch alle großen deutschen Fintechs letztes Jahr in mehr oder weniger beträchtlichem Umfang Geld eingesammelt.
– Zu beachten ist allerdings, dass einige dieser Akteure (die Solarisbank kaufte für viel Geld den britischen Wettbewerber Contis, während Trade Republic und Scalable Capital ihre Südeuropa-Tournee starteten) mit dem Geld auch gleich ziemlich große Pläne verfolgten.
– Ausgerechnet N26 (eigentlich ein Cashburn-Fintech schlechthin) hat während der Corona-Krise das Sparen gelernt und dann letztes Jahr zum quasi spätestmöglichen Zeitpunkt (im Herbst) maximal viel Funding (annähernd eine Milliarde Euro) eingesammelt. Womöglich könnte die Berliner Neobank ein relativer Gewinner der gegenwärtigen Krise sein
– Nur zur Erinnerung: Das lange Zeit größte deutsche Fintech bekam erst seinen Cashburn nicht in den Griff und starb dann den plötzlichen Funding-Tod. Das heißt nicht, dass es anderen Finanz-Startups genauso gehen muss. Aber es zeigt den Zusammenhang.