Geschäft läuft und Übernahmen im Blick – Kreditkarten-Startup Pliant befindet sich auf Wachstumskurs
Exklusiv: Der Berliner Kreditkarten-Spezialist Pliant zählt zu den Hoffnungsträgern in der Fintech-Szene – zu Geschäftszahlen halten sich die Gründer bislang bedeckt. Interne Zahlen zeigen nun, wie gut sich das Fintech entwickelt.
Anfang Oktober gab es für Fabian Terner ein Geschenk. Auf der Bühne einer Veranstaltung in München erhielt der Mitgründer des Finanz-Startups Pliant eine Holzbox. Darin enthalten: ein Champagner der Marke Ruinart. Mehrere hundert Euro kostet eine Flasche in einschlägigen Onlineshops. Überreicht wurde ihm das Präsent von zwei deutschlandweit bekannten Persönlichkeiten – dem Investor Carsten Maschmeyer und Toni Kroos, Ex-Fußballprofi von Real Madrid.
Für Terner hätte der Anlass kaum schmeichelhafter sein können. Die Firma des 42-Jährigen war im ersten Halbjahr 2024 die umsatzstärkste im Portfolio des Wagniskapitalfonds Alstin, der von Maschmeyer geleitet wird. Das Fintech hat sich auf die Ausgabe von Firmenkreditkarten spezialisiert. Beschäftigte können damit Zahlungen tätigen oder Kosten etwa für Softwareabos begleichen. Digitale Tools im Hintergrund erleichtern zudem die Buchführung.
Nicht nur im Portfolio von Carsten Maschmeyer gilt Pliant als großer Hoffnungsträger. Fabian Terner hat das Finanz-Startup 2020 mit Malte Rau gegründet, mittlerweile gehört die Firma zu den größten Anbietern im Markt. Fremdkapital eingerechnet, sind bislang mehr als 130 Millionen Euro in das Berliner Unternehmen geflossen. Im Juni verkündeten die Gründer eine Partnerschaft mit der Commerzbank, später folgte ein Deal mit der Vereinigten Volksbank. In der Szene heißt es, dass es bei Pliant läuft – und das in einem speziell für Fintechs anhaltend schwierigen Marktumfeld.
Jährlich wiederkehrende Einnahmen von 25 Millionen Euro
Doch zu Geschäftszahlen hielt sich die Firma bislang bedeckt. Konkrete Zahlen teilen die Gründer nicht und wenn, nur verklausuliert. „Der Umsatz habe sich vervierfacht, das Kundenwachstum annähernd versechsfacht“, hieß es etwa zuletzt im Februar 2023 bei Bekanntgabe einer Finanzierungsrunde. Auch bei der kürzlichen Preisverleihung für das umsatzstärkste Unternehmen im Alstin-Portfolio drangen keine Zahlen nach außen. Die Veranstaltung war nicht öffentlich.
Nach Informationen von Finance Forward soll sich das Geschäft von Pliant zuletzt jedoch stark entwickelt haben. Vor allem Hotelübernachtungen, die Kunden mit den Karten des Fintechs bezahlen, sollen ein wichtiger Umsatztreiber sein. Für dieses Jahr rechne das Fintech mit einem jährlich wiederkehrenden Umsatz von mindestens 25 Millionen Euro, wie aus dem Firmenumfeld zu hören ist. Der Betrag könnte sogar noch auf 28 Millionen Euro steigen.
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Beim sogenannten Annual-Recurring-Revenue (ARR) nimmt man den Monatsumsatz aus Gebühren für Software und schreibt ihn für zwölf Monate fort. Damit läge Pliant zwar noch hinter dem Konkurrent Moss, der nach eigenen Angaben auf Einnahmen von 30 Millionen Euro pro Jahr kommt. Das Geschäft von Pliant soll aber bereits profitabel sein. Intern soll mittlerweile von einer Firmenbewertung zwischen 250 und 300 Millionen Euro die Rede sein, heißt es. Dies entspräche ungefähr einen zehnfachen Multiple auf den Umsatz. Für stark wachsende Softwarefirmen durchaus üblich.
Pliant strebt Unicorn-Bewertung an
Auf Anfrage von Finance Forward wollte Pliant die Zahlen nicht kommentieren. „Wir äußern uns zu Spekulationen nicht“, teilte Mitgründer Malte Rau mit. Wie von Insidern weiter zu hören ist, verfolgt das Fintech anspruchsvolle Wachstumsziele. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren soll der wiederkehrende Jahresumsatz auf bis zu 100 Millionen Euro steigen.
Besonders im Ausland plant das Unternehmen demnach weiter stark wachsen. Erst im vergangenen Jahr hatte Pliant eine entsprechende Lizenz als E-Geld-Institut erhalten. Diese ermöglicht dem Unternehmen, sein Angebot in 25 weiteren Märkten anzubieten. Auch einen Übernahmekandidaten in Großbriannien soll sich die Firma angeschaut haben. In der Vergangenheit hatte Pliant bereits Friday Finance gekauft. Sollten die Umsatzziele erreicht werden, könnte Pliant in drei Jahren in den Club der Einhörner aufsteigen – ein Startup mit einer Bewertung von einer Milliarde Euro.