Marktführer Flightright gründet neue Tochter Mobilityright
Exklusiv: Nach einem schwierigen Jahr 2020 wagt sich das Potsdamer Flugrechte-Startup Flightright in eine neue Branche. Das Portal soll bei Fragen zum Thema Verkehrsrecht helfen. Was hat die Firma vor?
Die Coronakrise stürzte nicht nur die Flugbranche in eine fundamentale Krise – auch die Flugrecht-Portale haben gelitten, denn ohne Flüge gibt es auch keine Verspätung. Das musste sich auch der Marktführer Flightright bewusst machen. Das Potsdamer Unternehmen setzte sich sofort daran und entwickelte ein Produkt, um bei Flugausfällen zu helfen.
Doch der Weg zurück in die Normalität ist lang. „Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2024 sich der Flugmarkt wieder erholt hat“, sagt Gründer Philipp Kadelbach. Auch die Konkurrenz sei hart getroffen worden. „Wettbewerber werden vom Markt verschwinden“, so Kadelbach.
Neue Mobilität soll ein Kernmarkt sein
Die grundsätzlichen Pläne hatte Kadelbach schon im Podcast „Die Stunde Null“ angerissen – nun wird es konkret. Für den Start hat das Unternehmen die Website Blitzerberater gekauft und arbeite eng mit einer erfahrenen Verkehrskanzlei zusammen. Wer mit dem Auto geblitzt wird, kann seinen Bußgeldbescheid beispielsweise prüfen lassen. Anbieter wie Geblitzt.de und Myright, das neue Unternehmen von einem Flightright-Gründer, sind bereits in diesem Markt unterwegs.
Außerdem will Flightright mit seiner Tochter in neue Mobilitätsbereiche vordringen. „Wer zum Beispiel mit dem Scooter ein Auto beschädigt, kann sich an uns wenden“, sagt der Finanzchef Jan-Frederik Arnold.
Im Gegensatz zu den Flugrechten, die relativ standardisiert sind, handelt es bei den Fällen um unterschiedliche Sachverhalte. Doch Flightright ist überzeugt, viele der Prozesse automatisieren zu können. Dies habe das Geschäft bei Chevalier gezeigt – mit seinem Tochter-Unternehmen vermittelt Flightright Arbeitnehmer, um Abfindungen zu erstreiten. „Bei Chevalier haben auch viele gesagt, das wird nicht funktionieren, weil die Fälle zu individuell sind“, sagt Kadelbach. Es habe geklappt: Am Ende übernehme ein Fachanwalt den letzten Teil der Arbeit – das lasse sich nicht automatisieren.
Das Wachstum flachte im vergangenen Jahr ab
Das Startup muss nun zeigen, dass es schafft, in diesen neuen Bereichen die Kunden zu gewinnen, bislang ist die Marke vor allem für das Thema Flugrecht bekannt. Es ist für das Unternehmen ein Weg, weniger von der Reisebranche abhängig zu sein. Denn nach Jahren des Wachstums stagnierte Flightright im vergangenen Jahr. „Im Jahr 2018 gab es nach der Air-Berlin-Pleite viele Verspätungen und Ausfälle“, sagt Kadelbach. Der Umsatz stieg rasant: von 13 Millionen auf 22 Millionen Euro, wie neue Zahlen aus dem Bundesanzeiger zeigen.
Im folgenden Jahr habe sich die Lage normalisiert und der Umsatz flachte ab. Dafür konnte Flightright seinen Gewinn erhöhen. Die Verspätungen aus dem Jahr 2019 machten sich noch mit etwas Verzug bemerkbar – und die Marketingkosten sanken. „Wenn es weniger Verspätungen gibt, schalten wir auch weniger Anzeigen bei Google“, sagt der Finanzchef Arnold.
Bereits Ende 2019 hat Flightright einen Teil des Teams entlassen, wie Finance Forward berichtete. Von ursprünglich 170 zu Hochzeiten seien 130 Mitarbeiter übrig geblieben, sagte Kadelbach kürzlich im Podcast „Die Stunde Null“. „Weil wir das Team bereits verkleinert hatten und die Ressourcen mit unseren Töchtern gemeinsam nutzen, sind wir ohne Entlassungen durch die Krise gekommen“, sagt Kadelbach heute.
Das Ziel ist es, mit den neuen Portalen Chevalier und Mobilityright ein ähnliches großes Geschäft aufzubauen wie im Kerngeschäft. Erst einmal muss sich das Unternehmen auf einen Umsatzeinbruch einstellen für die Bilanz diesen Jahres. Aktuelle Zahlen nennt es zurzeit nicht.