6,5 Millionen Euro für die nächste Banking-Wette
Finom baut zurzeit das nächste Banking-Startup für Unternehmenskunden auf. Die Gründer haben zuvor die russische Modulbank groß gemacht – und wollen diesen Erfolg nun in Europa wiederholen.
Noch ist die Erfolgsgeschichte der Modulbank in Europa relativ unbekannt: Das russische Fintech wächst schnell und machte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben etwa 60 Millionen Dollar Umsatz, bei einem Gewinn von mehr als zehn Millionen. Es bedient kleine und mittlere Unternehmen mit einer Banking-Plattform, hilft beispielsweise bei Steuererklärung und Buchhaltung.
Die Gründer der Bank haben nun ihre Anteile verkauft und bauen stattdessen in Amsterdam das Fintech Finom auf. Gleich zum Start beteiligen sich prominente Geldgeber, darunter der US-Fonds General Catalyst, der auch am Payment-Anbieter Stripe und dem Insurtech Lemonade beteiligt ist. 6,5 Millionen Euro investiert der VC zusammen mit dem Berliner Wagniskapitalgeber Target Global, FJ Labs sowie den Gründern der Zinsplattform Raisin. Die Finom-Gründer seien überzeugt, „dass sie den russischen Standard der Modulbank nach Europa bringen können“, sagt Olga Shikhantsova, Investment-Managerin bei Target Global. Sie hat vor dem Finom-Investment den Markt analysiert.
Umkämpfter Markt
Mehrere aussichtsreiche Unternehmen versuchen zurzeit, den Banking-Markt für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu erobern: die britische Firma Tide, das französische Startup Qonto sowie in Deutschland das Finleap-Unternehmen Penta. „Diese Herausforderer bieten immer noch nicht genügend ergänzende Dienstleistungen für KMUs an, sie lösen also das komplexe Problem nicht“, findet Shikhantsova. Aus diesem Grund will Finom es ebenfalls auf dem Markt versuchen, etwa 50 Mitarbeiter sind bereits bei dem Fintech beschäftigt. In Italien ist das Unternehmen bereits mit einem Rechnungstool gestartet. Für jede Rechnung, die ein Unternehmenskunde einreicht, erhält es einen Euro zurück – auf diesem Weg sollen Kunden angelockt werden.
Ende des Jahres werde Finom auch in Deutschland mit einem kleinen Team starten, kündigt die Target-Investorin an. Weitere Länder wie Frankreich stünden ebenfalls auf dem Plan. Langfristig strebe Finom auch eine eigene Banklizenz an, zuerst greife es allerdings auf die Lizenz von Bankpartnern zurück. „Durch die eigene Produktentwicklung kann Finom die Qualitätskontrolle aller Produkte und Dienstleistungen sicherstellen“, sagt Shikhantsova. Für die Investoren ist es vor allem eine Wette auf das Gründerteam um Konstantin Stiskin – und auf ihre Vision, den Erfolg der Modulbank in Europa wiederholen zu können.