Fintecsystems: Top-Manager gehen, Gründer vor dem Rückzug
Exklusiv: Nach dem 120-Millionen-Exit an den schwedischen Konkurrenten Tink sortiert sich das Münchner Open-Banking-Startup Fintecsystems neu. Drei Manager aus dem Führungsteam sind auf dem Absprung. Was steckt dahinter?
Nach bewegten Monaten steht beim Münchner Schnittstellen-Anbieter Fintecsystems ein weitreichender Umbau des Managements an. Noch kurz vor Weihnachten, als der Abschluss der Übernahme durch den schwedischen Open-Banking-Riesen Tink verkündet wurde, hatte es in der entsprechenden Pressemitteilung geheißen: „Die 78 Mitarbeiter von Fintecsystems werden Teil der Tink-Organisation, wobei das neue DACH-Managementteam neben Cyrosch Kalateh von Tink unter anderem aus René Sauer, Hannes Rogall und Caroline Jenke besteht.“
Tink-Deutschlandchef startet neu
Konkret: Die frühere Chief Legal & Regulatory Officer Caroline Jenke ist erst jüngst zum Kreditkarten-Startup Pliant gewechselt. Ex-Finanzchef René Sauer heuerte im März bei Dock Financial an, dem neuen Fintech von Marko Wenthin. Cyrosch Kalateh wiederum firmiert laut seines Social-Media-Profils zwar offiziell weiterhin als „Global Head of Payment & Platforms“ sowie als Managing Director DACH von Tink.
Laut unseren Recherchen ist Kalateh jedoch bereits seit dem 15. März auch als Geschäftsführer einer gewissen Nyx Payment Software Services GmbH eingetragen. Deren Gegenstand ist im Handelsregister mit der „Entwicklung von Software und die Erbringung von IT-Dienstleistung im Zahlungsbereich“ angegeben. Ein Sprecher von Tink bestätigte auf Anfrage, dass Kalateh das Unternehmen im Sommer verlassen wird.
Die Gründer ziehen sich aus dem operativen Geschäft zurück
Der neue starke Mann bei Fintecsystems scheint derweil COO Hannes Rogall zu sein, der laut eines Handelsregister-Eintrags von Anfang März inzwischen über „Einzelprokura“ verfügt. Dazu passen Hinweise, dass sich die beiden Fintecsystems-Gründer Dirk Rudolf und Stefan Krautkrämer aus dem operativen Geschäft allmählich zurückziehen oder dies bereits weitgehend getan haben.
Um beide war es in letzter Zeit verdächtig still geworden, schon in der Dezember-Meldung von Tink tauchten ihre Namen nicht mehr auf. Wie zu hören ist, könnte sich das Duo eher früher als später auf eine Beraterrolle zurückziehen – eine Information, der von offizieller Seite nicht widersprochen wurde.
Zur Erinnerung: Es ist noch kein Jahr her, dass FintecSystems den Exit an die Schweden hinlegte, nach unseren Informationen betrug der Kaufpreis rund 120 Millionen Euro. Etwa einen Monat später gab Tink dann wiederum den Verkauf an Visa bekannt, was in München dem Vernehmen nach nicht unbedingt erwartet worden war. Gut möglich, dass die Aussicht, früher oder später in die Konzernstrukturen bei Visa integriert zu werden, die Fluchtreflexe im Management verstärkt haben.