400-Millionen-Verkauf von „Finanzen.net Zero“: So groß ist der Neobroker
Der Verkauf der Finanzplattform Finanzen.net für 400 Millionen Euro zeigt, welche Fantasie sich im Fintech-Markt wieder entfachen lässt. Interne Zahlen belegen, wie sich der gleichnamige Neobroker zuletzt entwickelt hat. Was ist bekannt?
Einer der größten Fintech-Exits in Deutschland ging in dieser Woche fast unter: Für einen dreistelligen Millionenbetrag hat das Medienhaus Axel Springer seine Finanzplattform Finanzen.net und den gleichnamigen Neobroker verkauft, wie das Unternehmen am vergangenen Freitag mitteilte.
200.000 Kunden zählte die Firma Ende des Jahres 2023
Erst 2021 hatte die Finanzplattform von Axel Springer den Anbieter Gratisbroker geschluckt und war unter der eigenen Marke im Juni gestartet. Die Hoffnung war, über die Millionen an Nutzerinnen und Nutzer von Finanzen.net könnte man diese zum Aktienhandel im eigenen Broker rüberziehen.
Zum Ende des vergangenen Jahres soll die Nutzerzahl bei rund 200.000 Kundinnen und Kunden gelegen haben, heißt es von mit der Sache vertrauten Personen. Die verwalteten Kundengelder hätten demnach bei rund drei Milliarden Euro gelegen. Im Laufe des Jahres könnte die Firma realistischerweise noch einmal um 100.000 oder mehr Kunden gewachsen sein, sagen Branchenkenner. Und die Assets under Custody (AuC) könnten sogar noch einmal stärker gestiegen sein, denn die Kundinnen und Kunden melden sich oft erst an – und übertragen größere Teile ihrer Geldanlage erst mit Verzug.
Zum Vergleich:
– Trade Republic kam Anfang des Jahres auf vier Millionen Kunden und Assets von 35 Milliarden Euro
– Scalable Capital ist bei einer Million Kunden und Assets von 20 Milliarden Euro (Stand: März 2024)
– Smartbroker bringt es auf 178.000 Kunden sowie 9,9 Milliarden Euro an Assets (Stand: Juni 2024).
Die Finanzplattform Finanzen.net dürfte nach dem Deal mit dem Broker noch enger zusammenrücken – das ist auch die Fantasie des Private-Equity-Käufers Inflexion, für die dieser bereit war den Betrag von 400 Millionen Euro zu bezahlen.
Wie lässt sich der Unterschied erklären?
Auch zu weiteren Geschäftszahlen von Finanzen.net gibt es neue Informationen: Laut Plan soll die Firma in diesem Jahr rund 80 Millionen Euro umsetzen. Dabei visierte das Unternehmen ein EBITDA von knapp 30 Millionen Euro an. 70 Prozent des Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll aus der Finanzplattform kommen, der Rest verteilt sich auf den Broker und die Software Traderfox, die laut Plan aber beide Gewinne abwerfen. Da die Zahl wohl einige Monate alt ist, können sie sich auch besser entwickelt haben. Schließlich gibt es zurzeit einen Trading-Boom. Die Firmen wollten sich zu den Informationen auf Nachfrage nicht äußern.
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Selbst mit den neuen Zahlen wird der Preis im Markt als hoch beurteilt. Zum Vergleich: An der Börse ist der Konkurrent Smartbroker etwa aktuell nur mit einem Drittel des Preises bewertet (126 Millionen Euro), obwohl die Firma mehr Geld hält. Auch wenn Smartbroker sich neu aufstellen musste und die Neukundenzahlen zuletzt hinter den eigenen Prognosen zurückblieben, scheint der Unterschied der beiden Bewertungen groß.
Im Markt wird der Deal auch so gedeutet, dass es wieder mehr Fantasie für das Thema Fintech gibt – und die Hoffnung im boomenden Markt mit Konkurrenten wie Trade Republic und Scalable Capital auch einen dritten großen Broker aufzubauen. Dieses Ziel hatte das Unternehmen zum Start auch formuliert.